Das Hamburger Forum für Völkerverständigung

von Wolfgang Kistein
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Kurz nachdem das "Krefelder Forum" im November 1980 unter der Überschrift "Der Atomtod bedroht uns alle - keine neuen Atomraketen in Europa!" den "Krefelder Appell" veröffentlicht hatte, fanden sich in Hamburg Friedensbewegte aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchengemeinden, Jugend- und anderen Organisationen - als Einzelpersonen oder mit Mandat ihrer Organisationen - zum "Hamburger Forum" zusammen, um die Unterstützung des Krefelder Appells zu organisieren und den Kampf gegen die drohende Stationierung von Pershing II-Raketen und Cruise-Missiles aufzunehmen. Das Forum wurde schnell zum Motor des Aufschwungs der Friedensbewegung in Hamburg und entwickelte sich zum Informations- und Aktionszentrum für die vielen örtlichen Friedensinitiativen, die sich in fast allen Stadtteilen gründeten.

Parallel zum Rückgang der bundesdeutschen Friedensbewegung Ende der 1980er Jahre wurde auch der Kreis derer immer kleiner, der die Arbeit des Forums aufrechtzuerhalten suchte, was durch den Verlust der organisatorischen Unterstützung durch die DFU noch erschwert wurde. In dieser Situation gründeten - einem Vorschlag von Bernd Hahnfeld(1) folgend - vierzehn der verbliebenen "Aufrechten" Anfang 1990 den Verein "Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung", um sich einen festeren organisatorischen Zusammenhalt zu geben und über steuerabzugsfähige Mitgliedsbeiträge und Spenden eine solide finanzielle Basis der Arbeit zu schaffen.

Dieses Forum hat dafür gesorgt, dass seither in Hamburg jedes Jahr ein Ostermarsch, eine Aktion zum Hiroshimatag und um den 1. September eine Antikriegsdemonstration stattgefunden haben. Es war Mitorganisator einer großen Demonstration in Hamburg gegen den Golfkrieg von 1991, der Aktionen gegen den Jugoslawienkrieg 1999, gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr seit 2001 und gegen den Überfall auf den Irak 2003.

Eine lokale Besonderheit hat das Forum mit seinen Marine-Aktivitäten entwickelt, die von unserem Vorstandsmitglied Lühr Henken angeregt wurden, der sich ein profundes Wissen über die deutsche Marine-Rüstung angeeignet und deren aggressiven Charakter herausgearbeitet hat(2). Dazu gehören Protestkundgebungen am Werkstor der Thyssen-Krupp-Kriegsschiffswerft Blohm & Voss bei Taufen von Fregatten und Korvetten. Weiter Aktionen bei den Feiern zum Hamburger Hafengeburtstag, die wir seit 2005 zusammen mit der "Hafengruppe Hamburg" gestalten, mit deren Barkasse "Antoniette" wir bei der Schiffsparade mitfahren, um mit Transparenten und Megaphondurchsagen gegen die Teilnahme von Kriegsschiffen zu protestieren. Schließlich gehören dazu Aktivitäten gegen das Tamm-Museum. Peter Tamm(3) betreibt in Hamburg eine private "marinegeschichtlich-militaristische"(4) Sammlung und hat 2005 von Senat und Bürgerschaft der Stadt einen historischen Speicher und 30 Mio. Euro für ein öffentliches Marinemuseum bekommen. Über ihn und seine Sammlung hat der Informationskreis "Rüstungsgeschäfte in Hamburg" 2005 mit einer Broschüre(5) informiert, deren Herausgabe und Verbreitung das Forum ebenso unterstützt hat wie eine anschließende Initiative Hamburger Künstlerinnen und Künstler(6) zur Information der Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft über das Museum.

Wichtig für die Arbeit des Forums und den Zusammenhalt der Aktiven der Hamburger Friedensbewegung ist unser Rundbrief mit Informationen aus der Friedensbewegung sowie über geplante und durchgeführte Aktivitäten des Forums und befreundeter Organisationen. Er wird etwa zehn Mal im Jahr per Post und per E-Mail verschickt und trägt - genau wie die Internetseite(7) des Forums - wesentlich zur Mobilisierung für unsere Aktionen bei. Neben den Aktionen aus aktuellem Anlass führen wir jährlich acht bis zehn öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen zu friedenspolitisch wichtigen Themen durch.

Die Aktivitäten des Forums werden von einem losen Kreis von Aktiven vorbereitet, mit denen sich der Vorstand alle vierzehn Tage trifft. Dabei ist uns immer wichtig, möglichst viele Gruppen an unseren Aktionen zu beteiligen. Ebenso wichtig nehmen wir die Unterstützung von bundesweiten Aktivitäten der Friedensbewegung. So arbeiten wir im Bundesausschuss Friedensratschlag mit, bei dem Lühr Henken zum Sprecherkreis gehört, und haben im letzten Jahr im Vorbereitungskreis der Afghanistan-Kampagne mitgearbeitet, was wir in diesem Jahr fortsetzen wollen.

Wolfgang Kirstein ist promovierter Physiker und hat bis zu seinem Ruhestand an der Universität Hamburg gearbeitet. Er war seit Beginn der 1960er Jahre in der Hamburger Friedensbewegung aktiv und ist zur Zeit Vorsitzender des Hamburger Forums.

Anmerkungen

  1. Bernd Hahnfeld, Richter a.D., ist Vorstandsmitglied von IALANA. Er war seit Vereinsgründung Vorsitzender des Hamburger Forums. Dieses Amt hat er niedergelegt, als er nach seiner Pensionierung nach Köln gezogen ist.
  2. FriedensForum 4 / 2007, S. 28.
  3. Peter Tamm war bis 1991 Vorstandschef des Axel Springer-Verlags und ist Besitzer verschiedener militaristischer Verlage. Seine Aktivitäten für ein öffentliches, von seiner Stiftung getragenes Museum werden vom Hamburger Abendblatt unterstützt, das zum Springer-Verlag gehört.
  4. DIE ZEIT, 20.02.2003
  5. Friedrich Möwe, TAMM-TAMM - Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion über das Tamm-Museum, Hamburg 2005, GNN-Verlag, ISBN 3-938372-03-6 - Der Text kann auch von der Internetseite des Hamburger Forums7 als PDF-Datei heruntergeladen werden.
  6. http://www.tamm-tamm.info
  7. http://www.hamburger-forum.org

E-Mail: hamburger-forum(at) hamburg (Punkt) de

Website: www.hamburger-forum.org

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Wolfgang Kirstein ist promovierter Physiker und hat bis zu seinem Ruhestand an der Universität Hamburg gearbeitet. Er war seit Beginn der 1960er Jahre in der Hamburger Friedensbewegung aktiv und ist zur Zeit Vorsitzender des Hamburger Forums.