Wir werden Millionen sein

Der dritte Weltmarsch für Frieden und Gewaltlosigkeit

von Sibylle Hoffmann

Die aktuelle Friedensbewegung erfährt – im Gegensatz zur Friedensbewegung der 1980er Jahre - eher Ablehnung: Deutschland soll doch lieber kriegstüchtig werden und im Namen der Demokratie weiterhin Waffen in alle Welt liefern. Krieg sei der „einzige Weg, Putin zu stoppen“, heißt es im globalen Westen, ungeachtet all des Elends, das die Fortsetzung des Ukrainekriegs mit sich bringt. Der „Krieg gegen die Palästinenser“ sei notwendig und gerecht, behauptet die israelische Regierung.

Mag die Friedensbewegung hierzulande klein, unbedeutend und erfolglos erscheinen, sie ist seit 2009 weltweit vernetzt. „Wir sind Tausende. Wir werden Millionen sein, und die Welt wird sich verändern!“ rufen die Pazifist*innen weltweit. Vorbild für diesen internationalen, gewaltfreien Protest gegen Kriege und für Frieden ist Mahatma Gandhi.

Der dritte Weltmarsch für Frieden und Gewaltlosigkeit kommt.

2009/10 führte der erste Weltmarsch für Frieden und Gewaltlosigkeit einmal um die Welt. In 93 Tagen durchquerte er 97 Länder auf fünf Kontinenten. 2019 /2020 fand der zweite Weltmarsch statt, und am 2. Oktober 2024 geht der 3. Weltmarsch in Costa Rica los und kehrt am 5. Januar 2025 nach Costa Rica zurück. Die Gruppen reisen zu Fuß oder mit Bahnen, Bussen, Schiffen, Flugzeugen durch Südamerika, Nordamerika, Japan, Südostasien, Indien, Afrika, Russland und Europa.
Im November 2024 wird eine solche Reisegruppe auch nach Deutschland kommen. Die genauen Termine und Orte stehen noch nicht fest, werden aber, sobald sie koordiniert sind, auf der Website www.theworldmarch.org bekannt gegeben. Berlin und Hamburg sind bereits als Stationen vorgesehen.

Die Weltmärsche für Frieden und Gewaltlosigkeit sind ungewöhnlich
Sie haben kein Präsidium, keine Organisationszentrale, keinen Chef oder Chefin und keinen obersten Vertreter. Es gibt auch keine „Mitgliedschaft“. Wer mitmachen will, bekundet das Interesse und die Bereitschaft, gewaltlos und friedlich zu agieren via E-Mail (Adresse siehe unten).

Alle Teilnehmenden finanzieren sich selbst und unterstützen sich gegenseitig. Um unabhängig zu bleiben, kann man zum Crowdfunding aufrufen. Sponsor*innen sind nicht erwünscht. Unter dem Banner des Weltmarschs trägt niemand Nationalfahnen oder parteipolitische Embleme.

Alle Unterstützerinnen und Unterstützer bilden an ihren jeweiligen Wohn- und Arbeitsorten Unterstützungsgruppen, die die Reisenden willkommen heißen mit Kundgebungen, Musik, Gesang, kleinen und größeren Darbietungen.

Die Grundgedanken des Weltmarschs sind in einem Manifest formuliert: Hier ein knapper Auszug:

„Da die Rechtfertigung von Gewalt im Namen der Sicherheit zu einer unkontrollierbaren Zunahme von Kriegen geführt hat, wollen wir, die Völker, einen großen weltweiten Aufschrei erheben,

  • um unsere Regierungen aufzufordern, den Vertrag über das Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen,
  • um eine Neugründung der Vereinten Nationen zu bewirken und um einen echten Weltfriedensrat und einen Umwelt- und Wirtschaftssicherheitsrat zu schaffen: Nahrung, Wasser, Gesundheit und Bildung für alle Menschen werden die Prioritäten sein,
  • um aktive Gewaltfreiheit in allen Bereichen zu fördern,
  • um eine Zukunft zu gestalten, in der die Menschen in Harmonie mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit der Natur leben können, ohne Kriege und ohne Gewalt.“

Wie kommt so eine Bewegung zustande?
Sie ging aus einem chilenischen humanistischen Verein hervor, dem „Mundo sin Guerras y noviolencia“ („Welt ohne Kriege und Gewaltfreiheit“). 2009 brachen 120 Aktive auf und reisten durch mehr als hundert Länder. Pazifisten und Pazifistinnen anderer Länder kamen dazu, und viele, die unter Diktaturen litten, haben sich angeschlossen. Auch politisch eher Unentschlossene haben diese weltweite, gewaltfreie Friedensbewegung unterstützt.

Ich habe mich erst dieses Jahr angegliedert. Ein Pazifist aus Triest hat mich angesprochen, nachdem wir gemeinsam gegen Rüstungstransporte und Krieg demonstriert hatten. Unser Protest gegen die Logistikfirma „Hamburger Hafen- und Lagerhaus Aktiengesellschaft“ (HHLA) hatte uns zusammengeführt, als sie 2020 eine Mehrheitsbeteiligung an den Hafenanlagen im norditalienischen Triest übernahm. Auch dort werden Kriegsgüter umgeschlagen. Alessandro nannte mir Namen deutscher Weltmarschierer*innen. Und nun verbreite auch ich hier die frohe Nachricht: Der dritte Weltmarsch für Frieden und Gewaltlosigkeit kommt! Er zeigt, dass wir nicht eine mickrig kleine Gruppe sind. Im Gegenteil: Wir sind das Weltvolk, die friedliche Fraktion der Demokratie.

Weltweit sind wir viele, viele, viele, die Konflikte gewaltfrei lösen wollen. Wir sind Tausende, wir werden Millionen sein!

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Friedensbewegung international
Sibylle Hoffmann ist Kritische Aktionärin bei der HHLA.