Radtour

Auf Achse für Frieden, Abrüstung und ein ziviles Europa!

von Manfred Diebold

Die diesjährige Friedens-Fahrradtour der DFG-VK Bayern (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen) vom 1.8. bis 9.8.2012 führte über ca. 500 km von München bis zum Bodensee. Mit bis zu 35 RadlerInnen, im Bodenseeraum ca. 50, und vier Begleitfahrzeugen waren noch nie so viele TeilnehmerInnen dabei. Auch die Berichterstattung in den Medien war so erfolgreich wie nie. An fast allen Orten, wo Mahnwachen und Kundgebungen mit Transparenten, Infostand und der Aufführung unserer Performance „Kein Krieg ist gerecht…“ stattfanden, gab es Presseberichte, dazu Sendungen der Lokalradios wie auch ein dreiminütiger Fernsehbericht in der SWR-Landesschau Baden-Württemberg. Circa 3000 Flugblätter mit dem Anliegen der  Friedens-Fahrradtour und den Forderungen der DFG-VK-Initiative „Zukunft sichern – Abrüsten!“ wurden unterwegs verteilt.

Aufhänger für die Berichterstattung und Roter Faden der Tour war der geplante Export von Leopard 2- Kampfpanzern nach Saudi-Arabien. Auf Anregung der Gruppe „Keine Waffen vom Bodensee“ sind wir in die Bodensee-Region gekommen, und so ergab sich mit Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) in München, wo der „Leo“ - Kampfpanzer zusammengebaut wird, eine Linie zwischen verschiedenen von uns besuchten Firmen, die am Bau des „Leos“ beteiligt sind. Besucht wurde die Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF), die Getriebe für den „Leo“ liefert und die Motoren- und Turbinen Union (MTU Tognum) in Friedrichshafen mit der Lieferung von Dieselmotoren für den Leo.

Mit unserem Motto „Für Frieden, Abrüstung und ein ziviles Europa!“ und daraus abgeleiteten Forderungen beschränkten wir uns keineswegs auf die Forderung nach dem Verbot von Rüstungsexporten und Umbau der entsprechenden Arbeitsplätze in zivile Arbeitsplätze. Im Flugblatt und bei den Ansprachen unseres Sprechers Thomas Rödl wurden wesentliche Schritte zur Abrüstung benannt bis hin zu dem Ziel, das Militär abzuschaffen und durch Methoden der Zivilen Konfliktbearbeitung zu ersetzen.

Ein Höhepunkt am 1.8. war die 24-Stunden-Mahnwache bei KMW, die vom Münchner Friedensbündnis und anderen unterstützt wurde. Circa 80 Personen erlebten das Kulturprogramm und Redebeiträge nach dem Motto “Legt den Leo an die Kette!“. Am 2.8. begann dann die eigentliche Friedensfahrradtour mit ca. 60-70 km täglich. Nach Kundgebung in Schrobenhausen besuchten wir den Hauptsitz der Fa. MBDA GmbH, die mit ihren Tochterfirmen Lenkflugkörpersysteme für Luftwaffe, Heer und Marine herstellt (u. a. Marschflugkörper Taurus, Panzerabwehrlenkwaffe MILAN, Flugabwehrraketensystem PATRIOT). Im Bereich Laserwirksysteme ist die MBDA Deutschland weltweit führend. Die nächsten drei Tage führten uns über Augsburg (Kundgebung mit der Augsburger Friedensinitiative und DFG-VK Augsburg) und Zwischenhalt an der „NATO-Pipeline“ zwischen Prittriching und Scheuring ins Allgäu nach Kaufbeuren (Kundgebung mit der Kaufbeurer Friedensinitiative), nach Kempten (Kundgebung vor dem neuen Militärgericht) und nach Isny. Am 6.8., dem Hiroshima-Gedenktag, kamen wir über eine Mahnwache bei der Fa. Liebherr in Lindenberg (u.a. Flugsteuerungselektronik fürs Militär) bei strömendem Regen nach Lindau (Kundgebung mit der Gruppe „Keine Waffen vom Bodensee“, Hiroshima-Gedenkfeier im Haus der „Friedensräume“). Tags darauf besuchten wir die Engineering Fa. AC&S in Langenargen (u. a. Simulatoren für Kriegsflugzeuge), die oben erwähnten Firmen ZF und MTU und die Fa. EADS – Cassidian in Immenstaad, die mit ca. 1300 Mitarbeitern Militärsatelliten, Elektronik für Drohnen und den Eurofighter liefern.

Nach dem Besuch bei der Firma Diehl BGT-Defense in Überlingen am 8.8. (hundertprozentige Rüstungsfirma mit ca. 1.700 Mitarbeitern, u.a. Flieger- und U-Boot-Bomben/ Raketen, sogenannte „intelligente Lenkflugkörper“ wie Sidewinder, IRIS-T, Panzerabwehrrakete PARS 3LR), wurde die 40-seitige Broschüre „Diehl – Portrait einer deutschen Waffenfabrik“ vorgestellt. In Konstanz war die letzte Kundgebung mit Aufführung der Performance. Der grüne Bürgermeister von Konstanz distanzierte sich in seinem Grußwort für die Friedensradler vom Pazifismus. Er meinte „viele Gewaltherrscher gehen nicht freiwillig und da braucht's auch mal Gewalt“. Die Antwort von Tommy Rödl war „schön, sag ich, daher liefern wir Waffen an die Saudis, damit sie ihren Abgang möglichst blutig gestalten können!“. Dem unter Zeitdruck stehenden Bürgermeister wurde noch eine Anregung mit auf den Weg gegeben: Die rot-grüne Landesregierung in Baden-Württemberg solle eine Studie in Auftrag geben über die Konversion der ca. 7.000 am Bodensee im Rüstungsbereich beschäftigten Mitarbeiter in zivile Arbeitsplätze.

Nähere Informationen über die Friedensfahrradtour siehe www.dfg-vk-bayern.de. Hier kann auch für 3 € die Broschüre „Diehl – Portrait einer deutschen Waffenfabrik“ bezogen werden.

Die im Text erwähnte Reportage ist unter http://www.swr.de/landesschau-bw/reportage/-/id=2254282/nid=258858/nid=2... zu finden.

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Manfred Diebold ist Mitglied der DFG-VK Erlangen.