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Krieg in Tschet- schenien - Inhalt


vom:
05.02.2000


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Krieg in Tschetschenien:

  Hintergrund-Informationen

Der tschetschenische Krieg im Internet: Von parteiisch bis sachlich

Werbung für den Kampf in sieben Sprachen

Karl Grobe

ausführlich kommentierte Link-Liste für Internet-Adressen zum Tschetschenien-Krieg


Aus: Frankfurt Rundschau 5.2.2000

"Ich möchte nach Chechnya gehen und dort kämpfen. Wie komme ich dorthin?" Das ist eine der neun "oft gestellten Fragen über den Jihad" in Tschetschenien, welche die Internet-Seite "Jihad in Chechnya" (
http://www.qoqaz.de) im Namen aller vermuteten Interessenten freimütig beantwortet. Und zwar so: Erstens haben "die Mujahideen in Chechnya" derzeit "keinen Bedarf an menschlichen,Arbeitskräften`", zweitens sind die Zugangswege bis März/April verschneit, und drittens muss der Bewerber durchtrainiert sein. Wenn nicht, dann geben dir die Mujahideen den Ratschlag, zunächst in Ländern wie Afghanistan Training zu bekommen".

Diese Internet-Seite wirbt in sieben Sprachen für ihre Sache: Russisch, Englisch, Arabisch, "Bosnisch", Malaiisch/Indonesisch, Türkisch und neuerdings auch Deutsch sind die unter verschiedenen URLs verbreiteten Idiome. Der interessierte Leser kann eine martialische Biographie des "Kommandanten der ausländischen Mujahideen-Streitkräfte", Ibn ul-Khattab, abrufen und erfährt dann, dass der Kommandant nicht aus Jordanien, sondern aus einem Mitgliedsland des Golf-Kooperationsrates stamme und seit zwölf Jahren in Sachen Jihad schon in Afghanistan und Tadschikistan tätig gewesen sei. Interviews (auch mit russischen Gefangenen) und Nachrufe auf ausländische Märtyrer, schließlich die passenden aktuellen Nachrichten lassen sich hier nachlesen.

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Krieg in Tschet- schenien - Inhalt
Um die offiziellen Sprachregelungen der tschetschenischen Seite handelt es sich auf dieser Internet-Seite jedoch nicht. Feldkommandant Schamil Bassajew verbreitet seine Nachrichten auf der Seite (http://www.kavkaz.org) in russischer, englischer und auch - aus unerfindlichem Grund - in schwedischer Sprache. Die Agentur heißt "Kawkas-Zentr". Sie ist, wie in Kriegszeiten üblich, nicht unparteiisch. Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit kamen vor allem Ende Dezember vorigen Jahres auf, als sie das Protokoll einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates Russlands verbreitete, wonach die völlige Vernichtung aller Dörfer, Kulturstätten und historischen Denkmäler in tschetschenischen Teil des Kaukasus beschlossen worden sei. Dieser Protokoll-Teil dürfte eine Zutat gewesen sein. Wer übrigens statt kavkaz.org (http://kaukaz.com) anwählt, landet auf der Seite der Nachbarrepublik Dagestan, die entsprechend der russischen Lesart den Beweis für allerlei terroristische Aktivitäten zu liefern sucht. Aktuellen Nachrichten spürt man hier vergeblich nach. Dafür gibt es beispielsweise die Agentur (http://www.itar-tass.com). Die staatstreuen Moskauer Medien, auch Itar-Tass, sind jedoch nicht umsonst zu haben. Sie wollen abonniert sein. Das "Russian Informational Center" (http://www.infocentre.ru/eng) macht eine Ausnahme davon, es sind Profis am Werk, welche die Moskauer Linie getreu umsetzen.

Unter
http://www.amina.com sind, wiederum aus tschetschenischer Sicht und unter Kontrolle der Regierung Präsident Aslan Maschadows, aber in seriöser Aufarbeitung, viele historische Hintergründe des Konflikts in langen Essays auf Englisch nachzulesen. Diese "Chechen Republic Online" überschriebene Seite enthält sporadisch auch aktuelle Nachrichten, Fotos, einige Biographien und mehrere detaillierte Landkarten.

Historisches findet sich an einer sehr überraschenden Stelle:
http://www.iol.ie/~afifi/Articles/shamyl.htm. Das ist die Internet-Seite des Islamischen Zentrums in Belfast (Nordirland). Und in den USA erscheint seit kurzer Zeit eine (englischsprachige) tschetschenische Zeitung: http://www.chechentimes.com.

Bei der Web-Suche nach Informationen über den russischen Vernichtungskrieg würde man freilich zuerst nach dem englisch transkribierten Namen der Republik, also nach "Chechnya" suchen. Man findet auch
http://www.chechnya.ru (wie die URL zeigt: in Russland ansässig). Das ist die Homepage Beslan Gantamirows, der pro-russischen Partei, "Free Chechen Republic", in russischer und englischer Version. Sie enthält als einzige eine Umfrage: Wer soll das Land regieren? Wie nicht "anders zu erwarten" stimmten bis Mittwoch 59 Prozent für die Moskauer Zentralmacht, 16 Prozent für Gantamirow und nur acht Prozent für Maschadow. Wer für letzteren votiert und daraufhin das Resultat sehen möchte, erhält gelegentlich die Auskunft: "Diese Seite kann zur Zeit nicht angezeigt werden".

Eine knappe Übersicht über die Nachrichtenlage bringt
http://www.russiatoday.com. Einige Agenturmeldungen und russische Pressestimmen - letztere nicht nur zum Krieg im Kaukasus - sind dort aktuell aufzufinden. Kritische Kommentare und seriöse Nachrichten veröffentlicht täglich (außer Sonntag und Montag) die Moscow Times (http://www.moscowtimes.ru) in englischer Sprache. Der Sender Radio Free Europe / Radio Liberty in Prag, eine von den USA finanzierte Einrichtung, stellt jeden Nachmittag seine "Newsline" ins Netz (http://www.rferl.org). Außer den zuverlässigen, aber kurzen Nachrichten vom Tage sind hier unter "Reports" und "Magazine" ausführliche Hintergrundartikel aufzufinden, unter http://www.rferl.org/nca/special/cheehnya/index.html zudem ein ausführliches Dossier über "Crisis in Chechnya", alles auch hier auf englisch.

Alle unabhängigen Dienste werden an Ausführlichkeit jedoch von einer Newsgroup übertroffen:
http://www.egroups.com/group/chechnya-sl. Diese Seite ermöglicht einen sehr umfassenden Überblick über alle möglichen Agenturnachrichten. Ihrer eigenen Arbeitsweise nach kann sie indes nicht gerade schnell sein. Die vorzüglich ausgebauten Internetseiten von BBC (http://bbc.co.uk) oder CNN (http://cnn.com) sind in der raschen Information überlegen und bieten - wie die meisten anderen hier erwähnten Webseiten auch - Verbindungen (Links) zu anderen Seiten an.

Interessante Analysen stellen schließlich der in Austin (Texas) beheimatete "Strategische Analyse- und Vorschaudienst" Stratfor (
http://www.stratfor.com) zur Verfügung, und das "Institute for War and Peace Reporting" (http://www.iwpr.ac.psi-web.com/index.p15?caucasus»ndex.html) lässt wöchentlich Analytiker und Kommentatoren aus der Region zu Wort kommen, mit ein paar Tagen Verzögerung auch auf Russisch.

Wie aber gehen die diversen Quellen mit den grundlegenden Fakten um? Am Beispiel einer Landkarte lässt sich das erkennen: Die steht zum Beispiel auf der "Amina"-Seite, stellt Tschetschenien und (farblich abgesetzt) Inguschetien dar und nennt die Hauptstadt Grosny. Auf der Seite vom Kawkas-Zentr ist lediglich die inguschetische Grenze eingezeichnet - farblich wird kein Unterschied gemacht -, und die Hauptstadt heißt hier Dschochar (nach dem Vornamen des Republikgründers Dudajew). Die Itschkeria-Seite wiederum klammert Inguschetien ganz aus. Und Stratfor zeichnet die Karte häufiger um, so dass der Kriegsverlauf erkennbar wird.

Wann aber der Schnee schmilzt und die Freiwilligen zum Jihad stoßen können, sofern der dann Bedarf hat, ist aus keiner Version der Karte ersichtlich.

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