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Antirassistische Fahrradtour
vonZwei Jahren nach Abschaffung des alten Asylrechts sind die Asylbewerberzahlen stark zurückgegangen; es wird in den Medien nicht mehr so oft von "Fluten" geredet, die PolitikerInnen haben gehandelt, die Wählerstimmen sind eingefangen worden. An den Flughäfen und Außengrenzen Deutschlands spielt sich aber eine andere Geschichte ab.
- Der Bundesgrenzschutz (BGS) ist mit weitreichenden Sondervollmächten sowie mit Hi-Tech-Überwachungsgeräten ausgestattet,
- ein ausgeklügeltes Gesetzeswerk erschwert den Zugang zum Asylverfahren und schränkt die Rechte derjenigen, die es trotzdem schaffen, stark ein,
- Abschiebungen verschaffen die als "Illegale" definierten Menschen wieder aus den Augen, oft zurück in die Repression und Verfolgung.
Um diese Erscheinungsformen des staatlichen Rassismus sichtbar zu machen und gegen sie protestieren, organisiert die Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen eine antirassistische Fahrrad- und Aktionstour entlang der deutsch-polnischen Grenze. Unter dem Motto: "Auf zur Grenze - die Grenzen auf" sollen vom 15.-22. Juli 50-100 Menschen von Zittau nach Frankfurt/Oder radeln, Straßentheater zum Thema durchführen, Informationen verteilen, Aktionen unternehmen.
Denn das vereinte Deutschland hat wieder eine Grenze, an der getötet wird. Diese ist ein weiterer Baustein in dem belasteten Verhältnis zwischen Deutschland und Polen. Sie ist ein Steuerungsinstrument des hierarchischen Arbeitsmarktes, die Ostflanke der "Festung Europa" und Mittel zur Abwälzung deutscher Probleme auf Polen. Die Grenze drückt den Rassismus aus, der von der Bundesrepublik und von den übrigen Staaten der Europäischen Union gefördert und in Gesetzen festgeschrieben wird. In der BRD sind diese Gesetze u.a. das Staatsangehörigkeitsrecht, das Ausländergesetz mit seinen Aufenthaltsbeschränkungen und -verboten (z.B. auch Einschränkung der politischen Tätigkeit), das Asylverfahrengesetz und das Asylbewerberleistungsgesetz.
Voneinander gespalten und gegeneinander ausgespielt werden durch diese Gesetze Menschen mit und ohne deutschen Pass:
- die Errichtung von Flüchtlingslagern in kleinen Dörfern anstelle dezentraler und privater Unterbringung
- die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen anstelle von Geld an Flüchtlinge
- der Sozialhilfesatz für Flüchtlinge liegt 20% unter dem für deutsche SozialhilfeempfängerInnen, somit müssen Flüchtlinge mit weniger als offiziellen Existenzminimum auskommen
- der Arbeitsmarkt wird entsprechend dem Aufenthaltsstatus gegliedert, womit auch verschiedene Gruppen von Menschen ohne deutschen Pass nochmals gegeneinander ausgespielt werden
- selbst beim Menschenrecht auf Leben und Gesundheit besteht ein Zweiklassen-Recht: Flüchtlinge haben nur ein stark eingeschränktes Recht auf medizinische Versorgung
"Offene Grenzen" gibt es auf der Ebene der europäischen Union nur für EU-BürgerInnen. Für alle anderen die totale Überwachung und Kriminalisierung, z.B. mit der computergesteuerten Erfassung von Fingerabdrücken aller Flüchtlinge. Abschiebeknäste schaffen neue Mauern im Innern der Republik.
Die deutsch-polnische Grenze soll durch die Tour genauer angeschaut werden und die Öffentlichkeit durch Veranstaltungen und Aktionen u.a. des Zivilen Ungehorsams auf das Unrecht gegenüber Flüchtlingen aufmerksam gemacht werden.