Aktionsplan gegen militärische Tiefflüge

von Werner Mai

Einen "verbindlichen" Aktionsplan für das Jahr 1989 können die organisierten Tiefflug-Gegner noch nicht vorlegen, da das Bundestreffen, auf dem die Aktionen geplant werden, erst vom 26. bis 2S. Mai stattfindet. Aus diesem Grunde wurden für die ersten Monate relativ einfach durchzuführende Widerstandsformen vorgeschlagen und teilweise bereits durchgeführt, die restlichen Aktionen sind als Vorschläge zu sehen.

Im Januar wurden an jedem Tag, an dem geflogen wurde, Anzeige erstattet gegen sämtliche Piloten und den Verantwortlichen, Verteidigungsminister Scholz. Wir sind der Meinung, daß die militärischen Tiefflüge grundsätzlich rechtswidrig sind. Unsere Rechtsauffassung wurde inzwischen vom Verwaltungsgericht Darmstadt bestätigt. Nicht das Vergehen einzelner Piloten ist das Problem, sondern eine teilweise rechtswidrige ZDv (Zentrale Dienstvorschrift).
Für die Monate Februar und März hatten wir uns eine Finanzierungskampagne vorgenommen, damit wir, wenn die Schönwettertiefflüge massiv kommen; mit Drachen- und Ballon Aktionen den Luftraum besetzen können. Außerdem standen die Ostermärsche an, bei denen das Thema "militärische Tiefflüge" auf der Tagesordnung und unsere Aktivisten als Redner zur Verfügung standen.
Um auf die Auswirkungen des militärischen Tieffluges auf die Ökologie hinzuweisen, sind im März und April Baumpflanz-Aktionen durchgeführt worden. An öffentlichen Plätzen sind, in Zusammenarbeit mit Ökologieverbänden und Gemeinden, "Friedensbäume" gepflanzt worden.
Am 1. April haben wir den Orden für den "geistigen Tiefflug" für die dümmste Aussage über die Problematik verleihen. Weiterhin werden wir mit einer bundesweiten Telefonaktion versuchen, den Lärm in die Büros der Verantwortlichen zu senden, quasi als Live-Übertragung. Sollten dadurch irgendwelche Leitungen blockiert werden, so nehmen wir das billigend in Kauf.
Zwischen dem 26. und 28. Mai findet das diesjährige Bundestreffen im Westerwald statt. Da sich die Veranstaltung über mehrere Tage hinzieht und Obernachtungsmöglichkeiten organisiert werden müssen, wird gebeten, sich bei der Bundeskoordinationsstelle anzumelden.
Auf dem Hambacher Schloß in der Pfalz wird, leider zeitgleich mit dem Bundestreffen, eine Großveranstaltung stattfinden. Hierzu haben Vertreter des deutschen Kinderschutzbundes und einige Künstler ihre Teilnahme bereits zugesagt.
Am Staatsakt 40 Jahre Bundesrepublik wollen wir ebenfalls teilnehmen. Unser Motto: Bürgeraktion 30 Jahre Tieffilm-Terror. Im Juni wöllen wir das "ländliche" Problem verstärkt in die Städte tragen. Mit Cassentenrecordern wollen wir den Mitmenschen demonstrieren, was eine "gerechte" Verteilung der Tiefflüge bedeuten würden. Mit Ballons soll gleichzeitig die Tiefstflughöhe von 75 Metern angezeigt werden, die bei der Einführung des "49er Modells" über der gesamten Bundesrepublik gälte.
Den August verwenden wir, um verstärkt auf die Rolle der Tiefflieger als atomare Trägersysteme hinzuweisen. Wir erinnern an die Zerstörung von Nagasaki und Hiroshima. Mit Beginn der Drachenzeit praktizieren wir zivile Luftüberlegenheit. Die NATO-Manöver werden uns verstärkt mobilisieren.
Für den November planen wir die Aktion: Kultur gegen Krach. Mit Phantasie lassen wir Künstler ausdrücken, was wir schon immer sagen, malen oder singen wollten.
Was wir konkret im Dezember machen, werden wir auf dem Bundestreffen beschließen, ebenso wie weitergehende Aktionsmöglichkeiten. Eine Liste von verschiedenen Aktionen, die in den letzten beiden Jahren durchgeführt wurden, kann bei der Bundeskoordinationsstelle angefordert werden.

Buko Der Tiefflug-Gegner, Obere Schloßgasse 3, 6509 Biebelnheim.

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