Der kleine Max und der Deserteur

Buchbesprechung: Ein Meer von Sonnenblumen

von Martin Singe
Schwerpunkt
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Karoline Hugler hat 2024 im „Erzählverlag“ ihren Debütroman „Meer von Sonnenblumen“ veröffentlicht. Auf 84 Seiten wird eine spannende Geschichte über Freundschaft und Mut in Zeiten von Angst und Verfolgung entwickelt. Zeitlich spielt die Geschichte im Zweiten Weltkrieg, sie könnte sich so oder so ähnlich aber auch heute in der Ukraine, in Russland oder anderswo ereignen. Es ist ein anrührender Antikriegsroman, geeignet für Kinder ab 10 Jahren, aber auch für Erwachsene spannend zu lesen.

Der Ich-Erzähler ist der zehnjährige Max, der nach dem Verlust seiner Eltern in einem Waisenhaus lebt und von dort abhaut. Auf seiner Flucht stößt er zusammen mit einem anderen Fliehenden: Der junge Soldat Marius ist als Deserteur auf der Flucht vor der ihn verfolgenden Feldgendarmerie. Marius ist während der Verfolgung aus dem fahrenden Zug gesprungen und zunächst in einem Sonnenblumenfeld gelandet. Dort kann er den Verfolgern zunächst entkommen.

Beide finden sich schließlich eher zufällig als geplant in einem Wanderzirkus wieder. Max erkennt in dem als Clown verkleideten Marius den öffentlich gesuchten Deserteur und erpresst ihn, bei ihm bleiben zu dürfen – andernfalls würde er ihn verraten. Der Zirkusdirektor arrangiert sich mit der überraschenden Situation und nimmt beide in die Zirkusgesellschaft auf. Aus der Zwangspartnerschaft entwickelt sich eine Freundschaft zwischen beiden Geflohenen. Marius wächst in die Clowns-Rolle, während Max sein „Lehrling“ wird. Denn „Clown“ ist sein Traumberuf. Aber die Feldgendarmerie und ein General, der zudem der Vater von Marius ist, verfolgen den gesuchten Deserteur unbarmherzig weiter, so dass die Angst vor der Entdeckung ein ständiger Begleiter bleibt.

Tina Knop vom Radio Berlin Brandenburg kommentierte das Büchlein wie folgt: „Karoline Hugler nimmt uns mit auf eine spannende wie bewegende Fluchtgeschichte zweier Menschen. Der Krieg an sich spielt kaum eine Rolle, eher die Gefühle und Umstände, die daraus resultieren. Dass 'Meer von Sonnenblumen' gerade jetzt das Licht der Welt erblickt, ist nicht zufällig. Meer von Sonnenblumen soll vor allem Mut machen, seinen ganz eigenen Weg zu gehen, egal wie schwierig die Umstände gerade sind. Ein besonders berührendes Buch.“

Die Autorin, Karoline Hugler, Jahrgang 1980, ist als Theaterleiterin („Comédie Soleil“ in Werder/Havel), Regisseurin und Schauspielerin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Caputh bei Potsdam.

Das Buch kann sehr empfohlen werden, geeignet als Geschenk für Kinder und Jugendliche. Die Geschichte wird in Erinnerung bleiben und kann Fragen über den Sinn und Unsinn von Kriegen und dem Soldatenhandwerk wecken. Schön ist auch die Buchwidmung: „Für den Frieden! - ‚Jeder Einzelne macht einen Unterschied‘ - Jane Goodall“.

Karoline Hugler (2024): Meer von Sonnenblumen, Berlin: Der Erzählverlag, 84 Seiten, ISBN 978-3947831975, 18,- Euro

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Hintergrund
Martin Singe ist Redakteur des FriedensForums und aktiv im Sprecher*innenteam der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt".