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Kriegsdienstverweigerung ist Menschenrecht
Aktion zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung in Berlin
von
,,Heute stehen wir hier, als Bürger und Bürgerinnen aus Deutschland sowie aus fast allen Nationen der Welt, die ihre Stimmen in verschiedenster Weise gegen den Krieg erheben, und den Dienst an den Waffen konsequent verweigern: Leistet Widerstand, gegen den Krieg, gegen Rassismus und gegen Armut!“ – Emanuel Matondo.
Am Samstag, den 17. Mai 2025, versammelten sich rund 120 Menschen vor dem Brandenburger Tor, um ein kraftvolles Zeichen für Kriegsdienstverweigerung und Desertion weltweit zu setzen. Unter dem Motto „Kriegsdienstverweigerung ist Menschenrecht“ veranstalteten Friedens- und Menschenrechtsorganisationen ein Konzert, das jenen gewidmet war, die sich dem Kriegsdienst entziehen.
Musik statt Krieg: Konzert für unbekannte Deserteur*innen
Zentrales Element der Aktion war eine symbolische Installation: 200 leere Stühle, versehen mit den Namen von Personen, die wegen ihrer Kriegsdienstverweigerung verfolgt werden und deshalb nicht anwesend sein konnten. Sie standen stellvertretend für Hunderttausende weltweit, die sich Kriegen entziehen – durch Desertion, Befehlsverweigerung oder Flucht vor der Rekrutierung. Ihre Geschichten bleiben meist ungehört – dabei sind es genau diese, die Anerkennung und Schutz verdienen.
Das musikalische Programm von Lebenslaute wurde begleitet durch Redebeiträge internationaler Gäste aus Russland, der Ukraine, Israel und Angola. Ihre eindrücklichen Berichte machten deutlich, wie existenziell die Entscheidung zur Verweigerung ist – und wie hoch der Preis dafür sein kann. In vielen Ländern drohen Verweigernden Strafverfolgung, gesellschaftliche Ausgrenzung, Haft oder sogar Folter.
Dies betrifft längst nicht nur autoritäre Staaten: Auch in Demokratien wie Israel oder Südkorea stehen Kriegsdienstverweiger*innen unter Druck. Besonders dramatisch ist die Lage aktuell im Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza sowie in Ländern wie Belarus, Russland oder der Türkei.
Vor diesem Hintergrund war die Rede von Ole Nymoen ein eindringlicher Appell, auch die Situation in Deutschland kritisch zu betrachten. Er erinnerte daran, dass das Recht auf Kriegsdienstverweigerung in Deutschland zwar formal existiert, im Ernstfall aber durch staatliche Kontrolle faktisch entwertet wird. Er betonte, dass Staaten ihre Bürger*innen im Krieg nicht als mündige Menschen behandeln, sondern als „Menschenmaterial“, das für staatliche Interessen geopfert wird – unabhängig von individuellen Gewissensentscheidungen. Nymoen kritisierte zudem, dass die größte Gefahr für demokratische Freiheiten aktuell nicht von außen, sondern von innen droht: Durch autoritäre Entwicklungen, die die Freiheit zu verweigern selbst infrage stellen. Seine Worte riefen eindrucksvoll ins Bewusstsein, wie zentral das Recht auf Verweigerung für eine friedliche, freie Gesellschaft ist – und wie notwendig es ist, dieses zu verteidigen.
Die Teilnehmenden der Aktion forderten ein Ende der weltweiten Verfolgung von Kriegsdienstverweiger*innen und Deserteur*innen. Gleichzeitig richtete sich ein klarer Appell an die Europäische Union und die Bundesregierung: Verfolgten Kriegsgegner*innen muss schnell und unbürokratisch Schutz und Asyl gewährt werden. Die bisherige Praxis, insbesondere in Bezug auf Deserteur*innen aus Russland, Belarus und der Ukraine, bleibt hinter dieser Forderung weit zurück.
Die Aktion zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung war ein bedeutungsvoller Beitrag zur Friedensarbeit – insbesondere vor dem Hintergrund wachsender globaler militärischer Spannungen. Die Beteiligung verschiedener Gruppen und Einzelpersonen hat gezeigt, wie stark das Bedürfnis nach einer friedlichen Lösung von Konflikten weiterhin in der Gesellschaft verankert ist. Die Veranstaltung am Brandenburger Tor war mehr als eine Geste der Solidarität. Sie war ein politisches Signal: Wer den Dienst an der Waffe verweigert, verteidigt die Menschenwürde. Diese Haltung verdient keinen Tadel, sondern Respekt – und Schutz, wenn sie zur Flucht zwingt.
Die Aktion setzte auch ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit Verweigernden weltweit. Es war ermutigend zu sehen, dass unser gemeinsames Engagement Wirkung zeigt – wenn auch kleine, aber dennoch wichtige Schritte in Richtung einer friedlicheren Welt.
Die Aktion war organisiert von, Connection e.V., der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*Innen, Pax Christi Deutschland, der VVN-BdA Berlin, der IPPNW und der Internationale der Kriegsdienstgegner*innen.