Ärzte gegen den Krieg an das Parlament der Republik Kroatien

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"Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

die tragischen Ereignisse in unseren Land haben eine Gruppe von Ärzten aus Zagreb und Belgrad dazu veranlaßt, sich am 20.07.1991 zusammenzufinden. Ausgehend von der Tatsache, daß es für die meisten Folgen des Krieges (Tod, schwere Verletzungen, psychische Spätfolgen) keine adäquaten medizinischen Interventionen außer der Prävention gibt, fordere ich, daß alle von ihnen zu treffenden Entscheidungen den Frieden und nicht den Krieg zum Ziel haben müssen. Als Arzt, dessen Hauptaufgabe es ist, Leben zu retten und zu schützen, fühle mich mitverantwortlich für das Sterben und die Verletzungen in den gegenwärtigen Kämpfen.

Einen gleichlautenden Brief haben wir auch an das Parlament der Republik Serbien geschickt. Es ist verständlich, daß Sie Angst haben, beunruhigt sind, sich von Zeit zu Zeit hilflos fühlen, daß Sie sich manchmal fragen - was tun.

Aber Sie sind nie alleine. Da sind Ihre Freunde. Sie können offen mit Menschen aus Ihrer Nähe reden oder an Menschen aus anderen Regionen und Ländern schreiben oder mit ihnen telefonieren. Sicher ist, daß Sie mit vielen von ihnen rechnen können. Von ihnen können Sie deren Erlebnisse erfahren oder deren Meinung zu den Vorgängen.

Es ist verständlich, daß Sie angesichts der täglichen schlimmen Nachrichten manchmal auch selbst Haß verspüren und in diesem Augenblick etwas unternehmen wollen. Aber gerade dann ist es wichtig abzuwarten, eine Lösung zu suchen, zu der Sie persönlich stehen. Und daß Sie sich vielleicht für eine Lösung entscheiden, die Sie auch in 20 Jahren in Erinnerung an die heutige Zeit positiv werten können. Aber niemand außer Ihnen trifft die Entscheidung und handelt dementsprechend. Sie haben das Recht, sich Entscheidungen von niemanden aufdrängen zu lassen."

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