Leserbrief

Afghanistan, Russland und das Titelbild des Friedensforums

von Thomas Müller

Sehr geehrtes Redaktionskollegium, sehr geehrter Herr Otmar Steinbicker,
seit vielen Jahren bin ich Fördermitglied im Förderverein Frieden e.V. und das aus Überzeugung, dass wir gegen die Nutznießer der  Kriegspropaganda -  die Rüstungskonzerne, Großbanken und Politiker  diverser Coleur - die wichtigste Stärke, die zahlenmäßig starke Friedensbewegung schaffen, um diesem menschenfeindlichen Treiben der Nutznießer der Kriege, der gleichen wie oben genannt zu entlarven und zum Rückzug zu zwingen. Täglich erleben wir gerade jetzt besonders mit, wie die deutsche Politik nach Übernahme von mehr "Verantwortung"  trommelt. Zu DDR-Zeiten hieß das "Schwerter zu Pflugscharen", heute  erinnert sich kaum jemand von diesen Protagonisten an diese total gute Zielstellung gegen den Hunger in der Welt. Ich schlage Ihnen also vor, zum Thema Ukraine ohne viele Analysetexte doch mal eine Europa-Russland-Karte doppelseitig darzustellen und darauf die US- und Nato- Stützpunkte um Russland einzutragen. Das ganze einmal vor Zerfall der Sowjetunion und dann aus heutiger Situation. Das Ganze garniert mit Mengenangaben der  Waffen und Mannschaften sowie deren Qualitäten. Daraus lässt sich die militärische Lage sehr konkret ableiten, einmal für die Nato und einmal für Russland. Diese Karte, einmal eingerichtet, könnten Sie zu jedem neuen Jahresbeginn oder auch zwischendurch "fortschreiben" und daraus  die Argumentation unserer Sache des Friedenskampfes ableiten. Selbst der einfache Bürger erkennt dann, "wo der Hase im Pfeffer liegt". Das bringt sicher auch Zulauf in der Teilnehmerzahl bei Friedensaktionen von uns. Denn alles muss erst durch den Kopf, bevor der Mensch aktiv wird. Und  schon bald erkennt der Mensch, warum was in der  Ukraine aktuell läuft. Warum die Neofaschisten hier wie Pilze aus dem Boden schießen und Teil des neuen Machtapparates geworden sind. Große akademische Abhandlungen  kosten nur Kraft beim Lesen und verwirren oft nur den Meinungsbildungsprozess. Und dann ist die Krähe tot - sagt ein deutsches  Sprichwort. Dieses Thema bleibt ein Renner, weil die oben Genannten es so wollen.

Zum Thema dieses Heftes 2/2014 - Afghanistan. Sie als Redaktion verfügen  über Mengen von Fotos zum Afghanistan -Krieg, seine Schrecken und Folgen. Erklären Sie mir bitte, was Sie mit dem hier benutzten Foto bezwecken, aussagen wollen. Ich kann beim besten Willen nichts für die Friedensbewegung Relevantes in diesem Titelfoto erkennen. Meine Interpretation ist weit offen für zum Beispiel: Die 2 US-Boys erklären dem alten Afghanen schweren Herzens, warum sie dessen Familienangehörigen umbringen mussten, ob gezielt oder "aus  Versehen". Vielleicht mussten sie sein Wohnhaus sprengen wegen der vielen  Gegner hier oder zur Strafe. Aber die US-Boys können keine der vielen Sprachen, die man in dem Land spricht und die der Alte versteht. Und der Alte kann kein Englisch, weil er nie zur Schule ging, weil er in den  Bergen wohnt und von Kind auf Ziegen hüten musste. Das alles tut den US-Boys so leid, man sieht es ihnen an, wie sie über die Folgen ihres  "Tuns" erschrocken sind. Oder wollen sie ihm klarmachen, dass es doch besser wäre, wenn sie weiter als Besatzer im Land bleiben, wegen der  Sicherung der friedlichen Entwicklung in Afghanistan. Ein schmaler  Streifen der Regenbogen-Fahne soll wohl einen Friedensgedanken beim  Titelseiten-Betrachter erzeugen und in Bezug zu den US-Boys bringen. Der eine US-Boy ist fast noch ein Kind, so sieht sein Gesicht in der  Monster-Kampfmontur aus. Oder er ist neu und muss erst Kampferfahrung sammeln, damit er altert. Alle meine Interpretationsversuche laufen darauf hinaus, dass zwei ungebetene "Entwicklungshelfer" wohl am Werke sind, die den Ernst ihres verursachten Leids ihres Tuns nicht erkannt haben und um Verständnis bei dem Alten bitten. Ich hoffe sehr gespannt  auf Ihre Antwort!

Christine Schweitzer hatte für die Redaktion geantwortet:
„ ... Die Idee einer solchen Karte ist interessant. Allerdings übersteigt sie unsere Möglichkeiten als Redaktion, denn dies würde viel Recherche erfordern - sofern es so etwas nicht schon gibt, u.U. sogar bei regierungsnahen wissenschaftlichen Einrichtungen. Das letztere werde ich mal prüfen, und falls es das nicht gibt, dann würde ich die Anregung an diejenigen unter unserer Autorenschaft weitergeben, die sich wissenschaftlich mit Rüstungsfragen auseinandersetzen.

Was das Titelfoto angeht, so haben Sie es schon richtig interpretiert. Uns ging es darum, genau diesen Zusammenprall unterschiedlicher Welten zu zeigen. Bilder von Toten und von Zerstörung gibt es genug, dafür muss man nur die Tagesschau einschalten. Wir versuchen nach Möglichkeit, solche Schreckensbilder, die letztlich nur abstumpfen und Abwehr bei den BetrachterInnen erzeugen, zu vermeiden. Dabei sind wir uns auch einig mit eigentlich allen, die als FotojournalistInnen oder BerichterstatterInnen im Sinne eines Friedensjournalismus unterwegs sind. ...“

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Thomas Müller, Leser des FriedensForum.