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Erstellt:
02.06.1998

zu: Zivile Konfliktbearbeitung - Inhalt

Ziviler Friedensdienst

Seit 1991 wird in der Bundesrepublik die Idee eines Zivilen Friedensdienstes diskutiert. Zwei Konzeptvorschläge (Bund für Soziale Verteidigung, Ev. Kirche Berlin-Brandenburg) haben diese Diskussion vorangebracht. Die Idee ist einer Vielzahl von praktischen Erkenntnissen (z.B. Trainings in Gewaltfreier Aktion), historischer und kulturellen Erfahrungen (z.B. Gandhi, Solidarnosc-Bewegung, Peace Brigades International) zu verdanken. Der Zivile Friedensdienst kann als ein Instrument zur zivilen Bearbeitung von Konflikten und zur gewaltfreien Arbeit für gerechte Strukturen verstanden werden. Gewaltprävention, Versöhnungsarbeit in Konflikten und Nachsorge sind Schwerpunkte des Konzeptes.

Im November 1994 wurde von kirchlichen Institutionen, Menschenrechts- und Friedensorganisationen das Forum Ziviler Friedensdienst (ZFD) gegründet, um die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit zu intensivieren und durch kontroverse Diskussion das Konzept weiterzuentwickeln. Nachdem der Ev. Kirchentag im Juni 1995 eine Resolution für einen Zivilen Friedensdienst verabschiedet hatte, begann ein Dialog zwischen interessierten Bundestagsabgeordneten verschiedener Fraktionen (Eppelmann, Weißkirchen, Nachtwei, u.a.) und dem Forum ZFD. Eine ungeahnte Dynamik für das Anliegen entfachte der Vertrag von Dayton, der den heißen Krieg in Bosnien beendete. Niemals zuvor war so offensichtlich, daß Frieden nicht durch Soldaten und militärische Gewalt geschaffen werden kann. 700 Millionen DM für militärische Aktionen zur Aufrechterhaltung einer Nicht-Kriegs-Situation schaffen einen Legitimationsdruck, endlich auch auf der zivilen Seite zu investieren.

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Zivile Konfliktbearbeitung - Inhalt
So sollte es zu einer Startphase für den ZFD kommen mit einem Projekt "Versöhnungs- und Konfliktarbeit im ehemaligen Jugoslawien", an dem möglichst viele NGO`s beteiligt werden sollten, die bereits in der Jugoslawienarbeit engagiert sind. Diese Startphase sollte über staatliche Gelder abgesichert werden. Letztendlich ist die Realisierung bisher an den Koalitionsfraktionen und dem BMZ gescheitert.

Zunächst gibt es nur (aber immerhin) ein Modellvorhaben mit einer viermonatigen Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen (Start im April 1997).

Teilnehmen werden Personen, die mindestens 23 Jahre alt sind, berufliche und Lebenserfahrung mitbringen sowie einen mindestens einjährigen Vertrag mit einem Projektträger haben, der mit einer Partnergruppe im Gastland, vorwiegend im früheren Jugoslawien, kooperiert. Aufgaben werden u.a. im Bereich Schutz von Menschenrechten, Arbeit mit Frauen, Jugendlichen und Flüchtlingen, zur Ermöglichung des Zusammenlebens von verfeindeten Bevölkerungsgruppen, beim Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen sowie der Aufarbeitung von Kriegstraumata liegen. Es wird mit der Beteiligung von ca. 20 Fachkräften aus Deutschland, Serbien, Bosnien und Kroatien gerechnet. Deren Anstellungsträger werden etwa 10 Projektträger sein, die schon seit Beginn des Krieges in Ex-Jugoslawien dort Friedensarbeit in vielfältiger Weise leisten.

Träger der Ausbildung sind die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Bonn, und das Forum Ziviler Friedensdienst, Minden. Die Ausbildung wird inhaltlich von der Kurve Wustrow, Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion Wustrow, und dem Bund für Soziale Verteidigung begleitet.

Finanziert wird die Ausbildung mit einem Zuschuß des Landes NRW und aus Eigenmitteln der Projekträger und der Trägerorganisationen.

Die Träger werten dieses Ergebnis als einen wichtigen Schritt zur Etablierung einer profilierten Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung, wie sie in der Diskussion um die Einführung von Friedensfachdiensten und eines Zivilen Friedensdienstes im kirchlichen und außerkirchlichen Bereich immer stärker gefordert wird, aber mangels Ressourcen bisher nicht möglich war.

Teile der Ausbildung sind ein Sprachkurs von etwa 4 Wochen Dauer bei der Arbeitgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), Köln, ein Grundkurs von 11 Wochen Dauer in der Trägerschaft der AGDF, des BSV und des Forums sowie ein etwa zweiwöchiger Ausreisekurs beim Projektträger. Gegenstände des Grundkurses sind u.a. die Hintergründe des Krieges in Ex-Jugoslawien, die Grundlagen von Gewaltfreiheit, Konfliktlehre und Konfliktbearbeitung, Landeskunde, Menschenrechte, Zusammenarbeit mit Zielgruppen und ihren besonderen Problemen, Kooperation mit staatlichen und Nichtregierungsorganisationen, Geschlechterrollen, persönliche Motivation, Arbeit in Gruppen, Medien.

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Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ist ein ökumenisch arbeitender Zusammenschluß von 31 Organisationen für Friedensdienst und Friedensarbeit im Bereich der Ev. Kirche in Deutschland. Der BSV ist eine Dachorganisation der Friedensbewegung, in der sich über 60 Gruppen und Verbände sowie 500 Einzelmitglieder zusammengeschlossen haben, um zivile Konfliktbearbeitung zu fördern. Das Forum ZDF ist ein Verbund von gegenwärtig 15 Organisationen und 60 Einzelmitgliedern mit dem Ziel, die Idee eines Zivilen Friedensdienstes als eines staatlich geförderten Dienstes von ausgebildeten Fachkräften fortzuentwickeln und zu verwirklichen.

Weitere Infos:

- ADGF, Blücherstr. 14, 53115 Bonn, Tel.:
  0228/229192, Fax: 0228/219329

- BSV, Postfach 2110, 32378 Minden, Tel.:
  0571/29456, Fax: 0571/23019, e-mail:
  soziale_verteidigung@bionic. zerberus.de

- Forum ZFD, Postfach 2304, 32380 Minden, Tel.:
  0571/85779, Fax: 0571/23019







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