Redebeitrag für die Veranstaltung zum Antikriegstag in Zittau am 1. September 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freudinnen und Freunde,

 "Niemand wird geboren, um einen Menschen zu hassen. Mit diesem Zitat machte Nelson Mandela deutlich, dass es Möglichkeiten gibt, andere zum Guten oder zum Schlechten zu beeinflussen. Krieg beginnt viel früher als auf dem Schlachtfeld: in den Kinderzimmern, in den Schulen, in den sozialen Brennpunkten, im eigenen Herzen.

Gestatten Sie mir, den Blick einmal auf uns selbst zu richten. Auf Dinge, Situationen und Sachverhalte, die scheinbar überhaupt nichts mit Krieg, Abrüstung oder Militär zu tun haben.

Aber ich nehme wahr, dass es in unserem Land seit vielen Jahren einen Krieg gibt. Gegen Leib, Seele und Gesellschaft. Vielleicht würden sie ihn anders bezeichnen…

  • Da ist der Raubbau am eigenen Körper. 1,8 Mio Alkoholabhängige Menschen, 9 Mio. riskanter Konsum, 13 000 Unfälle unter Alk mit 225 Toten (2016) neben den ca. 70.000 Toten durch die Folgen von Alk und Zigaretten, 27% aller Gewaltdelikte unter Alk, zw. 23 und 53%, 1333 Tote durch Rauschgift, fast 40 Mrd. direkte und indirekte Kosten durch Alk
  • Krieg gegen die Seele: 1 Jahresprävalenz für ps. Störungen 33% bei den 18-65jährigen, Psychosomatik, 10 000 Suizide Jahr für Jahr
  • Angriff gegen Familien, Partnerschaften, besonders gegen unsere Kinder…
  • Jedes Jahre werden ca. 150.000 Ehen geschieden…Scheidungsrate 1960 10,7%, 2000: 46,4% Wir versprechen: In guten wie in schlechten Zeiten, doch meinen wir nur die guten!  132.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren nur 2016 von Scheidungen betroffen, Pflegekinder, Familien werden gesucht, Inobhutnahme, Jugendamt
  • 100.000 Abtreibungen jedes Jahr. Mein Bauch gehört mir? Mein Bauch gehört DIR
  • Marsch für das Leben
  • Nachbarschaftskriege: Anwälte wissen ein Lied davon zu singen. Bsp. Im Altengerechten Wohnen ruft eine Dame die Polizei an, weil die anderen ein Sommerfest feiern und dazu Lieder singen und Grillen.

All das sage ich nicht, um Menschen anzuklagen oder zu beschämen. Ich bin selbst einer von uns. Ich meine nur, dass wir einmal den Tatsachen ins Auge sehen sollten! Denn: All das hat Folgen!

Hass, Verdrängung, Angst, Scham, Unvergebenheit führen zu einer explosiven Mischung in uns, in unserer Gesellschaft. Überzogene Härte, Unversöhnlichkeit, Neid  und  Egoismus sind oft die Antwort auf das Erlebte. Wir projizieren unsere eigenen unverarbeiteten Konflikte auf Menschen und Gruppen. 

Vor 2000 Jahren sagte Jesus eine Zeit voraus, in der Folgendes geschieht: Weil die Ungerechtigkeit zunimmt, wird die Liebe vieler erkalten (Jesus).

Ich erlebte den Hass von Linksautonomen in Berlin bei einem Schweigemarsch. In vielen Gesprächen mit Jugendlichen mit Glatze aus der rechten Szene hörte ich die Geschichten ihrer Familien: Vater schlug, alkoholisiert, Mutter zu schwach um zu helfen, ein Junge weint nicht, sonst gibt es gleich noch mal Schläge…

Ist es sehr provokativ, an einem solchen Anlass, sich selbst einmal zu hinterfragen? Jesus sagt: Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und den Balken im eigenen Auge siehst du nicht?

Nochmals: Niemand wird geboren, um einen Menschen zu hassen. Was brauchen wir? Umkehr! Veränderung, Hinwendung! Ein verändertes Herz. Das hab ich mir von Jesus schenken lassen.

Nelson Mandela: Auch mit einer Umarmung kann ich den politischen Gegner bewegungsunfähig machen!

 

Johannes Weiß ist Pastor des Christl. Gemeindezentrum Elim Zittau.