War Resisters‘ International

Antimilitarismus in Bewegung

von Stephan Brües

Die Konferenz des Lateinamerikanischen Antimilitaristischen Netzwerks (RAMLC), verschiedener kolumbianischer Friedensgruppen und der War Resisters‘ International (WRI) vom 30. Juli bis 2. August in Bogotá (Kolumbien) war eine intensive, von bis zu 150 Teilnehmenden besuchte Veranstaltung. Die WRI ist ein internationales Netzwerk von pazifistischen und antimilitaristischen Gruppen, das sich alle vier Jahre zu einer großen Versammlung trifft.

Das Motto „Antimilitarismus in Bewegung“ beschrieb den Versuch, die Diversität der globalen Probleme und insbesondere jener in Lateinamerika zu analysieren und im Verbund mit den anwesenden Gruppen über direkte gewaltfreie Aktionen, Informationen, Lobbyarbeit und Forschung zu verändern.

Um diese Komplexität abzubilden, wurden drei thematische Bereiche abgesteckt: Nachhaltiger Frieden, Gerechter Frieden und Frieden (in) der Diversität.

In diesen Themenbereichen wurden die verschiedenen Formen des Militarismus und der Militarisierung in den verschiedenen Kontexten (Landverteilung, Extraktivismus und Umweltzerstörung, Migration, Diskriminierung, usw.) an konkreten Beispielen aufgezeigt (z.B. Kolumbien, Mexiko, Südsudan, Western Sahara, West-Papua).

Metholodogisch war es den OrganisatorInnen wichtig, die verschiedenen anwesenden Gruppen zusammenzubringen, damit sie gemeinsam konkrete Projekt in den vier (sich z.B. überlappenden) Aktionsformen (Kommunikation, Lobbyarbeit, Bildung, Forschung) entwickeln können. Es kann an dieser Stelle nicht alles, was in dieser dreitägigen Konferenz entstanden ist, vorgestellt werden. Ein paar konkrete Ergebnisse der mehr als ein Dutzend Arbeitsgruppen seien hier als Beispiele benannt:

  • Trainingsseminare zu Antimilitarismus und Jugend in Mexiko, Bolivien und Kolumbien, geplant für November, Dezember 2019, bzw. Januar 2020;
  • weitere Vernetzung von antimilitaristischen Gruppen mit anderen inhaltlich nahe stehenden Gruppen (z.B. zu den Themen Antirassismus, Antikapitalismus, Feminismus, Ökologie);
  • Verbreiterung der Arbeit gegen Waffenmessen und alles, was die Industrie des Todes antreibt;
  • eine Kampagne, die die Waffenexporte an die indonesischen Polizei- und Militärkräfte problematisiert, da mit ihnen Menschenrechtsverletzungen in West Papua begangen werden. (Hier ist Deutschland stark beteiligt, was aber in jüngerer Zeit in der Kampagne „Aktion Aufschrei“ nur wenig angesprochen wurde.)

Beeindruckend war in jedem Fall die Vielfalt und Kreativität der Gruppen aus Lateinamerika, insbesondere auch Kolumbiens.
Diese zeigte sich in der die Konferenz beendenden öffentlichen Straßenperformance, die Estafanía Gomez (Mitglied in der neuen WRI-Sektion Cuerpo ConCiente und neu gewähltes Mitglied im Exekutivrat der WRI) entwickelt hatte: Militär, Konzerne und ihre ‚Hunde‘ als ausführende außerlegale Organe schaffen für die Menschen ein Klima der Angst, Korruption, Zensur, Straffreiheit, Morde an MenschenrechtsverteidigerInnen usw.. Sie wurden symbolisch in ein rotes Band gewickelt. Schließlich wurde  die Ermordung eines Mannes dargestellt. Die AkteurInnen, die die Bevölkerung darstellten, machen darauf aufmerksam, protestierten. Nachdem die Hunde der Mächtigen sie noch einmal angegriffen haben, siegte am Ende der Performance die Hoffnung, und auf Spanisch und Englisch wurde ein kurzes antimilitaristisches Manifest verkündet. Neben den SchauspielerInnen gab es Teams von BeobachterInnen und DokumentarInnen, die relativ kurz, aber professionell auf ihre Aufgaben während der Performance vorbereitet wurden.

WRI-Versammlungen
2021 feiert die WRI ihren 100. Geburtstag. Wie er begangen werden soll, ist noch nicht klar. In Bogotá wurde verabredet, dass eine Arbeitsgruppe bis Dezember 2019 evaluieren soll, ob ein Event in den Niederlanden logistisch und organisatorisch von den NiederländerInnen bzw. Aktiven aus den Nachbarländern gestaltet werden kann. Plan B wäre ein Event in London. Eine solche Feier soll begleitet werden von einem Offenen Ratstreffen, also nicht von einer, v.a. von Wahlen gekennzeichnete Versammlung.
Die neuen und vielfach jüngeren Aktiven, die die WRI nun fortentwickeln werden, haben viel Energie und Kreativität versprüht. Es bleibt zu  hoffen, dass diese Energie über die Zeit fortwirkt.

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Friedensbewegung international
Stephan Brües ist freier Journalist und Co-Vorsitzender des Bund für Soziale Verteidigung.