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Zum Leben von Andreas Buro
Andreas Buro – Eine Biographie in Stichpunkten
vonAndreas Buro wurde am 15. August 1928 in Berlin geboren.
Von 1935 bis 1946 Schule, abgeschlossen mit dem Abitur.
1944 bis Ende des Zweiten Weltkriegs Luftwaffenhelfer.
1946 bis 1951 erst ein Jahr Waldarbeiter, anschließend Studium der Forstwirtschaft.
1952 bis 1959 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin.
1954 Promotion zum Doktor der Forstwirtschaft in Göttingen.
1955 Heirat mit Eva Diem, 1958 Tod seiner Ehefrau.
Seit Ende der 1950er Jahre in Braunschweig engagiert in der pazifistischen Organisation "Internationale der Kriegsdienstgegner" (IdK)und bei Aktivitäten von "Kampf dem Atomtod".
1959 bis 1962 Leiter der Abteilung für mechanische Technologie am Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung in Braunschweig. Ab 1960 Oberingenieur und Stellvertreter des Institutsdirektors.
Ostern 1960 Mitorganisator des ersten Ostermarsches der Atomwaffengegner, einem viertägigen Sternmarsch von Braunschweig, Hannover, Hamburg und anderen Orten zum britischen Schießübungsplatz bei Bergen-Hohne. Danach engagiert beim Aufbau der Ostermarsch-Kampagne, u.a. als Geschäftsführer des Zentralen Ostermarschausschusses und von 1965 bis 1969 als Sprecher der „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“. In diesem Zusammenhang u.a. auch aktiv beteiligt an der Kampagne „Enteignet Springer!“, in den Protestbewegungen gegen den US-Krieg in Vietnam und gegen die Okkupation der CSSR durch Warschauer-Pakt-Truppen 1968.
Andreas Buro steckte seit Beginn der 1960er Jahre viel Zeit in den Aufbau und die Arbeit internationaler Friedenszusammenhänge. 1961 organisierte er zusammen mit Helga Stolle-Tempel für Deutschland den San Francisco-Moskau-Marsch, der gerade zum Mauerbau in Berlin eintraf, vertrat die deutsche Friedensbewegung in der europäischen antinuklearen Konföderation, war Mitbegründer der „International Confederation for Disarmament and Peace“, das unabhängige Gegenstück zum östlichen Weltfriedensrat, um einige Beispiele zu nennen.
1962 Heirat mit Rotraut Froböse. Vier Kinder: Sohn Karl geb. 1962, Sohn Julian geb. 1963, Tochter Josephine geb. 1964 und Tochter Marie geb. 1968.
1962 bis 1966 Geschäftsführer einer Firma in München, die Fertigungsanlagen für die Holzverwertung bzw. -veredlung im In-und Ausland baute.
Ab 1966 zusätzliches Studium der politischen Wissenschaft an der Universität München, ab 1968 Universität Frankfurt. Daneben freiberufliche Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater.
1968 Fortsetzung des Studiums der politischen Wissenschaft an der Universität Frankfurt.
1969 Mitbegründer des Sozialistischen Büros (SB) und der Zeitschrift 'links' (u.a. mit Wolf-Dieter Narr, Eva Senghaas und Klaus Vack). Das Sozialistische Büro bemühte sich um eine unabhängige und undogmatisch-sozialistische Politik und gab viele Impulse für das Entstehen einer breiten sozialen Basisbewegung. In diesem Zusammenhang u.a. beteiligt am Angela-Davis-Kongress (1972), in der Chile-Solidarität, am SB-Pfingstkongress gegen Repression (1976), am Russell-Tribunal über die Situation der Menschenrechte in der BRD (1978/1979).
1970 bis 1988 zuerst Lehrbeauftragter und später Professor an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt für das Fach Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Habilitationsschrift über das Thema „Entwicklung und Demokratisierung. Eine Studie über die Bedingungen von Entwicklung und die Rolle von Demokratisierungsprozessen bei der Überwindung von Unterentwicklung“ (1979).
1980 Mitbegründer des Komitees für Grundrechte und Demokratie (mit Wolf-Dieter Narr und Klaus Vack). 1987 bis 1994 Sprecher und zusammen mit Klaus Vack Geschäftsführender Vorstand des Komitees. Darüber hinaus besonderes Engagement in der neuen Friedensbewegung der 1980er Jahre,, Aufbau eines regionalen Friedensnetzes im Usinger Land. Seit 1994 friedenspolitischer Sprecher des Komitees.
Ab 1980 Vertretung des Grundrechtekomitees im Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung. Beteiligung und Mitorganisation der Großdemonstrationen und Aktionen Zivilen Ungehorsams gegen den NATO-„Nachrüstungs“beschluss (Pershing II und Cruise Missiles).
Seit 1980/1990 regelmäßige Veröffentlichung friedenspolitischer Artikel im Jahrbuch des Grundrechtekomitees und im FriedensForum.
Vielfache Vertretung des Komitees in internationalen Zusammenhängen, u.a. in der Helsinki Citizen's Assembly (HCA) und Engagement in verschiedenen Arbeitszusammenhängen im Rahmen des Netzwerks Friedenskooperative, u.a. in den Arbeitsgruppen bzw. Zusammenschlüssen „Out of area“, „Bundesrepublik ohne Armee“, Trägerkreis Aktion Asylrecht. Diverse friedenspolitische Vorträge und Publikationen.
September 1986 Tod der Ehefrau Rotraut Buro.
1988 Emeritierung.
1991 Golfkrieg: Vorschlag zur sofortigen Einberufung einer Nahostkonferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit, um die Konflikte der Region umfassend zu behandeln; Veröffentlichung einer Komitee-Publikation: „Hatte die Friedensbewegung nicht doch recht? Hintergründe, Fakten und Zusammenhänge zum Golfkrieg“; Mitinitiator der Friedenskarawane der Helsinki Citizens‘ Assembly durch die Länder Jugoslawiens.
1992/1993: Vereinsvorsitz in der Geflüchtetenhilfsinitiative des Netzwerks Friedenskooperative für Bosnien: „Den Winter überleben“, dann „Den Krieg überleben“.
1993 veröffentlicht das Komitee zum 65. Geburtstag von Andreas Buro das Buch „Politische und soziale Lernprozesse. Möglichkeiten, Chancen, Probleme“. Zusammen mit Klaus Vack Begründung der Komitee-Initiative „Ferien vom Krieg“, zunächst als Ferienbegegnungen für Kinder aus Flüchtlingslagern.
1995 Gründung des „Dialog-Kreises“ mit 150 Persönlichkeiten, die mit dem Aufruf „Krieg in der Türkei - Die Zeit ist reif für eine politische Lösung“ die türkische Kriegspolitik gegen die Kurden anprangerten. Seitdem bis heute die monatliche Herausgabe der „Nützlichen Nachrichten“ des Dialog-Kreises (zusammen mit Mehmet Sahin).
1999: verschiedenen Stellungnahmen gegen den Krieg gegen Jugoslawien unter Beteiligung der Bundeswehr, beschlossen von der rot-grünen Regierung unter Schröder/Fischer; Mitinitiator eines Aufrufes an die beteiligten Bundeswehrsoldaten zur Desertion.
Seit 2000 Freundschaft mit Ursula Emmerich als Lebensgefährtin, die Andreas Buro bei vielen friedenspolitischen Unternehmungen inhaltlich begleitet und unterstützt.
Seit 2001 Reden auf Kundgebungen und Stellungnahmen gegen den Afghanistan-Krieg, u.a. Rede bei der Kundgebung am 29.9.2001 vor der Alten Oper, Frankfurt.
2002/2003: Aktionen, Kundgebungen und Stellungnahmen gegen den Irak-Krieg; Redner bei Kundgebungen der Kampagne „Resist the war“ gegen den Irak-Krieg mit Blockaden vor der US-Airbase Frankfurt.
Seit 2006 Vertretung des Grundrechtekomitees (zusammen mit Martin Singe) in der Kooperation für den Frieden, einem neuen bundesweiten politischen Zusammenschluss von etwa 60 Friedensorganisationen; seitdem Mitwirkung und -gestaltung der seit 2007 jährlich stattfindenden Strategiekonferenzen der Kooperation.
2006: Mit einer 10.000er-Auflage erscheint die Startnummer des Monitoring-Projektes zur Zivilen Konfliktbearbeitung „Das Monitoring-Projekt. Zivile Konfliktbearbeitung, Gewalt- und Kriegsprävention. Die Alternativen der Friedensbewegung zum militärischen Konfliktaustrag.“ Das erste Dossier des Monitoring-Projektes zum Iran-Konflikt erscheint im gleichen Jahr.
15.9.2007: Rede auf der zentralen Abschlusskundgebung der Demonstration gegen den Afghanistan-Krieg in Berlin
1.9.2008: Andreas Buro erhält am Antikriegstag den Aachener Friedenspreis verliehen, vor allem für seine Bemühungen um zivile Konfliktlösungen und Ausarbeitung konkreter politischer alternativer Friedenslösungen (Dossier-Reihe).
2013: Andreas Buro wird der Göttinger Friedenspreis verliehen. Die Jury würdigte die Entwicklung der Zivilen Konfliktbearbeitung als Alternative zu Militäreinsätzen als Buros wohl wichtigsten Beitrag zur Friedensforschung. Buro habe sich nicht nur gegen Krieg und Menschenrechtsverletzungen, sondern immer auch mit konstruktiven Vorschlägen für Frieden und Menschenwürde, für die Zivilisierung der Verhältnisse und Verhaltensweisen eingesetzt.
2014/2015: vermehrt Vorträge und Artikel zum Ukraine-Konflikt mit Vorschlägen für eine Brückenfunktion der Ukraine zwischen Ost und West.
September 2015: Krebserkrankung
November 2015: Erklärung des Komitees zum Eintritt der Bundeswehr in den Syrien-Krieg: „Krieg darf nicht die Antwort auf Terror sein!“
1. Januar 2016: Veröffentlichung „Friedenspolitische Gedanken zum Jahreswechsel 2015/1016 unter dem Leitmotto „Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine“ (Bertolt Brecht)
19. Januar 2016: Andreas Buro stirbt im Kreis seiner Familie und Vertrauten.
Bücher von Andreas Buro:
(1972) zusammen mit Leo Kofler: Vom Handelskapitalismus zum Neo-Imperialismus der Gegenwart. Eine Einführung in die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft, Offenbach: Verlag 2000
(1979) Autozentrierte Entwicklung durch Demokratisierung? Lehren aus Vietnam und anderen Ländern der Dritten Welt, Frankfurt/Main Campus (Habilitationsschrift Universität Frankfurt 1979).
(1982) Zwischen sozial-liberalem Zerfall und konservativer Herrschaft – zur Situation der Friedens- und Protestbewegung in dieser Zeit, Offenbach: Verlag 2000
(1984) zusammen mit Karl Grobe: Vietnam! Vietnam? Frankfurt/Main: Suhrkamp
(1991) zusammen mit Roland Roth: Hatte die Friedensbewegung nicht doch recht? Ein Reader über Hintergründe, Fakten und Zusammenhänge zum Golfkrieg, Sensbachtal: Komitee für Grundrechte und Demokratie
(1999) Krieg auf dem Balkan – Deutschland ist wieder dabei. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie
(1999): Totgesagte leben länger. Die Friedensbewegung. Von der Ost-West-Konfrontation zur zivilen Konfliktbearbeitung, Idstein: Komzi Verlag
(2002) Pazifismus mit kriegerischen Mitteln? – Argumente gegen Staatsminister Volmers Belli-Pazifismus. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie
(2002) Israel – Palästina – Gewalt ohne Ende oder Verständigung und Kooperation? Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie
(2004) mit Volker Böge und Martin Singe Bürger- und Bürgerinnen-Information: EU-Militarisierung zerstört die „Zivilmacht Europa,“; Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie
(2005) zusammen mit Reiner Steinweg: Geschichten aus der Friedensbewegung: Persönliches und Politisches, Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie
(2011): Brandes & Apsel
Außerdem hat er zahllose Artikel in Sammelbänden verfasst, die hier nicht alle aufgezählt werden können.
Das Monitoring-Projekt: Zivile Konfliktbearbeitung - Gewalt- und Kriegsprävention. Die Alternativen der Friedensbewegung zum militärischen Konfliktaustrag
Die "Kooperation für den Frieden startete auf Initiative von Andreas Buro hin 2006 ein "Monitoring-Projekt" für Zivile Konfliktbearbeitung, Gewalt- und Kriegsprävention. Dieses Projekt soll der Öffentlichkeit die Möglichkeit eines zivilen Umgangs mit Konflikten nahebringen und den BefürworterInnen der angeblich alternativlosen Aufrüstungs- und Interventionspolitik entgegentreten.
Die bisher erschienenen Hefte:
Dossier: Zivile Konfliktbearbeitung - Gewalt und Kriegsprävention (Autor: Andreas Buro)
Dossier I: Der Iran-Konflikt, 2006, Autor: Andreas Buro)
Dossier II: Der türkisch-kurdische Konflikt, 2007, Autor: Andreas Buro
Dossier III: Der Israel-Palästina-Konflikt, 2007, Autoren: Andreas Buro und Clemens Ronnefeldt
Dossier IV: Der Afghanistan-Konflikt, 2010, Autor: Andreas Buro
Dossier V: Syrien zwischen gewaltfreiem Aufstand und Bürgerkrieg, 2012, AutorInnen: Christine Schweitzer, Clemens Ronnefeldt, Karl Grobe-Hagel und Andreas Buro
Dossier Ib: Iran-Verhandlungen: Legitimation für einen Angriffskrieg?, 2012, Autoren: Andreas Buro und Clemens Ronnefeldt
Dossier VI: Der Mali-Konflikt (oder: Der Kampf um die Kontrolle von Nord- und Westafrika), 2013, Autoren: Andreas Buro und Clemens Ronnefeldt
Dossier VII: Der Ukraine-Konflikt - Kooperation statt Konfrontation, 2014, Autoren: Andreas Buro und Karl Grobe
Zusammenstellung: Hanne und Klaus Vack (bis 1991), Martin Singe (ab 1992), mit Ergänzungen von Christine Schweitzer