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Das Polenbild in Deutschland - der ungeliebte Nachbar
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In Deutschland sind die Polen immer noch ziemlich ungeliebte Nachbarn. Wie aktuelle Meinungsumfragen bestätigen, weisen Deutsche aus West und Ost den Polen überwiegend negative Eigenschaften zu. Alte Vorurteile haben sich über Jahrzehnte hinweg gehalten und sich insbesondere in Berlin durch das Drumherum um den nicht gern gesehenen Polenmarkt der letzten Jahre wieder neu reproduziert.
Entsprechend zurückhaltend reagierte zum Beispiel die Öffentlichkeit Berlins auf die Grenzöffnung für polnische Besucher am 8.4.1991: Erneut wurde eine "Händlerschwemme" aus Polen erwartet. Daß alles ganz anders kam, der prognostizierte Besucheransturm ausblieb, zeigte, wie die wiederbelebten Vorurteile vom "Handelspolen und Dieb" in dieser Stadt einen Einblick in unser Nachbarland versperren kann. Es wurde hier in Berlin übersehen, daß in Polen mittlerweile die Preise enorm stiegen waren und es auf den dortigen Märkten viele westliche Waren zu kaufen gab. Die vorherigen Anreize einer Berlinfahrt für Händler und Konsumenten existierten nicht mehr. Zudem schämten sich viele ihrer handelnden Landsleute.
Das Westdeutsche und Westberliner Polenbild - Die faulen Freiheitshelden
Die in Westdeutschland einschließlich Berlins vorherrschende große Unkenntnis über das Polen von heute hat seine wesentlichen Ursachen in der Ost-West-Konfrontation der letzten Jahrzehnte:
Kontaktreisen wurden durch bürokratische Hindernisse unmöglich gemacht oder sehr erschwert, aber auch im Bewußtsein blieb Polen ein Land des ungeliebten Ostens im Schatten der DDR. In Vergessenheit geriet weitgehend, daß Polen - entgegen eigenem Willen - aufgrund übergeordneter machtpolitischer Interessen auf der Konferenz von Jalta dem sowjetischen Einflussbereich zugeschlagen wurde.
In der Atmosphäre des Kalten Krieges konnten sich alle Vorurteile, die sich im deutschen Nationalismus des 19. Jahrhunderts ausgebildet haben, gegenüber Polen halten.
Nicht Annäherung mit dem Willen zur Versöhnung angesichts der vielen polnischen Opfer Hitlerdeutschlands bestimmte die öffentliche Diskussion in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten.
In den Blickpunkt rückte Polen lange Zeit lediglich dann, wenn die Bundesrepublik den Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete beklagte und die Grenze zu Polen an den Flüssen Oder und Neiße in Frage gestellt wurde. Ein selbstkritisches Nachdenken über die nationalsozialistische Vergangenheit und in diesem Zusammenhang über das Verhältnis zu Polen verflüchtigte sich; der eiserne Vorhang und der propagierte Antikommunismus verdrängten lange Zeit Fragen nach der politischen und persönlichen Schuld zwischen 1933 und 1945.
Erst als seit Mitte der 60er Jahre die heranwachsende Generation nach der Mitschuld ihrer Väter an den Verbrechen im Nationalsozialismus fragte, lebte die Auseinandersetzung um das zugeschwiegene Kapitel der jüngsten nationalen Geschichte wieder auf.
Gleichzeitig kam Bewegung in das deutsch-polnische Verhältnis. Der Wille zur Versöhnung eröffnete in den Beziehungen beider Länder neue Wege. In diesem Zusammenhang sind die Denkschrift der EDS, der Briefwechsel deutscher und polnischer Bischöfe aus dem gleichen Jahr und staatlicherweise vor allem der Warschauer Vertrag vom 7.12.1970 Eckpunkte eines beginnenden Annäherungsprozesses.
Von Polen und Deutschen gemeinsam gestellte Fragen an die deutsch-polnische Geschichte machen jedoch bis heute häufig einen Bogen um die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges. Ein Zeichen dafür, daß die Aufarbeitung der Ereignisse immer noch auf nicht verheilte Wunden stößt.
Insbesondere die Millionen von Heimatvertriebenen sind in der Regel außerstande, ihr im Zuge der Vertreibung erlittenes Leid mit dem nationalsozialistischen Terror, u.a. gegenüber dem polnischen Volk, in eine gedankliche Verbindung zu bringen.
Das Bild vom "unzivilisierten, faulen Polen" hat sich - und Umfragen bestätigen dies, in der weiteren Entwicklung der Bundesrepublik, trotz positiverer Ansätze in den deutsch-polnischen Beziehungen, bis heute gehalten.
Einen neuen Nährboden fand dieses Vorurteil in der tiefen Wirtschaftskrise, in der Polen seit Mitte der 70er Jahre steckt.
Wenn auch die Kommunisten mit ihrer Planwirtschaft hauptsächliche Verursacher der Krise seien, so wurde argumentiert, trage auch die für Polen typische Unfähigkeit, fehlende Disziplin und Einstellung zur Arbeit allgemein zur Krise bei. Oft wurde diese Meinung von den gleichen Personen ausgesprochen, die im nächsten Atemzug ihre Bewunderung gegenüber dem unbändigen Freiheitswillen der polnischen Nation zum Ausdruck brachten.
Im gleichen Maße, in dem Polen im Westen durch vielzählige Aufstände (1956, 1968, 1970, 1976, 1980/81 und 1988/89) auf sich aufmerksam machte, wuchs hier das Bild vom freiheitsliebenden "Enfant terrible" des Realsozialismus. Parallelen zur Polenbegeisterung der deutschen Republikaner in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden gezogen. Trotz einer daraus folgenden positiveren Gesamteinschätzung des polnischen Volkes, die sich unter anderem in einer Pakethilfeaktion vieler Bundesbürger nach Ausrufung des Kriegsrechts am 13.12.1981 ausdrückte, findet der Stereotyp vom minderwertigen Polen immer wieder neue Anknüpfungspunkte: Jeder Deutsche, der mit diesem Bild nach Polen reist, kann sich angesichts der gewaltigen politischen und ökonomischen Krise in seiner Überlegenheit bestätigt fühlen. Das Begreifen der ungleichen Entwicklung in Polen im Verhältnis zu Deutschland wird in der Zukunft der Schlüssel für eine mögliche Annäherung sein.
Das Polenbild in Deutschland - der ungeliebte Nachbar
Die Polen sind in Deutschland immer noch ziemlich ungeliebte Nachbarn. Wie aktuelle Meinungsumfragen bestätigen3), weisen Deutsche aus West und Ost den Polen überwiegend negative Eigenschaften zu. Alte Vorurteile haben sich über Jahrzehnte hinweg gehalten und sich insbesondere in Berlin durch das Drumherum um den nicht gern gesehenen Polenmarkt der letzten Jahre wieder neu reproduziert.
Entsprechend zurückhaltend reagierte zum Beispiel die Öffentlichkeit Berlins auf die Grenzöffnung für polnische Besucher am 8.4.1991: Erneut wurde eine "Händlerschwemme" aus Polen erwartet. Daß alles ganz anders kam, der prognostizierte Besucheransturm ausblieb, zeigte, wie die wiederbelebten Vorurteile vom "Handelspolen und Dieb" in dieser Stadt einen Einblick in unser Nachbarland versperren kann. Es wurde hier in Berlin übersehen, daß in Polen mittlerweile die Preise enorm gestiegen waren und es auf den dortigen Märkten viele westliche Waren zu kaufen gab. Die vorherigen Anreize einer Berlinfahrt für Händler und Konsumenten existierten nicht mehr. Zudem schämten sich viele ihrer handelnden Landsleute.
Das Westdeutsche und Westberliner Polenbild - Die faulen Freiheitshelden
Die in Westdeutschland einschließlich Berlins vorherrschende große Unkenntnis über das Polen von heute hat seine wesentlichen Ursachen in der Ost-West-Konfrontation der letzten Jahrzehnte:
Kontaktreisen wurden durch bürokratische Hindernisse unmöglich gemacht oder sehr erschwert, aber auch im Bewußtsein blieb Polen ein Land des ungeliebten Ostens im Schatten der DDR. In Vergessenheit geriet weitgehend, daß Polen - entgegen eigenem Willen - aufgrund übergeordneter machtpolitischer Interessen auf der Konferenz von Jalte dem sowjetischen Einflußbereich zugeschlagen wurde.
In der Atmosphäre des Kalten Krieges konnten sich alle Vorurteile, die sich im deutschen Nationalismus des 19. Jahrhunderts ausgebildet haben, gegenüber Polen halten.
Nicht Annäherung mit dem Willen zur Versöhnung angesichts der vielen polnischen Opfer Hitlerdeutschlands bestimmte die öffentliche Diskussion in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten.
In den Blickpunkt rückte Polen lange Zeit lediglich dann, wenn die Bundesrepublik den Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete beklagte und die Grenze zu Polen an den Flüssen Oder und Neiße in Frage gestellt wurde. Ein selbstkritisches Nachdenken über die nationalsozialistische Vergangenheit und in diesem Zusammenhang über das Verhältnis zu Polen verflüchtigte sich; der eiserne Vorhang und der propagierte Antikommunismus verdrängten lange Zeit Fragen nach der politischen und persönlichen Schuld zwischen 1933 und 1945.
Erst als seit Mitte der 60er Jahre die heranwachsende Generation nach der Mitschuld ihrer Väter an den Verbrechen im Nationalsozialismus fragte, lebte die Auseinandersetzung um das zugeschwiegene Kapitel der jüngsten nationalen Geschichte wieder auf.
Gleichzeitig kam Bewegung in das deutsch-polnische Verhältnis. Der Wille zur Versöhnung eröffnete in den Beziehungen beider Länder neue Wege In diesem Zusammenhang sind die Denkschrift der EDS, der Briefwechsel deutscher und polnischer Bischöfe aus dem gleichen Jahr und staatlicherweise vor allem der Warschauer Vertrag vom 7.12.1970 Eckpunkte eines beginnenden Annäherungsprozesses. Der Kniefall Willy Brandts vor dem Denkmal des Warschauer Ghettos im Rahmen seines Besuches zur Unterzeichnung des Warschauer Vertrages setzte ein wichtiges symbolisches Zeichen für die westdeutsche Bitte um Vergebung und die Anerkennung der Schuld an den deutschen Kriegsverbrechen.
Von Polen und Deutschen gemeinsam gestellte Fragen an die deutsch-polnische Geschichte machen jedoch bis heute häufig einen Bogen um die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges. Ein Zeichen dafür, daß die Aufarbeitung der Ereignisse immer noch auf nicht verheilte Wunden stößt.
Insbesondere die Millionen von Heimatvertriebenen sind in der Reel außerstande, ihr im Zuge der Vertreibung erlittenes Leid mit dem nationalsozialistischen Terror, u.a. gegenüber dem polnischen Volk, in eine gedankliche Verbindung zu bringen.
Die Polen bleiben in ihren Augen Landräuber, die die ehemals deutschen Städte und Bauernhöfe herunterwirtschafteten.
Das Bild vom "unzivilisierten, faulen Polen" hat sich - und Umfragen bestätigen dies , in der weiteren Entwicklung der Bundesrepublik, trotz positiverer Ansätze in den deutsch-polnischen Beziehungen, bis heute gehalten.
Einen neuen Nährboden fand dieses Vorurteil in der tiefen Wirtschaftskrise, in der Polen seit Mitte der 70er Jahre steckt.
Wenn auch die Komunisten mit ihrer Planwirtschaft hauptsächliche Verursacher der Krise seien, so wurde argumentiert, trage auch die für Polen typische Unfähigkeit, fehlende Disziplin und Einstellung zur Arbeit allgemein zur Krise bei. Oft wurde diese Meinung von den gleichen Personen ausgesprochen, die im nächsten Atemzug ihre Bewunderung gegenüber dem unböndigen Freiheitswillen der polnischen Nation zum Ausdruck brachten. Daß möglicherweise die fehlende Motivation und Einstellung zur Arbeit eine Folge der politischen Fremdbestimmung und Resultat alltäglicher, entfremdender Erfahrungen im befehlsadministrativ funktionierenden sozialistischen Betrieb sein könnte, wurde in der Regel nicht mitgedacht.
Im gleichen Maße, in dem Polen im Westen durch vielzählige Aufstände (1956, 1968, 1970, 1976, 1980/81 und 1988/89) auf sich aufmerksam machte, wuchs hier das Bild vom freiheitsliebenden "Enfant terrible" des Realsozialismus. Parallelen zur Polenbegeisterung der deutschen Republikaner in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden gezogen. Trotz einer daraus folgenden positiveren Gesamteinschätzung des polnischen Volkes, die sich unter anderem in einer Pakethilfeaktion vieler Bundesbürger nach Ausrufung des Kriegsrechts am 13.12.1981 ausdrückte, findet der Stereotyp vom minderwertigen Polen immer wieder neue Anknüpfungspunkte: Jeder Deutsche, der mit diesem Bild nach Polen reist, kann sich angesichts der gewaltigen politischen und ökonomischen Krise in seiner Überlegenheit bestätigt fühlen. Das Begreifen der ungleichen Entwicklung in Polen im Verhältnis zu Deutschland wird in der Zukunft der Schlüssel für eine mögliche Annäherung sein.
Das Bild der Polen in der ehemaligen DDR - der chaotische Verbündete
Auch in der DDR konnten belastende Einstellungen im Verhältnis zu Polen, trotz unmittelbarer Nachbarschaft und ideologischer Nähe der jeweiligen Staatsdoktrin, nicht überwunden werden.
Obwohl die wenigsten DDR-Bürger den Nationalsozialismus im Widerstand erlebten, stellte ihnen die SED-Führung das moralische Zeugnis aus, Bestandteil des besseren, antifaschistischen Teil Deutschlands zu sein. Die zugesprochene Entlastung von historischer Schuld vernahmen große Teile der Bevölkerung nicht ohne Zustimmung.
Die ehemaligen Widerstandskämpfer in der Regierung hatten gehofft, daß in der Bevölkerung durch neue Feindbildprojektionen, Fahnenaufmärsche und antifaschistische Gelöbnisse ein antifaschistisches Bewußtsein erzeugt oder erhalten werden konnte. Jedoch ersetzen solche Formen demonstrativen Bekenntnisses nicht die Auseinandersetzung mit der erlebten Geschichte, dem eigenen Autoritätscharakter und vorhandenen rassistischen Vorurteilen. Ein Erfahrungsaustausch z.B. über die von Polen und Deutschen erlebte Geschichte von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung war nie Gegenstand staatlicher Aussöhnungspolitik mit Polen.
Blockiert wurde ein Verständigungsprozess zwischen den Menschen aus beiden Staaten auch durch unterschiedliche Entwicklungswege, die beide Parteien, aber auch beide Gesellschaften gingen: Anders als in Polen, wo immer wieder Unzufriedenheit mit der Staatsführung in gesellschaftliche Protestbewegungen mündete und Regierungswechsel erzwungen wurden, blieben solche Veränderungen in der DDR weitgehend aus. Dies hatte zur Konsequenz, daß sich die DDR-Führung aus Angst um ihre ideologische Vorherrschaft im Volk zeitweise vom aus der Reihe tanzenden, unruhigen Nachbarn abgrenzte. Dabei bediente sie sich auch alter antipolnischer Vorurteile. In Leitartikeln des "Neuen Deutschland" wurde zum Beispiel 1980/81 im Zusammenhang mit den Streiks der gesellschaftlichen Oppositionsbewegung Solidarno's'c vor Anarchie und Chaos in Polen gewarnt. Die Polen sollten lieber arbeiten als ständig zu streiken, lautete damals der Tenor in der parteihörigen Presse. Auch noch die letzte sozialistische DDR-Regierung bewegte sich im alten ideologischen Fahrwasser, als sie im Winter 1989/90 Versorgungsengpässe mit polnischen Handelskäufern zu begründen suchte.In der Bevölkerung fanden die Abgrenzungsversuche und Neubelebungen alter Vorurteile ein gespaltenes Echo:
Nicht zugänglich für Ressentiments waren all jene, die in den 70er Jahren oder auch später im Rahmen des Jugendaustausches, der offiziellen Wirtschafts- und Kulturbeziehungen freundschaftliche Kontakte knüpfen konnten. Gerade zwischen 1971 und 1980 waren Polenreisen vor allem unter Jugendlichen sehr beliebt. Mit dem Auto, Motorrad oder per Anhalter erkundete man bei offenen Grenzen das Nachbarland und kam sich auf den Zeltplätzen oder in Jugendherbergen näher. Polen symbolisierte in dieser Zeit ein Stück vorenthaltener westlicher Lebenskultur. Hier wurde offen diskutiert und kritisiert, und zudem reizte Polen zu Beginn der 70er Jahre als kleines Schaufenster der westlichen Konsumwelt. Vor allem für den allerdings zahlenmäßig kleinen Kreis von kritischen Intellektuellen in der DDR übte das wesentlich liberalere Klima in Polen eine große Anziehungskraft aus. Bis heute fühlen sich große Teile der ehemaligen DDR-Opposition mit Polen eng verbunden.
Abfärben konnten die Ressentiments bei all denen, die bereits Ende der 70er Jahre ohnmächtig und im Zorn den polnischen Einkaufsreisenden hinterhergeschaut hatten. Damals kam es zu großen Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln und subventionierter Kinderkleidung. In der zentral geregelten Planzuteilung konnten die polnischen Einkäufer nicht berücksichtigt werden.
Neid und Antipathien brachten auch die größeren Reisefreiheiten für polnische Bürger mit sich. Vor allem reisehungrigen, jüngeren DDR-Bürgern fiel es schwer, polnischen Reisenden bei ihrer Fahrt ins westliche Ausland im Zug oder auf den Transitautobahnen hinterherblicken zu müssen. Viele fühlten sich dadurch persönlich herabgesetzt. Da politische Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem weitgehend außerhalb der Vorstellungskraft lagen, konnte sich allzuleicht ein Mechanismus von Kompensationen in Gang setzte: "Wir haben es, im Gegensatz zu den arbeitsscheuen Polen, wirtschaftlch zu was gebracht", grenzten sich noch vor wenigen Jahren viele vom polnischen Nachbarn ab.
Die soziale Unsicherheit, mit der die Bürger der ehemaligen DDR nach der formalen Vereinigung völlig unvorbereitet konfrontiert werden, macht das Verhältnis zu Fremden und damit auch zu Polen nicht einfacher.
Jedoch gibt es inzwischen auch Anzeichen neuer Solidarisierungen mit dem polnischen Nachbarn: Trotz aller Unterschiede zwischen beiden Gesellschaften im Verhalten zur Staatsmacht ist die gemeinsame Erfahrung, in sozialistischen Systemen gelebt zu haben, ein verbindendes Moment. Über Witze, die alltägliche Kuriositäten im Realen Sozialismus aufgreifen, kann gemeinsam gelacht werden, wo der Westdeutsche nur verständnisloser Zuhörer bleibt. Auch weisen neueste Umfragen darauf hin, daß die Einstellung ehemaliger DDR-Bürger zu den Polen im letzten Jahr positiver geworden ist. Vielleicht empfinden sich viele nach einem Jahr Umbruch von der Plan- zur Marktwirtschaft im Lebensstandard und den Lebensbedingungen den Polen näher als den Westdeutschen?1)