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Atombombe über Jena!

von Nikolaus Huhn
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Am 22. Juni war in Jena eine seltene Himmelserscheinung zu sehen. Die US-amerikanische B61-12 Atombombe – besser gesagt, ein 1:1 Modell dieser Bombe – hing in etwa 40 Metern Höhe über der Saalestadt. Diese Bombe repräsentierte die zwanzig Atombomben, die die USA im Rahmen der sogenannten Nuklearen Teilhabe in der Eifel stationiert haben. Der Trägerkreis Rüstungskonversion Jena kritisierte mit dieser Aktion, dass Verteidigungsministerin Frau Kramp-Karrenbauer im Windschatten von Corona den Kauf von 45 amerikanischen (!) Kampfjets zum Abwurf dieser Atombomben durch die Bundeswehr durchfädeln möchte.

Häuptling Gelbe Locke führt der Welt seit längerem vor, wie man Freund wie Feind unter Druck setzt und gefügig macht. Erstens: Mehr Geld für Rüstung ausgeben. Und zweitens: Mit diesem Geld in den USA shoppen gehen. Sollte die beflissene Verteidigungsministerin da in transatlantischer Unterwürfigkeit eingeknickt sein?

Verfolgen die naiven Pazifist*innen mit diesem Protest mal wieder eines ihrer bizarren Ziele? Keineswegs, sie erinnern die Bundesregierung lediglich daran, nach zehn Jahren endlich den Bundestagsbeschluss von 2010 umzusetzen, der die Regierung mit breiter Mehrheit (und Stimmen der CDU) dazu auffordert, „sich mit Nachdruck für den Abzug der letzten Atomwaffen aus Deutschland einzusetzen“. Steinmeier ist dafür, Westerwelle war dafür. Der Logik des zwei plus vier Vertrages entspricht es ohnehin.

Die Aktiven wollten mit ihrer Aktion darüber informieren, wie die Bundesregierung mit unseren Steuermitteln umgeht, und sie protestierten gegen die Modernisierung der in Deutschland stationierten Atombomben. Der Trägerkreis empfiehlt, im Rahmen des von Präsident Trump in Aussicht gestellten Abzugs von 25 Prozent der US-Streitkräfte aus Deutschland, diese Bomben gleich mit nach Übersee zu nehmen.

„Will die Bundesrepublik wirklich nukleare Erfüllungsgehilfin eines affektgesteuerten Hasardeurs im Weißen Haus sein, der bisher kaum durch übertriebene Besonnenheit aufgefallen ist?“, fragt sich der Jenaer Trägerkreis Rüstungskonversion.

Warum aber hing die Bombe über den Köpfen der Jenaer Bürgerinnen und Bürger? Nicht zuletzt weil – nach Gesprächen mit dem Trägerkreis – die JENOPTIK AG unlängst versuchte, sich mit dem Verkauf der „Vincorion“ Tochter aus dem Rüstungsgeschäft zu verabschieden. Nun aber will sie doch wieder am großen Kriegskuchen mitknabbern, zuletzt mit einem 10 Millionen Auftrag über Zubehör für das Patriot Raketensystem. „Bekanntlich sind Rüstungsstandorte im Krieg beliebte Ziele für Präventivschläge und Bombardements. Das wollen wir unserer Stadt ersparen!“, gibt der Trägerkreis bekannt.

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