5. Juni 2007:

Blockade des Militärflughafens Rostock-Laage zu Beginn des G8-Gipfels

von Rosa Wohlgemuth
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Der auf den ersten Blick so unscheinbar wirkende Flughafen Rostock-Laage ist vielen nur als Startpunkt ihres Urlaubs bekannt. Weniger geläufig ist die Tatsache, dass er sich zu einer zunehmend wichtigen militärischen Drehscheibe entwickelt. Bereits heute ist Laage der größte Fliegerhorst Nordeuropas. Die Eurofighter, mit denen demnächst auf dem Bombodrom in der Freien Heide der Luft-Boden-Krieg geübt werden soll, sind hier stationiert. Die Bedeutung des Standortes im weltweiten Sicherheitsregime zeigt sich z.B. auch daran, dass er während des NATO-Gipfels im November 2006 in Riga als Stützpunkt für die Luftüberwachung genutzt wurde.

Die zivile Luftfahrt wurde erst im Jahr 2002 durch einen Nutzungsvertrag mit der Bundeswehr ermöglicht, die den zuvor von der NVA genutzten Stützpunkt 1990 übernommen hatte. Diese Mitnutzung eines militärischen Flughafens ist in Deutschland in dieser Form einzigartig - sie führt sogar dazu, dass die zivile Flughafengesellschaft wegen der Anwesenheit des Militärs mit einem erhöhten Sicherheitsstandard in Zeiten globaler Bedrohungs- und Terrorszenarien wirbt.

Wenn im Juni 2007 Tausende von G8-Gegner/innen in die Region rund um Heiligendamm fahren, wird dem verschnarchten Flugplatz Rostock-Laage mit seinem heiteren Billigurlaubsgesicht und seiner tödlichen militärischen Seite die Aufmerksamkeit zuteil, die ihm gebührt. Getreu dem von vielen Globalisierungskritiker/innen formulierten Anspruch, sich nicht an der offiziellen Agenda des Gipfels abzuarbeiten, sondern statt dessen eigene inhaltliche Akzente zu setzen, findet hier am 5. Juni 2007 im Rahmen des Aktionstages gegen Militarismus, Krieg und Folter eine Blockade der Nato-Basis statt.

Die Szenerie ist von so hoher Symbolkraft, dass sie sich die G8-Gegner/innen selbst nicht hätten besser ausdenken können: Der zunehmend unverhohlenere Rückgriff auf die kriegerische Option zur Aufrechterhaltung der bestehenden Weltordnung ist einer der Hauptgründe, warum sie ablehnen, wofür der G8-Gipfel symbolischer Ausdruck ist. Die von den G8-Staaten dominierte Welt ist eine Welt der Kriege, der Armut und Ausbeutung, des weltweiten Angriffs auf soziale und demokratische Rechte, der fortwährenden Umweltzerstörung und der im Zusammenhang mit dem "Krieg gegen den Terror" praktizierten Politik der Entrechtung und der Folter - darüber können auch Alibibeschlüsse zum Schuldenerlass für Afrika nicht hinwegtäuschen. Wenn also das Führungspersonal der mächtigsten Staaten der Welt auf einem halb zivil, halb militärisch genutzten Flugplatz landet, um hinter Sicherheitszäunen verschanzt darüber zu beraten, wie die Welt so bleiben kann wie sie ist, produzieren sie genau die Bilder, die sie in ihren Hochglanzkommuniqués zu verwischen suchen. Egal wie ihre Rhetorik klingen mag, die Panzer sind im Hintergrund geparkt und im Zweifelsfall wird gern auf sie zurückgegriffen.

So weit, so schlecht, aber auch so gut für den Aktionstag. Es bietet sich die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Blockade des Flughafens verdeutlicht den G8-Kriegstreiber/innen, dass sie nicht willkommen sind. Gleichzeitig erbringt sie den Nachweis, dass militärische Infrastruktur auch im Alltag angreifbar ist. Zumindest an diesem Tag wird die erschreckende Alltäglichkeit der militaristischen Maschinerie durchbrochen werden.

Wie wird das ganze konkret aussehen? Rund um den Flughafen sind Kundgebungen angemeldet, auf denen es den ganzen Tag Programm geben wird: In Laage-Kronskamp vor dem Tor zum Fliegerhorst, an der zivilen Flughafeneinfahrt bei Weitendorf sowie in Friedrichshof, unweit vom Flughafengelände und wichtigen Zufahrtsstraßen. Alle Formen von Protest und Widerstand werden auf dem weiträumigen Gelände ihren Platz haben. Ob Blockaden an den Eingängen oder auf den umliegenden Straßen, ob bunte Luftballons oder Bolzenschneiderballett, ob Begrüßungskomitee auf dem Rollfeld oder künstlerische Umwidmungen von militärischen Anlagen aller Art - die Protest- und Aktionsformen werden sich am 5. Juni in Rostock-Laage sinnvoll ergänzen und die Breite des Widerstands deutlich machen.

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Rosa Wohlgemuth, Kampagne Libertad E-Mail: kampagne (at) libertad (Punkt) de Website: www.libertad.de