Ein Praktikumsbericht
Karo hat das Netzwerk Friedenskooperative in den vergangenen drei Monaten als Praktikantin unterstützt
Karo hat das Netzwerk Friedenskooperative in den vergangenen drei Monaten als Praktikantin unterstützt

Praktikumsbericht von Karo

Nachdem ich 1,5 Jahre in Frankreich gelebt und studiert habe, dort in Lyon bei Demonstrationen mit Tränengas und CRS-Polizisten konfrontiert war, kam ich im im Januar diesen Jahres im kleinen und friedlichen Büro des Netzwerk Friedenskooperative in Bonn an.

In einem Hinterhof versteckt, liegt der Ort, in dem das Netzwerk Friedenskooperative seine Arbeit verrichtet. An meinem ersten Tag hatte ich ein langes Gespräch mit Kristian, meinem Praktikumsbetreuer, der mir auf der einen Seite die Projekte und Aufgaben der Praktikant*innen im Netzwerk Friedenskooperative erklärte und sich auf der anderen Seite erkundigte, was ich bereits an Ideen und Wünschen für meine Zeit im Netzwerk Friedenskooperative haben würde. Anfänglich waren all die Informationen über mögliche Projekte zwar interessant und vielfältig, gleichzeitig aber auch sehr verwirrend. Es wurde jedoch von mir auch nicht erwartet, sofort einen genauen Überblick zu haben. Ich würde ich in den nächsten Wochen täglich mit Kristian absprechen, um meine Aufgaben für den Tag zu klären und somit meine Arbeit zu strukturieren. 

Es entwickelte sich so ziemlich schnell ein gewisser Rhythmus aus immer wiederkehrenden Aufgaben, wie zum Beispiel dem Digitalisieren der alten Friedensforum-Magazine oder dem Abtippen von Unterschriftenlisten. Diese eher monotonen  Routineaufgaben nahmen zwar einen Teil meiner Praktikumszeit in Anspruch, aber die meiste Zeit war durch interessantere Aufgaben gefüllt. Zu diesen interessanten Aufgaben zählten zum Beispiel das Erstellen von Plakaten oder Aktionsschildern, das Verfassen von einem „How-to-do“ für eine Fahrraddemo an Ostern und ein damit verbundener politischer Aufruf mit dem Thema „Warum Ostermärsche aktuell und wichtig sind“ und die generelle Mitarbeit an allem, was gerade so im Netzwerk Friedenskooperative an Arbeit anfiel.

Ein großes Highlight in meiner Zeit beim Netzwerk war das ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons) Paris Forum im Februar. Ich bekam die Möglichkeit, mit Marvin und Kathi aus dem Bonner Büro zu dieser Konferenz zu fahren und über zwei Tage sehr viel über Atomwaffen, Aktivismus und nukleare Abrüstung zu lernen. Die Tage waren sehr motivierend und inspirierend. Zusätzlich ist nach den Tagen ein Podcast für die Reihe „Lifehack Peace“, dem friedenspolitischen Podcast des Netzwerk Friedenskooperative, entstanden. Hier geht es zur Podcastfolge aus Paris. In die Folge habe ich gemeinsam mit Marvin viel Arbeit, Zeit und Mühe gesteckt. Generell hat mir die Mitarbeit am Podcast „Lifehack Peace“ über meine Praktikumszeit sehr gut gefallen. Ich durfte nicht nur die Moderation übernehmen, sondern auch die Verantwortung für eine gesamte Folge tragen, das heißt von der Themenauswahl, dem Verfassen des Konzepts über das Führen eines Interviews bis hin zum Schneiden alle Aufgaben. Hier könnt ihr die Podcastfolge: Feminismus und Frieden hören 

Im März erreichte Deutschland und auch die Friedensbewegung die Corona-Krise. Die Veranstaltungen, wie der Start der Aktionspräsenz in Büchel mit Arun Gandhi und auch die anstehenden und lang geplanten Ostermärsche, wurden nach und nach abgesagt. Erst einmal war die Situation eine unbefriedigende Erfahrung, denn man sah seine eigene Arbeit und die des gesamten Büros im Sand verlaufen. Auch die Arbeit im Büro des Netzwerk Friedenskooperative wurde stark beeinflusst, mein Arbeitsplatz aus dem Büro wurde in meine WG verlegt. Das Homeoffice war eine ganz neue Erfahrung. Doch genau so schnell wie auf einmal alle Projekte abgesagt wurden, kamen neue Aufgaben auf uns alle zu. Für mich zum Beispiel ein Stop-Motion-Video zur Geschichte und Gegenwart der Ostermärsche, welches ich in meinem WG-Zimmer produzierte  Hier findet ihr den Film zu den 60 Jahren Ostermarsch und einem Abspann zu den virtuellen Ostermärschen (Hier könnt ihr den Film angucken). Die Produktion der Filme hat mich kreativ und technisch noch einmal richtig herausgefordert. Auch sehr herausfordernd waren nach ein paar Wochen allerdings auch das stetige An-einem-Platz-bleiben-müssen sowie das fehlende Büro, in dem man sich direkt austauschen kann. Zumindest wurde uns allen ein „persönlicher“ Kontakt durch tägliche Büromeetings über Zoom ermöglicht. Schade war es natürlich trotzdem, dass die Arbeit im Büro so abrupt aufgehört hat und eine Zoom-Konferenz kann einen persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Neben dem fehlenden Kontakt war es auch eine Herausforderung, sich immer gut zu konzentrieren. Trotz all der Schwierigkeiten und negativen Folgen der Corona-Krise war es aber natürlich auch interessant zu sehen, wie eine NGO im Falle einer globalen Krise, die das Leben aller einschränkt, handelt und dennoch ihre Arbeit am Laufen hält.

Alles in allem habe ich meine drei Monate beim Netzwerk Friedenskooperative sehr genossen, ich hatte direkt das Gefühl, ernst genommen zu werden. Ich habe inhaltlich und methodisch sehr viel gelernt und mich weiterentwickelt.

Karo Siebert