Schritte zur Revitalisierung der Friedensbewegung

Beratungstreffen der Kooperation für den Frieden in Münster

von Renate Wanie
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Anfang November, von Freitagabend bis Samstagnachmittag, lud die bundesweite Kooperation für den Frieden (KoFrie) ihre Mitglieder zu einem Präsenztreffen nach Münster in das Jugendgästehaus Aasee ein. Der Arbeitstitel: „Die Revitalisierung der Friedensbewegung. Wie werden wir stärker und erfolgreicher?“ Es ging darum, sich gemeinsam mit dem Zustand der Friedensbewegung  in Zeiten extremer Gefahren sowie insbesondere mit der Zukunft der KoFrie mit Handlungsmöglichkeiten, Schwierigkeiten und Chancen zu befassen.

Im Nu gab es über 30 Anmeldungen zur Teilnahme. Im Vorfeld wurden die KoFrie-Mitglieder gefragt, wie ihre Aktivitäten aktuell aussehen (z.B. Kampagnen), wo sie sich aktiv einbringen, wo im vergangenen Jahr die größte strukturelle Herausforderung lag, wie das aktuelle politische Geschehen analysiert wird, sowie zu den grundlegenden Werten, die die Mitglieder leiten. Die Antworten wurden in einem vielseitigen Reader zusammengestellt. Zu Beginn des Treffens erhielten Mitglieder die Möglichkeit, die ersten Antworten kurz in Form eines gedachten Radiointerviews mit fünf Selbstdarstellungskarten zu präsentieren. Ulrich Wohland von der „Werkstatt für Gewaltfreie Aktion“ moderierte die Tagung. Vertreten waren beispielsweise das „Forum Informatiker:innen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“, Pax Christi, AGDF, IPPNW, BSV sowie lokale Gruppen wie z.B. die „Friedensglocke Berlin“ oder der „Heidelberger Friedensratschlag“. Resümierend sprach einer der Sprecher der KoFrie von substanziellen Beiträgen mit durchaus unterschiedlichen Positionierungen, die teilweise auch spiegelbildlich die Konflikte in der Gesellschaft wiedergäben. Ein Anlass, um auch weiterhin über die Kontroversen zu sprechen, bzw. die unterschiedlichen Konflikte zu bearbeiten.

Eine weitere Vertreterin des Vorbereitungskreises schlug zu Beginn vor, die Kooperation als Debattenraum zu nutzen mit dem Ziel, Kontroversen auszutragen und Kompromisse zu suchen. Es solle mit mehr Transparenz geplant und die KoFrie als Vernetzungsplattform genutzt werden mit folgenden Grundsätzen: Überparteilichkeit, Orientierung an den Menschenrechten und dem Völkerrecht. Das Verständnis von Gewaltfreiheit und Pazifismus müsse immer wieder neu erarbeitet werden. Es wurde daran erinnert, dass den Aktivitäten unterschiedliche pazifistische und gewaltfreie Verständnisse zugrunde liegen, angesichts der aktuellen politischen Situation seien Widerstand und Alternativen extrem notwendig! Sie appellierte, nicht bei der Analyse stehen zu bleiben und mehr zur Aktion zu kommen.

Beiträge aus der Diskussionsrunde
In der großen Diskussionsrunde wurde u.a. dazu aufgerufen, dass sich die KoFrie-Mitglieder  gegenseitig mehr informieren und zudem mehr in die Gesellschaft hineinwirken sollten (z.B. in Gewerkschaften, Kirchen…). Dabei solle nicht einzig der Krieg in der Ukraine in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern auch positive Entwicklungen und Visionen in den Vordergrund gerückt und Bündnisse geschmiedet werden. Ein Appell richtete sich auch an die Diskussionskultur in möglichst transparenten Debattenräumen: Wir würden nicht weiterkommen, wenn wir bei den Unterschieden und Differenzen in der Friedensbewegung stehen blieben. Zudem sollten in einem „Spannungsbogen“ für die Jahre 2024/26 unbedingt konkrete Aktionen geplant werden.

Von den Teilnehmenden wurde auch die Möglichkeit sogenannter Themenkörbe angesprochen, wie z.B. Mittelstreckenraketen, Cyberspace/Drohnen, Deserteure/Wehrdienstverweigerung. Diese und andere Themenkörbe können z.B. für die Bundestagswahl oder Ostermärsche in die Aktionsplanungen aufgenommen werden. Zu der Frage des Umgangs mit tendenziell rechten Gruppierungen bei Demonstrationen wies ein Teilnehmer darauf hin, dass wir nicht weiter kommen, wenn wir uns in der Friedensbewegung vor Auseinandersetzung mit ihnen drücken. Eindeutig sprach sich ein anderer Teilnehmer dagegen aus, auf einem Podium mit einem Vertreter aus der AfD zu diskutieren. Ermutigend war der Hinweis auf den „Stuttgarter Konsens“, auf den sich friedenspolitische Gruppen in Stuttgart nach hitzigen, jedoch solidarischen und kompromissbereiten Diskussionen für die zukünftige Zusammenarbeit geeinigt haben.

Am Ende der Tagung wies der Moderator Uli Wohland auf eine Reihe von Konflikten in der KoFrie hin, die sichtbar wurden und die weiter bearbeitet werden müssten. Mit ein Grund, um Ende November auf der bereits terminierten Online-Mitgliederversammlung eine Nachbereitung auf die Tagesordnung zu setzen sowie einen sogenannten Grundkonsens für die Zusammenarbeit zu entwickeln. Auch werden dort mögliche Aktivitäten für 2025/26 geplant.

Die Website der Kofrie: https://www.koop-frieden.de/

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