6x jährlich informiert unsere Zeitschrift, das FriedensForum, über Aktionen und Kampagnen der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeexemplar zu.
Auf Jahre von den sozialen Bewegungen verabschiedet
vonNach dem Parteitag hat die "Initiative zur Bewahrung der SPD vor verhängnisvollen Irrtümern" ihre Auflösung bekanntgegeben. Natürlich heißt dies für Friedens- und MenschenrechtsaktivistInnen nur: Eine neue Initiative muß her!
Die SPD hat sich in der Bonner Beethovenhalle weit von den sozialen Bewegungen entfernt. Bei vielen Enttäuschten hat sie wegen des Nachgebens an den Rechtspopulismus verspielt, die Beschlüsse beschädigen das Grund- und Menschenrecht auf Asyl im Kern. Der im Vergleich zum Bremer Parteitag erweiterte "Blauhelmbeschluß", durch den die gesamte Grauzone zwischen Waffenstillstandsüberwachung und Kampfeinsätzen legitimiert wird, führt auf die Rutschbahn zur Bundeswehr als Interventionsarmee. "Wann wird die SPD die nächsten Kriegskredite bewilligen?" fragen die Menschen in der Friedensbewegung. Für viele - besonders viele Jugendliche - hat die Partei ein verhängnisvolles Signal für weitere Parteienverdrossenheit gegeben.
Die "Initiative zur Bewahrung der SPD vor verhängnisvollen Irrtümern" (IzBdSvvI), in der Bonner Gruppen vor der Beethovenhalle den Delegierten mit phantasievollen Begleitaktionen Mut zu einem klaren NEIN machen wollten, gibt ihre Auflösung bekannt. Die Irrtümer sind gemacht worden. Die außerparlamentarischen Gruppen resignieren allerdings keineswegs wie so mancher in seiner politischen Identität verratene Sozialdemokrat. Verabredet ist die Gründung einer neuen Bonner Initiative, die weiter eine Zweidrittelmehrheit für die Grundrechtsänderungen im Bundestag verhindern und insbesondere der sozialdemokratischen Fraktion auf die Finger schauen will, wie dort der von der Partei gegebene Blankoscheck für weitere Verhandlungen mit der Regierungskoalition ausgefüllt wird.
Weit über diesen Kreis hinaus sollten wir jetzt eine Offensive in Richtung der Bundestagsabgeordneten starten. Die MdB`s sollen sich überall in ihren Wahlkreisen der Diskussion über ihr Abstimmungsverhalten gegenüber Grundrechtsänderungen stellen. Auch bei dieser Abstimmung darf es keinen Fraktionszwang geben. Vielleicht kann das oft strapazierte persönliche Gewissen Einzelner diesmal nicht für Subventionen an Großkonzerne sondern für die Menschenrechte in die Waagschale fallen.
Die sozialen Bewegungen insgesamt müssen sich auf viel Arbeit und Engagement einstellen. In Zeiten einer - zunächst inhaltlichen - großen Koalition kann Demokratie nur noch durch eine starke außerparlamentarische Bewegung gerettet werden.
Die Tür für die Sozialdemokraten in die sozialen Bewegungen hinein muß aufgehalten werden. Nicht jeder Sozi ist ein für das gemeinsame Engagement verlorener Mensch. Mehrheiten können auch zurückgewonnen werden. Die Jusos sollten sich innerhalb der Partei um diesen Prozeß kümmern. Die Bürgerbewegungen werden für die Einmischung in innerparteiliche Diskussion bei den Sozialdemokraten in Zukunft wenig Zeit - viele auch wenig Lust - haben.