Aktionstage und Zukunftswerkstatt (12. - 14. 10.) und Demonstration der Friedensbewegung (15. 0ktober) am NATO – Kriegsführungsbunker Linnich

Bunker schiessen nicht, aber sie töten
Nahe der niederrheinischen Stadt Jülich, in Linnich-Glimbach, entsteht das Kriegshauptquartier der NATO-Streitkräfte für die Benelux-Staaten und die nördliche. Hälfte der Bundesrepublik. Mitten im Landschaftsschutzgebiet Ruraue werden sechs Stockwerke 40 m tief in die Erde gegraben und von einer 2,5 m dicken Stahlbetonplatte und einer 12 m starken Dämmschicht abgeschirmt.

Von Linnich-Glimbach aus sollen die Heeresgruppe Nord (NORTHAG) mit Soldaten aus der BRD, Belgien, Niederlande, Großbritannien und den USA kommandiert werden und die 2. Alliierte Taktische Luftflotte (2. ATAF) mit Flugzeugen aus den gleichen Ländern. Von hier aus werden künftig die Atombomber Tornado in Nörvenich und die Phantom in Wittmund/Ostfriesland ebenso gesteuert wie die bundesdeutschen Panzerverbände in Lüneburg und Kassel oder die US-amerikanische Einheit in Garlstedt bei Bremen.

Sie bauen für den Blitzkrieg
Die besondere "Qualität" dieser neuen Kriegsführungszentrale erschließt sich erst dann so richtig, wenn die hinter der Baumaßnahme stehende militärische Konzeption näher untersucht wird. Die Einsatzkonzeption der US-Streitkräfte ist seit 1982 die "AirLand-Battle“ - Doktrin (Luft-Land-Schlacht). An dieses Konzept und die darin neu . formulierten Kriegsführungsvorstellungen passen die NATO und ihre Mitgliedsstaaten ihre Konzeptionen immer mehr an (Rogers- Plan, FOFA, NORTHAG-Konzept, Verbund von Land- und Luftkriegführung). Die gemeinsame Grundorientierung ist der schnelle Angriff, die enge Kombination aller konventionellen, atomaren, chemischen und elektronischen Kampfmittel und die Ausdehnung des "Schlachtfeldes" bis tief in das "gegnerische Hinterland". "Tiefe Schläge" sollen wichtige militärische und zivile Ziele in der DDR, CSSR, Polen und der westlichen UdSSR jederzeit zerstören können.
''Wir streben die Fähigkeit zur frühen Initiative durch offensive Aktionen mit Luft- und Landstreitkräften an, um das Ende der Schlacht zu unseren Bedingungen herbeizuführen" (Aus dem Dokument: AirLand-Battle).

Dafür hat die NATO längst weitere atomare Aufrüstungsmaßnahmen·beschlossen, die den Wegfall der Pershings und Marschflugkörper nach dem INF-Vertrag kompensieren sollen - diesmal nicht "Nachrüstung", sondern "Modernisierung" genannt. Die NATO plant:

  • Cruise-Missiles für die F-111-Mittelstreckenbomber in Großbritannien
  • luftgestützte atomare Abstandswaffen mit 400-1500 km Reichweite
  • die Stationierung neuer F-15-Jagdbomber mit größerer Reichweite
  • Raketen mit 400 km Reichweite für die Mehrfachraketenwerfer MARS (Nachfolge Lance)
  • die Modernisierung von ca. 400 Atomgranaten läuft, weitere sollen folgen
  • die Überführung von 380 seegestützten strategischen US-Cruise-Missiles unter NATO-Kommando

Umstritten ist in der NATO nicht, daß "modernisiert" wird, wohl aber, wann die Öffentlichkeit über den wahren Umfang unterrichtet werden soll. Insbesondere die Bundesregierung spricht darüber nicht gern; sie fürchtet eine neue "Nachrüstungsdebatte",

Gigantische Rüstungslasten auf Kosten der Bevölkerung

  • 150 Millionen DM kostet - laut NATO - allein der Rohbau der Kriegsführungszentrale Linnich. Die Gesamtkosten für die Rüstung entziehen sich jeder normalen Vorstellungskraft:
  • 1984 wurde die Summe der Gelder für die Bundeswehrplanung mit 240 Milliarden DM angegeben. Die Zahl ist bereits überholt.

Im Mai '88 wurde das teuerste Rüstungsprojekt der bundesdeutschen Geschichte beschlossen, der Jäger 90. 7,35 Mrd. DM Entwicklungskosten sind veranschlagt. 200 Flugzeuge für je 82,3 Mio. DM (ohne Bewaffnung) sollen angeschafft werden. Erinnert man sich an die Kostenexplosion beim Vorgängermodell "Tornado" (von 10 auf 110 Mio. pro Stück), kann man leicht mit 150 oder auch mehr als 250 Millionen Stückpreis rechnen. Dazu kommen zig Milliarden für Betrieb, Erhaltung und Bewaffnung.

Der Rüstungshaushalt steigt wieder:

Schon im Jahr 1989 erhält der neue Minister Scholz 2 Milliarden zusätzlich. Nachdem Kohl und Stoltenberg mit der "Steuerreform" die "Katze aus dem Sack" gelassen haben, wird der unsoziale Charakter dieser Rüstungsausgaben noch deutlicher.

  • Allein der "Jäger 90" kostet ein Zigfaches der von der Bundesregierung und dem Land NRW beschlossenen „Ruhrgebietsprogramme".
  • Mit den Rüstungsausgaben des Jahres 1988 könnten die 85.000 arbeitslosen Lehrer eingestellt und zehn Jahre besoldet werden.

Auch aus diesen Gründen muß der Rüstungswahnsinn endlich gestoppt werden.

Auf nach Linnich!
Die Herbstaktion in Linnich soll die Anliegen der Friedensbewegung zusammenfassen. An der Baustelle des neuen NATO-Kriegführungsbunkers demonstrieren wir für den sofortigen Baustopp,

  • für ein atomwaffenfreies Europa und die Beseitigung aller Massenvernichtungswaffen
  • für den grundgesetzlich festgelegten Verzicht der BRD auf Atomwaffen und Stilllegung aller Atomanlagen
  • für eine deutliche Reduzierung der konventionellen Waffen, der Truppenstärken und der Rüstungsausgaben
  • für die Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion und Osteuropas
  • für ein gemeinsames Europäisches Haus statt einer europäischen Kaserne
  • für gerechte Beziehungen zu den Völkern der "Dritten Welt" und den Stopp aller Rüstungsexporte statt europäischem Großmachtstreben

Mobilisieren für Linnich

Die Aktion bedarf noch guter Vorbereitung und Informationsarbeit in den Städten. Die mittlerweile vom KA und den örtlichen Gruppen fertiggestellten Materialien können dabei helfen. Neben den Plakaten, Flugblättern, Buttons und Aufklebern (die Postkarte mit 2 Aufklebern eignet sich hervorragend zur Mobilisierung des gesamten Bekanntenkreises) bieten sich die Broschüre und die Dias für Veranstaltungen an. (Bestellschein auf der Rückseite, s.a. zweckgebundene Spenden!). Gruppen aus der Friedensbewegung werden schon in den Tagen vor der großen Demonstration die Atmosphäre am Kriegsführungsbunker prägen. Die "Aktionstage" sollen vom Mittwoch bis Samstag als umfangreiches Aktionsprogramm mit Blockadeaktionen, Zukunftswerkstatt, Diskussionsrunden und Kulturveranstaltungen gestaltet werden.

 

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