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Archiv Aktiv
von
Gewaltfreie Aktion, Ziviler Ungehorsam, ... das sind Begriffe, die in der deutschen Öffentlichkeit immer noch mehr mit Mahatma Gandhi oder Martin Luther King in Verbindung gebracht werden, als mit relevanten politischen Bewegungen im eigenen Land.
Blockaden oder Platzbesetzungen werden zwar wahrgenommen, aber wie solche Aktionen zustandekommen, wer die Akteure sind, welches Selbstverständnis diese haben und auf welchen Traditionen sie aufbauen..., all das bleibt ausgeklammert. Das hat viel mit den Mediengewohnheiten zu tun. Aber kaum verständlich ist, daß auch die gewaltfreie Bewegung in der BRD selbst von ihrer Geschichte wenig weiß.
Dabei nahmen die Anhänger der gewaltfreien direkten Aktion in den letzten 25 Jahren spürbar Einfluss auf die Kampagnenplanung und Aktionsformen der Ökologie- und Friedensbewegung.
Zu selten wird innerhalb der Bewegung auch über deren strukturelle Schwächen nachgedacht. So manches könnte aus früheren Erfahrungen und im Vergleich mit anderen Ländern gelernt werden.
Den Defiziten in der Verarbeitung der Erfahrungen will das Hamburger "ARCHIV AKTIV - Auswertungen und Anregungen - für gewaltfreie Bewegungen" auf verschiedene Weise begegnen:
Im Archiv Aktiv werden Materialien aus gewaltfrei orientierten Neuen Sozialen Bewegungen gesammelt, aufbereitet und zur Nutzung für Aktive aus der gewaltfreien Bewegung sowie für StudentInnen, JournalistInnen usw. bereitgehalten.
Aktiv soll das Material in Zusammenarbeit mit den NutzerInnen ausgewertet und zu einem "aktiven Gedächtnis der Bewegung" zugunsten von notwendigem gewaltfreiem Handeln gemacht werden.
Dies geschieht u.a. in der Organisation von Begegnungen zwischen ehemaligen Aktiven sowie zwischen früher Aktiven und heutigen AktivistInnen, um gemeinsam Erfahrungen aufzuarbeiten und weiterzugeben. Die im Archiv lagernden Dokumente dienen als Basismaterial zur Vorbereitung und Ergänzung der Begegnungs- und Bildungsarbeit.
Schwerpunktmäßig wird derzeit das Thema "Entwicklung der gewaltfreien Bewegung zwischen 1945 und 1968" aufgearbeitet. Weitere zeitgeschichtliche Projekte warten darauf, daß sich aktive Interessenten zusammenfinden.
Eine andere Form, Erfahrungen zu vermitteln, sind Seminarreisen z.B. nach Gorleben oder auf den südfranzösischen Larzac (Beispiel der erfolgreichen Verhinderung eines Truppenübungsplatzes), wo vor Ort Gespräche mit Menschen geführt werden, die intensiv gewaltfreien Widerstand geleistet haben.
Das Archiv Aktiv sucht freie MitarbeiterInnen, um noch wirksamer der gewaltfreien Bewegung nützen zu können.
Was sammelt das ARCHIV AKTIV ?
Zeitschriften, Broschüren, interne Rundbriefe, Flugblätter und Unterlagen zu Kampagnen und Aktionen gewaltfreier Gruppierungen der Ökologie- und Friedensbewegung in (West)- Deutschland nach 1945, aber auch im Ausland (insbesondere War Resisters International und Internationaler Versöhnungsbund).
Die Materialien stammen u.a. aus dem Nachlass von Trude Westhoff, und dokumentieren ein breites Spektrum der Friedens- und Umweltbewegung in den 50er und 60er Jahren. Die Entwicklung gewaltfreier Theorie und Praxis im Zeitraum 1945-68 wird durch Zeitzeugeninterviews und Recherchen ergänzt.
Ein weiterer Teil des Bestandes stammt aus der Begleitung gewaltfreier Initiativen seit 1965 durch Wolfgang Hertle. Dazu gehören u.a. Unterlagen aus den Jahren vor und nach Gründung der Zeitschrift "graswurzelrevolution" (1972 in Augsburg), den Kampagnen der ersten Jahre im Umfeld der GWR (z.B. für die spanischen Kriegsdienstverweigerer, gegen die französischen Atomtests im Pazifik, zugunsten der kalifornischen Farmarbeiter, Stromzahlungsboykott) und der Beteiligung gewaltfreier Gruppen an der Anti-AKW-Bewegung von Wyhl über Brokdorf bis Gorleben.
Die Entwicklung der Infrastruktur der gewaltfreien Aktionsgruppen seit 1969 wird weiter ergänzt durch Unterlagen der "Graswurzelwerkstatt" (ab 1974) und der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (ab 1980).
Der Beitrag gewaltfreier Gruppen zur Friedensbewegung der 80er Jahre wird deutlich in den Materialien der "Koordinationstelle Ziviler Ungehorsam", die Dieter Schöffmann einbrachte. Daneben gibt es zahlreiche weitere Dossiers zu Kampagnen und standortbezogenem Widerstand, z.B. Hunsrück, Mutlangen, internationale gewaltfreie Märsche, Steuerverweigerung, Totalverweigerung usw.. Zu erwähnen ist auch das Material aus der Arbeit von Trainingskollektiven und Bildungseinrichtungen der gewaltfreien Bewegung.
Die Sammlung konzentriert sich auf eigenständige gewaltfreie Aktionsgruppen bzw. auf Strömungen innerhalb größerer pazifistischer bzw. Umweltschutzverbände (wie DFG-VK, Versöhnungsbund, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) usw. in ihren Bemühungen, Theorie und Methoden des gewaltfreien Widerstandes zu vermitteln und die Praxis direkter gewaltfreier Aktion sowie den Zivilen Ungehorsam zu fördern.