Buchbesprechung

20 Jahre Forum Friedensethik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche in Baden

von Ulrich Frey
Hintergrund
Hintergrund

Zum 20-jährigen Bestehen des Forums Friedensethik (FFE) im Jahre 2020 gibt sein Leitungskreis in dem Band „Sie sagen Frieden, Frieden ...“ Rechenschaft über eine erfolgreiche, auch selbstkritische Arbeit als lose organisierte kirchliche Initiative und gleichzeitig als Nichtregierungsorganisation mit Wirkungen in Kirche und Gesellschaft.

Das FFE versteht sich als „Basisinitiative“ in der Evangelischen Landeskirche in Baden, als eine Sozialgestalt einer ökumenisch agierenden Kirche auf der Grundlage des konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und der Bewahrung der Schöpfung. Das FFE pflegt „den offenen Dialog über Fragen von Sicherheit und Frieden und sucht den Kontakt mit den Verantwortlichen in Kirche und Politik, um das friedenslogische, also am Ziel des Friedens orientierte Denken und Handeln zu fördern und zu einer zivilen Sicherheitspolitik anzuregen“.

Wilhelm Wille zeichnet in den Schwerpunkten „Friedensethischer Prozess“ und „Kairos Palästina“ die Geschichte des FFE nach. Er skizziert die seit 2000 behandelten Themen: u.a. Kosovokrieg, Nahost, EU-Verfassung, Friedensdenkschrift der EKD, badischer Friedensprozess, Kairos Palästina. Methodisch hat das FFE seine Themen vielseitig präsentiert, z.B. durch die Mitwirkung an kirchlichen Aktionstagen gegen Atomwaffen in Büchel/Eifel. Dirk M. Harmsen dokumentiert die Themen und Formate. Diese Quellen repräsentieren die Aktivitäten vieler deutscher zivilgesellschaftlicher Initiativen von 2000 bis 2020.

Der Ansatz von Hanne-Margret Birckenbach „Friedenslogik vs. Sicherheitslogik“ bestimmt die friedensethische Argumentation des FFE in Publikationen zum Kosovo-Krieg, zum Krieg in Afghanistan (2002) und zum Szenario „Sicherheit neu denken“.

In der Diskussion zur Anwendung militärischer Gewalt als „rechtserhaltende Gewalt“ als ultima ratio (EKD-Denkschrift 2007) fordern die Landessynode der badischen Kirche und das FFE gemeinsam die aktive Gewaltfreiheit. Die EKD solle „das Gespräch über das Friedensthema vertieft weiterführen“ und die „Denkschrift von 2007 … hin zu einer eindeutigeren Option für Gewaltfreiheit (Unterstreichung: Verfasser) im Sinne eines umfassenden gerechten Friedens weiterentwickeln“. Das FFE beklagt, seitens der Militärseelsorge sei seit der Wiederbewaffnung „nie eine eigenständige kritische, friedensethisch begründete Stimme der Militärseelsorge zu vernehmen gewesen. In all diesen Konflikten hat sie als Anwalt der jeweiligen Regierungspolitik in der Kirche agiert.“

Das FFE unterstützt im Israel-Palästina-Konflikt das vom Ökumenischen Rat der Kirchen publizierte Kairos-Palästina-Dokument „Stunde der Wahrheit“. Darin rufen christliche Menschen in Palästina zu einer gewaltfreien Beendigung der Besetzung durch Israel und zu einer gerechten Lösung des Konfliktes und zur Umsetzung der Menschenrechte auf.

Der Band überzeugt von der thematischen Tiefe und der organisatorischen Breite der Aktivität des FFE sowie der Weitsichtigkeit der unterstützenden badischen Landeskirche. Das FFE weist im Kreise der pazifistisch oder pazifistisch affin und ökumenisch orientierten Initiativen in Deutschland sowie der EKD-Gliedkirchen ein Alleinstellungsmerkmal auf.

Wer die friedensethische Debatte in den evangelischen Kirchen in Deutschland und in der Ökumene verfolgt, wird insbesondere nach der Friedenssynode der EKD 2019 in Dresden kritische Fragen stellen. Das FFE antwortet darauf in dem vorliegenden Rechenschaftsbericht kompetent und ausgesprochen agil. Das Buch ist sehr zur Lektüre zu empfehlen.

Wilhelm Wille, Sie sagen Frieden, Frieden … Zwanzig Jahre Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche in Baden (FFE), herausgegeben im Auftrag des FFE-Leitungskreises – in Kooperation mit dem Ökumenischen Institut für Friedenstheologie, edtion pace, 2020, 489 Seiten, ISBN 978-3-7526-2956-9, Buch 15,90 €, E-Book 9,99 €

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Ulrich Frey ist Mitglied im SprecherInnenrat der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung.