Köln, Hiroshimatag 2000

Botschaft eines Hibakusha*

von Gisela Behrendt
Initiativen
Initiativen

"Immer noch ist unser Planet bedrohlich dicht mit Atomwaffen bestückt, und Fortschritte auf deren Abschaffung hin sind kaum erkennbar" (Tadatoshi Akiba, Bürgermeister von Hiroshima). Grußbotschaften aus Hiroshima und Nagasaki leiteten die Kundgebung des Kölner Friedensforum am 6.8. vor dem Kölner Dom ein - überbracht von Kazuo Soda, Fukuoka.

Als 15-jähriger überlebte er den Atombomben-Angriff auf Nagasaki. Er hat seither seine ganze Kraft dem Kampf für die Achtung und Abschaffung der Kernwaffen gewidmet. Seit 1991 besucht er auf seinen Friedensmissionen nach Europa auch die Städte Dortmund und Köln. Er möchte hier, zusammen mit örtlichen Friedensinitiativen, Öffentlichkeit gegen die atomare Bedrohung schaffen.

Bei seinen jährlichen Besuchen wurde er von den Kölner Bürgermeistern empfangen. Er konnte ihnen mehr als 180.000 auf der Domplatte gesammelte Unterschriften für den Appell von Hiroshima und Nagasaki: "Abschaffen der Atomwaffen!" zum Weiterleiten über Japan an die Vereinten Nationen überreichen.

Auch in diesem Jahr empfingen ihn der amtierende Kölner Bürgermeister Schramma und die Bürgermeisterin Noritz (Grüne). Eingedenk der Verpflichtung der Stadt Köln im Rahmen des "Programms zur Förderung des Städtebündnisses zur restlosen Abschaffung von Atomwaffen" ("Hiroshima-Nagasaki-Bündnis") schlossen sich die Bürgermeister den Forderungen der Hibakusha an.

In seiner Rede vor dem Kölner Dom präzisierte Kazuo Soda diese Forderungen. Er erinnerte an das Schlussdokument der Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags (Mai 2000/New York): "Diese Erklärung kann als Schritt auf die Abschaffung aller Atomwaffen hin betrachtet werden, jedoch nicht als Fernziel in einer unbestimmten Zukunft, sondern durch die genaue und redliche Durchführung konkreter Maßnahmen."

Gina Mertens (IPPNW) unterstützte diese Mahnung. Sie berichtete über ihre Untersuchungen vor Ort an den Folgeschäden des NATO-Einsatzes von Geschossen mit abgereichertem Uran im Kosovo-Krieg. Bernhard Mogge (INFOE Köln) erinnerte an den menschenverachtenden und naturzerstörenden Uranabbau im Kakadu-Nationalpark im Norden Australiens.
 

Noch einmal Kazuo Soda: "Optimismus, Vertrauen und Solidarität sind die einzigen mächtigen Waffen friedlicher Menschen im Kampf gegen Gewalt und Unmenschlichkeit." ... und "In Okinawa, dem Ort der Gipfelkonferenz vom 21. - 23.7.2000, wurde die "Kadena US-Airbase", der größte Luftwaffenstützpunkt in Asien, von einer Menschenkette (27.000 Menschen) umringt. Sie forderten die Räumung des Stützpunkts. ... Lasst alle in der Welt, die den Frieden lieben, Menschenketten bilden um die Atomstaaten, bis sie ihre gefährlichen Waffen aufgeben!"

Die Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch", Kazuo Sodas Geschenk an die Kölner Bürger, wurde "live" auf der Domplatte vorgestellt. Die Stadtverwaltung, der sie zuerst angeboten wurde, hatte die Ausstellung unter bürokratischen Vorwänden immer wieder verzögert. Ab 2.9. wird sie im Gewerkschaftshaus am Hans-Böckler-Platz zu sehen sein. NIHON HIDANKYO, der Japanische Verband der Atombombenopfer, erstellte diese Sammlung von 40 Bildtafeln und Texten, die eindringlich mahnen, die von ihnen durchlebte Tragödie möge sich nie wiederholen. NIHON HIDANKYO wünscht sich, dass die Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch" in der ganzen Welt gezeigt wird, damit die Weltöffentlichkeit zur Abschaffung der Kernwaffen ermutigt wird.

In Deutschland ist sie auszuleihen über: Kölner Friedensforum, c/o "Pax an", Allerweltshaus, Körnerstr. 77-79, 50823 Köln

*) Hibakusha - Atombombenopfer, auch Opfer von Atomtests und AKW- Unfällen

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Gisela Behrendt ist aktiv bei den "Frauen in Schwarz", Köln.