ungehaltener Redebeitrag für den geplanten Ostermarsch in Gummersbach am 11. April 2020

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

1991. Es sollte ein sauberer Krieg werden. Schnell rein da. Diktator raus. Friede, Freude, Eierkuchen. Es kam anders. 

Zahllose Vergewaltigungen, 100 Tausende Tote, ein Irak, der sich bis heute nicht erholt hat. Als Symbol brennende Ölfelder, die über die Bildschirme der Welt flimmern.

Massive Umweltzerstörungen durch abgeschossene und brennende Ölfelder, Öleinflüsse in Flüsse und das Meer. Ein klarer Völkerrechtsbruch. Laut dem UN- "Übereinkommen über das Verbot der militärischen oder einer sonstigen feindseligen Nutzung umweltverändernder Techniken" vom 18. Mai ´77 ist ein Angriff auf die Umwelt, jede militärische Manipulation natürlicher Abläufe untersagt. Dieses Verbot entstand als direkte Konsequenz aus dem Vietnamkrieg als Wälder brannten. 20 Jahre später brennt Öl.

Schätzungsweise 800.000 Tonnen Öl wurden während des Krieges mutwillig in das Meer geleitet. So wurde am 19. Januar 1991 am Öl-Terminal Ahmadi im Süden Kuwaits Öl eingeleitet. Durch die Meeresströmung floss das Öl an der Küste Kuwaits entlang in Richtung Süden. In nur wenigen Wochen breitete sich über 700 Kilometer der Küste ein fast lückenloser Ölteppich aus. Gestoppt wurde die Ausbreitung erst am 14. Februar an der saudi-arabischen Halbinsel Abu Ali, die als natürliche Barriere fungierte. Die Gezeitenzone war betroffen, besonders der obere Teil dieser Zone war mit Öl überschwemmt. Die mittlere und obere Gezeitenzone verlor den größten Teil ihrer Tier- und Pflanzengemeinschaften. Große Flächen der Salzmarschen und Mangroven mit ihren dazugehörigen Lebensgemeinschaften waren tot.Es starben 93 Meeressäuger, Delfine, Seekühe und Wale. Dazu zehntausende Vögel.

Im Krieg wurden zwischen 300 und 700 tausend Liter Öl am Tag verbrannt. Die enormen Rußmengen führten zur Bildung von „schwarzem Regen“, der sich bis in die Türkei, in den Iran, nach Oman und in den südlichen Teil der damaligen Sowjetunion erstreckte. In Kuwait bedeckte der Ruß eine Fläche von rund 935 Quadratkilometer. „Sauber“.

Aber wie beziffert mensch die Umweltschäden?

Ist ein zerstörtes Ökosystem nur die absolute Zahl an Tieren und Pflanzen, die dort gelebt haben? 7 tote Löwen, 2 Tote Bussarde, 50 Tote Karpfen, 20 Hecktar Wildwiese. Oder zählen auch die Lebewesen denen es verwehrt wurde in diesem Ökosystem zur Welt zu kommen…? 

Oft treten Umweltschäden erst Jahre später auf, so haben zum Beispiel 1943 deutsche Bomben in Italien, ein US-Schiff versenkt, das eine Millionen Pfund Senfgas beförderte.Es wird erwartet, dass das Schiff das Gas noch jahrhundertelang in das Meer leckt.

Auch die Schäden durch Krieg für das Klima werden oft unterschätzt, so ist das US-Militär der größte Verbraucher von flüssigen fossielen Kraftstoffen weltweit. Alleine die Logistik der US-Army stößt so viel CO2 aus, wie Schweden oder Dänemark.

Es braucht also einen stärkeren Schutz der Umwelt, hierfür riefen im Sommer letzten Jahres 24 Wissenschaftler zu einer 5. Genfer Konvention aus. Die bisherigen Konventionen würden die Menschen schützen. Die 5. würde auch die Umwelt schützen.

Dieser Forderung sollten wir uns anschließen.

Wer sich weiter Informieren will, dem empfehle ich:

 

Henrik Köstering ist Sprecher der Grüne Jugend Oberberg.

 

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