Das Gefechtsübungszentrum des Heeres in Letzlingen

von Helmut Adolf

Übungsfeld für "Missionare"
"Wir bereiten keine Kriege vor, sondern Missionen"  wird in der Altmark-Zeitung vom 24. Mai 2003 der damalige Leiter des Gefechtsübungszentrums Altmark, Wolfgang Lortz, zitiert. Wer Missionen durchführt, ist ein Missionar. Und für die Missionarsausbildung gibt der Bund auf dem Truppenübungsplatz "Altmark" mit dem Gefechtsübungszentrum Heer in Letzlingen viel Geld aus. Es zählt zu den modernsten militärischen Einrichtungen überhaupt. So gibt es dort auch viel Besuch von ausländischen Militärdelegationen

In Letzlingen üben neben der Bundeswehr auch Truppen aus anderen Staaten. So findet sich im Bundeshaushalt 2010, Einzelplan 14, mehrmals der Vermerk. „Einnahmen aus der Mitbenutzung des Gefechtsübungszentrums des Heeres durch ausländische Streitkräfte fließen den Ausgaben zu.“ Es kann aber auch auf die Erstattung der Kosten verzichtet werden, wie aus der Seite 30 des Dokumentes hervorgeht.

Groß, größer, am größten
Der Truppenübungsplatz hat eine Größe von 230 km². (Zum Vergleich: das Bundesland Bremen umfasst 404 km².) Doch das reicht nicht. Jetzt sollen noch 1.700 ha hinzu kommen. Neue Aufgaben kommen hinzu, und außerdem braucht man noch etwas Schutzwald drum herum, denn das Militär lässt sich nicht gern auf die Finger sehen. Vergessen ist da die Vereinbarung mit dem Land Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 1997, der so genannte Heidekompromiss, wonach laut Punkt (2) im Jahr 2006 der Südteil der Heide aus dem Truppenübungsplatz herausgenommen werden sollte.

Bundeswehrangehörige, die in einen Auslandseinsatz gehen, bekommen hier eine abschließende Zusatzausbildung. Truppen mit einer Stärke bis zu 1.500 Kräften können hier üben. Hier finden die Soldatinnen und Soldaten muslimische Übungsdörfer mit Minarett und christliche mit Kirche, Polizeistationen, Grenzübergänge und sogar einen Flughafentower. Neben dem Tower stehen zwei ausgediente Kleinflugzeuge. Aber bald gibt es richtigen Flugverkehr auf dem Platz. Es soll ein Feldflugplatz für die „Transall“ geschaffen werden. Flugzeuge als Ziele fliegen schon längere Zeit über dem Platz. Der scharfe Schuss wird nur simuliert. So wird der Krieg zum Computerspiel. Für gefechtsnahe Geräusche sorgt Pyrotechnik. Mobile Kamerateams zeichnen die Handlungen auf. Diese können dann an Videowänden angesehen und ausgewertet werden. Auf dem Platz stationierte Kräfte stellen marodierende Bevölkerung dar. Auf dem Gelände ist immer etwas los. Es finden bis zu 21 Übungsdurchgänge im Jahr mit einer Länge von 10 bis 14 Tagen statt. So bleibt die von der Bundeswehr in generöser Geste gestattete Benutzung von bestimmten Wanderwegen am Rand des Truppenübungsplatzes in übungsfreien Zeiten eine Farce, denn diese Zeiten gibt es kaum.

Da das Gelände kaum über Oberflächenwasser verfügt, gibt es in der Nähe einen Wasserübungsplatz an der Elbe, wo die Handlungen am Fluss geübt werden können. Tanklastzüge wurden bisher noch nicht in das Übungsszenario eingebaut. Deshalb die Fehleinschätzungen von Oberst Georg Klein. Jetzt soll noch eine Übungsstadt mit U-Bahn-Station gebaut werden. Der Kampf im urbanen Raum gewinnt immer mehr Bedeutung in den Plänen der Militärs.

Privatwirtschaftliches Engagement
Das Gefechtsübungszentrum wird gegenwärtig von der Rheinmetall Dienstleistungszentrum Altmark GmbH (RDA) betrieben. In der Zeitung des Rheinmetall-Konzerns „Das Profil“, Ausgabe 2/2009, freut man sich natürlich über ein solches „Bombengeschäft“. (Nachzulesen im Internet unter (www.rheinmetall.de/pdfdoc/Profil%202_2009%20online.pdf). So ist die Rüstungsindustrie nicht nur bei der Lieferung von Waffen und Ausrüstungen, sondern auch beim Betrieb von militärischen Einrichtungen am Verdienen. Bei dieser zivil-militärischen Zusammenarbeit ist das Gefechtsübungszentrum seit Jahren ein Vorreiter. So kann auch für eine schlanke Bundeswehr gesorgt werden. Zumindest, was die Truppenstärke betrifft. Wie sich beim Besuch des damaligen Europaabgeordneten Tobias Pflüger am 1. November 2005 im Gefechtsübungszentrum zeigte, reicht das Engagement der Privaten bis zum Betrieb der Waffenkammer.

Platzkonzert am 5. Sept. 2010
Wem derlei militärischer Rummel nicht gefällt, ist eingeladen, sich am Widerstand gegen diese militärische Einrichtung zu beteiligen. So gibt es die monatlichen Friedenswege der Bürgerinitiative OFFENe HEIDe. Am 5. September 2010 wird es ein Platzkonzert der Gruppe „Lebenslaute“ (www.lebenslaute.net) unter dem Motto „Geigentöne statt Kriegsgedröhne“ geben.

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Helmut Adolf arbeitet seit deren Gründung im Jahr 1993 in der Bürgerinitiative OFFENe HEIDe und widmet sich dort der Öffentlichkeitsarbeit. Mehr Informationen unter: www.offeneheide.de