Aachener Friedenspreis für RüstungsexportgegnerInnen

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Mit dem "Aachener Friedenspreis 1992" wurden am 1. September, dem traditionellen Anti-Kriegstag, Kerstin und Thomas Meinhardt stellver­trend für Basisgruppen ausge­zeichnet.

Sie erhielten den Preis stellvertretend für die Idsteiner Gruppe "Rüstungs­export", deren Dokumentati­ons- und In­formationsarbeit seit Anfang der 80er Jahre Grundlage für viele Kampagnen und Aktionen der Friedens­bewegung war. Jutta Dahl, Friedens­preisträgerin von 1988, stellte in ihrer Laudatio vor 500 ZuhörerInnen den Er­folg heraus, mit knallharten Fakten für öffentlichen Druck gesorgt zu haben. "Waffen haben Namen", führte sie aus, "der tausendfa­che Tod fällt nicht ir­gendwie vom Himmel, sondern er wird erdacht, ge­plant, gefertigt, bestellt, ver­packt, ver­schifft, er wird bezahlt, und es wird an ihm verdient. Ihr habt den Kriegstod aus der Anonymität heraus­geholt, Ihr nennt Roß und Reiter." Ge­nau dies tat Thomas Meinhardt in seiner Dankesrede erneut. In scharfen Worten griff er Bundesre­gierung und Kanzler an, die durch halb­herzige Gesetze und klangvolle Betrof­fenheitsrhetorik die Tatsache verschlei­erten, daß Deutsch­land im Zeitalter schrumpfender Rü­stungsmärkte zum drittgrößten (Groß-) Waffenexporteur aufgestiegen sei und daß sich das Ex­portvolumen seit 1991 verdoppelt habe. Zu 95 Prozent trage die Bundesregie­rung Verantwortung für das grausame Geschäft mit dem Tod aus Deutschland.

Der Aachener Friedenspreis wird all­jährlich an Frauen, Männer oder Grup­pen verliehen, die "von unten her" zur Verständigung der Völker und Men­schen untereinander beigetragen haben, die geholfen haben, Feindbilder ab- und Vertrauen aufzubauen. Internationaler Preisträger 1992 wurde die Gruppe COPADEBA aus Santo Domingo. Das "Komitee zur Verteidigung der Men­schenrechte in den Armenvierteln" wurde für seinen Widerstand gegen die Vertreibung von Slumbewohnern an­läßlich der diesjährigen 500-Jahre-Ju­belfeiern geehrt. Dieser Widerstand führte zu Selbsthilfeprojekten im Wohn, Bildungs- und Sozialbereich, gegen die brutale Macht von Regierung und Mili­tär. Symbol dieser Macht ist ein mon­ströser Leuchtturm, der anstelle der Wohnviertel errichtet wurde und dessen Lichtkreuz noch 100 km entfernt in Pu­erto Rico zu sehen sein wird. Zu dessen Einweihung am 12. Oktober haben sich peinlicherweise der Papst und 48 Kar­dinäle angesagt.

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