Strategiekonferenz

100 Jahre Krieg – 100 Jahre Pazifismus und Friedensbewegung

von Christine Schweitzer

Was kann man aus der Geschichte lernen und sollte man überhaupt Zeit darauf ver(sch)wenden, sich mit der Geschichte der letzten einhundert Jahre zu befassen? Was können wir lernen aus den Anstrengungen der Friedensbewegung vor dem ersten Weltkrieg, den Krieg zu verhindern? Was aus den Erfahrungen des ersten Weltkriegs? Gibt es deutliche Parallelen zwischen der Zeit vor 100 Jahren und heute? Oder haben sich Politik und Gesellschaft so weiterentwickelt, dass jeder Vergleich in die Irre führt? Und sollten wir nicht eher in die Zukunft blicken?

Dies waren einige der Fragen, die in den Diskussionen der diesjährigen Strategiekonferenz der Kooperation für den Frieden am 21.und 22. Februar d.J. in Köln immer wieder anklangen. In drei Plenen und insgesamt 12 Arbeitsgruppen diskutierten rund 100 TeilnehmerInnen – die meisten aus Friedensinitiativen, aber auch einige Studierende und andere Interessierte – sehr unterschiedliche Fragen, von Kriegsursachen(forschung) über den Krieg in Syrien bis zur Zivilen Konfliktbearbeitung, von transnationalistischen Ansätzen über die Ächtung von Waffentypen bis zur Frage, ob nicht die Frage nach unserer Lebensweise grundsätzlich gestellt werden muss. Die Konferenz wurde eingeleitet durch einen Vortrag des niederländischen historischen Friedensforschers Peter van den Dungen, der auf sehr anschauliche Weise die Situation schilderte, in der sich die Gesellschaft und die Friedensbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts befand. Sein Vortrag wie etliche andere Referate werden demnächst auf der Website der Kooperation für Frieden als Dokumentation nachzulesen sein (www. kooperation-frieden.de).

Die Diskussionen waren, zumindest soweit die Autorin es beobachten konnte, durch gegenseitiges Sich-Zuhören und die Bereitschaft, auch andere Positionen als die eigene anzuerkennen, geprägt. So wagten es dann auch einzelne TeilnehmerInnen und ReferentInnen, kritische Fragen an die Friedensbewegung zu stellen oder zu skizzieren, warum sie sich ihr entfremdet hatten. So fragte, um nur ein Beispiel zu nennen, Jutta Sundermann von attac die Friedensbewegung, ob sie nicht ein zu geschlossener, verschworener Haufen von Menschen sei, die zum großen Teil schon seit Jahrzehnten zusammenarbeiten und die wenig niederschwellige Angebote für „Neue“ machten, in die Arbeit mit einzusteigen. Eine Frage, die bei vielen ZuhörerInnen zustimmendes Nicken oder zumindest Nachdenklichkeit hervorrief.

Selbstverständlich kam auch die aktuelle Politik nicht zu kurz. Die Reden von Gauck, von der Leyen und Steinmeier auf der Münchner Sicherheitskonferenz (Reiner Braun prägte für die drei das geflügelte Wort „Trio Infernale“), die einmütig ein verstärktes militärisches „Engagement“ Deutschlands unter dem Stichwort „mehr Verantwortung übernehmen“ und „Normalität herstellen“ gefordert hatten, wurden kritisch kommentiert. Arbeit für Zivilklauseln an Hochschulen, für Friedensbildung und gegen die Auftritte der Bundeswehr an Schulen, die Fortsetzung der Kampagne Aufschrei, die internationale Konferenz („Peace Event“) über Pfingsten in Sarajevo, Arbeit gegen Atomwaffen und gegen Drohnen waren nur einige der Arbeitsansätze und Themen, die in Arbeitsgruppen oder in Plenumsbeiträgen angesprochen wurden.

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.