Qualifizierung

Campapeace: eine Erfahrungswerkstatt der Friedensbewegung

von Ulrich WohlandClaudia Funke

Die Qualifikation „Campapeace“ (Campaigning for Peace) geht in die zweite Runde – Organisations- und altersübergreifend lernen die TeilnehmerInnen, wie mit Kampagnen friedenspolitische Ziele erreicht werden können und was es dafür braucht.
Die aktuelle außenpolitische Situation verunsichert und alarmiert viele Menschen. Sie fragen sich: Was kann ich tun? Wo kann ich mitmachen, um diese Situation anzuprangern und vielleicht sogar zu verändern? Die Friedensbewegung ist gefragt, zeitnah und alltagsnah Handlungsangebote zur Verfügung zu stellen. Um dies noch breiter und schneller tun zu können, braucht sie vor allem eins: qualifizierten und engagierten Nachwuchs.
Zu diesem Zweck entwickelte Uli Wohland aus der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, die Idee einer Qualifikation für Friedensbewegte. Dieser Grundgedanke fand große Zustimmung bei VertreterInnen aus anderen Friedensorganisationen (entscheidend waren Susanne Grabenhorst/ IPPNW, Roland Blach/DFG-VK sowie Paul Russmann/ORL), die ihre ideelle, organisatorische und finanzielle Unterstützung einbrachten. Mit der ersten Staffel von November 2012 bis Februar 2014 ist in sechs Modulen ein Raum des gemeinsamen Lernens und des Erfahrungsaustausches von älteren und jüngeren Aktiven entstanden: 15 TeilnehmerInnen aus verschiedenen Organisationen der Friedensbewegung (DFG-VK, IPPNW, BANg, Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, Netzwerk Friedenskooperative u.a.) setzten sich unter Leitung von Uli Wohland mit Konzepten und Werkzeugen der Kampagnenarbeit auseinander. Neben der kampagnenorientierten Diskussion aktueller friedenspolitischer Themen wurden auch historische Beispiele wie die Kampagne „Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung“ aus den 1980er Jahren bearbeitet. Im November 2014 startete dann die zweite Staffel der Ausbildung.

Organisationen der Friedensbewegung werden kampagnenfähiger
Die Friedensbewegung setzt sich dafür ein, Kriege und Atomkriege zu verhindern, bestehende zu beenden und Kriege möglichst für immer abzuschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es neben einer in der Zivilgesellschaft verankerten starken Bewegung auch professionelle FriedensarbeiterInnen, und es braucht Kampagnen: In Kampagnen entwickelt die Friedensbewegung wirkungsvolle Strategien und Handlungskonzepte, um diesem Ziel näher zu kommen.
Kampagnenfähigkeit sollte ein zentrales Arbeitsfeld für Friedensorganisationen sein. Nicht jede Organisation, die Kampagnen durchführen will, ist jedoch aus sich heraus kampagnenfähig – oft fehlen notwendige Ressourcen und Kompetenzen. Diese Kompetenzen aufzubauen, ist ein Ziel der Ausbildung. Angestrebt wird die Qualifikation von AktivistInnen, die innerhalb ihrer jeweiligen Organisationen und innerhalb der Bewegung strategisch angelegte Kampagnen entwickeln können. Damit soll die Handlungsfähigkeit der Organisationen gestärkt werden.

Kreativkreis für Kampagnenkonzepte in der Friedensbewegung
Die Lernziele sind vielfältig: Neben der Beschäftigung mit konzeptionellen Fragen der Kampagnenplanung und Praxisübungen in Moderation von Kampagnenräten werden auch eigene Kampagnenprojekte der TeilnehmerInnen weiterentwickelt. Durch die Vernetzung der TeilnehmerInnen im Rahmen von „CampaNet“, den sich an die Ausbildung anschließenden regelmäßigen Netzwerktreffen, ist es möglich, neue Impulse in die aktuelle Planung von Kampagnen einfließen zu lassen und sich dabei gegenseitig zu beraten. Damit stellt die Ausbildung einen Ort für kontinuierlichen Wissenstransfer und gemeinsames Erfahrungslernen innerhalb der Bewegung dar.
In der ersten Staffel von Campapeace fanden regelmäßige Arbeitskreise und kollegiale Beratungen, u.a. zu den drei aktuellen Kampagnen „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!“, „atomwaffenfrei.jetzt“ und „Schulfrei  für die Bundeswehr - Lernen für den Frieden“ statt.

Das Ausbildungsprogramm  von Campapeace setzt sich zusammen aus:
•    Ausbildung als CampaignerIn (= Kampagnen strategisch planen und durchführen können)
•    Qualifikation als KampagnenmoderatorIn (= Kampagnen moderieren  und anleiten können)
•    CampaNet als Kreativzentrum für die Begleitung laufender, zukünftiger und geplanter Kampagnen
•    Nachhaltige Vernetzung und kontinuierliche Weiterqualifizierung
•    Organisierte Kollegiale Beratung während und nach der Ausbildung.

Die Ausbildung wird tatkräftig gesponsert von der DFG-VK, IPPNW, ORL und der WfGA. Informationen zur 2. Staffel, die im November  2014 in Kassel beginnt: claudia [dot] funke [at] wfga [dot] de. Weitere Informationen zur Qualifikation finden sich auch unter www.wfga.de/Ausbildungen.
Informationen zu den laufenden Kampagnen: www.atomwaffenfrei.de, www.aufschrei-waffenhandel.de, www.schulfrei-für-die-bundeswehr.de

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Hintergrund
Ulrich Wohland arbeitet ehrenamtlich bei der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden und ist Initiator der Ausbildung "Campapeace". Er ist Moderator, Coach, Campaigner und Kommunikationstrainer.