Auch in der dunkelsten Stunde:

Die jemenitischen Frauen kämpfen für ihre Heimat und um Frieden

von Heidi MeinzoltBrigitte ObermayerMarie-Jules Mpot-Mimbang

Jemenitische Frauen waren sichtbar präsent und unglaublich aktiv in den Aufständen, die seit 2011 im ganzen Land stattfanden, aber seitdem fehlen sie in den Diskussionen über die Lösung des Konflikts innerhalb des Landes.

In einem Land, das historisch gesehen am Ende des Global Gender Gap Index steht, ist es nicht verwunderlich, dass die Bemühungen, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen, noch schwieriger geworden sind. Mit der Eskalation der Gewalt im Jahr 2014 verschlechterte sich die ohnehin schon schlimme Situation im Jemen weiter und führte zu schwerwiegenden Auswirkungen auf Frauen, die durch den Einsatz von Sprengwaffen, wahllosen Beschuss und Minenexplosionen überproportional betroffen sind.

Seit dem Ausbruch des Konflikts im Jemen haben sich die jemenitischen Frauen trotz Sicherheitsbedenken, Vertreibung und zunehmender Gewaltmuster neue Formen des gemeinschaftlichen und integrativen Widerstands gegen Tyrannei und militarisierte Umgebungen ausgedacht. Hinter den Kulissen stehen sie an der Spitze der humanitären Hilfe. Sie mildern die Auswirkungen des Krieges, indem sie sich an lokalen Vermittlungsbemühungen beteiligen, Friedensinitiativen initiieren und ihre Gemeinschaften und Familien erhalten.
Eine dieser Frauen ist die Menschenrechtsaktivistin Rasha Jarhoum; sie gründete 2015 die Peace Track-Initiative, der ausschließlich Frauen angehören. Sie fordert u.a.

  • Einen sofortigen Waffenstillstand
  • Den sofortigen Stopp von Landminenausbringung
  • Keinen Einsatz von Kindersoldaten
  • Einsatz von Friedenskräften

Unter anderem erreichten die Frauenorganisationen, dass der Sondergesandte der Vereinten Nationen für den Jemen die „Yemeni Women Technical Advisory Group” gründete, die bei allen Verhandlungen zum Jemen sicherstellen soll, dass die Stimme der jemenitischen Frauen gehört wird und Gewicht hat. Außerdem erarbeiteten die jemenitischen Frauen auch umfassende Lösungsansätze für Wege aus der Gewaltspirale, die sie nun unter dem Titel „Changes Ahead: Yemeni Women Map the Road to Peace” (1) mit der Unterstützung der Women International League for Peace and Freedom (WILPF) zusammengefasst haben. WILPF unterstützt ihre jemenitischen Partnerorganisationen und die jemenitische Frauenbewegung auf breiterer Basis dabei, sicherzustellen, dass die Kluft zwischen offiziellen politischen Prozessen und der Basis überbrückt wird und dass sich die Erfahrungen und Empfehlungen der Frauen in den verschiedenen Spuren des laufenden Friedensprozesses widerspiegeln. Dies zu gewährleisten, schafft eine stärkere Grundlage für einen lokaleren, inklusiveren und nachhaltigeren feministischen Friedensprozess und -übergang durch eine stärkere Beteiligung am Verhandlungstisch, an Gesprächen und Vereinbarungen für jemenitische Frauen.

Anita Augspurg Preis
Rasha Jarhoum ist die diesjährige Preisträgerin des „Rebellinnen gegen den Krieg“ – Anita Augspurg-Preises der IFFF/WILPF. (2) Wir sind stolz darauf, dass sie sich für eine Tour durch Deutschland über Frankfurt, München, Augsburg, Berlin, Verden Zeit genommen hat. Sie wird mit der Zivilgesellschaft, dem Auswärtigen Amt, dem Deutschen Institut für Menschenrechte diskutieren.

Die IFFF/WILPF in Deutschland fordert seit langem ein Verbot von Waffenlieferungen an Saudi-Arabien in der Frauenrechtskonvention (CEDAW) (3) und bei der Überprüfung der Menschenrechtslage (Universal Periodic Review, UPR) (4). Die Tour von Rasha Jarhoum wird diesen Forderungen Nachdruck verleihen. Die IFFF/WILPF wird sie auf ihrer Webseite informiert halten.

Neben Rasha Jarhoum konnte die IFFF/WILPF auch die jemenitische Frauen- und Menschenrechtsaktivistin Hooria Mashhour in Verden und an der Universität Hamburg begrüßen. Im Jahr 2012 wurde Hooria Mashhour zur ersten Ministerin für Menschenrechte im Yemen ernannt; sie setzt sich seitdem gegen Korruption, Misshandlungen und Inhaftierungen ein, die gegen die Menschenwürde verstoßen. 2014 musste sie aus Gründen persönlicher Sicherheit ihren Ministerposten aufgeben und zog nach Aden.

Vor, während und nach dieser Zeit sprach sie sich immer wieder gegen Drohnenattacken aus Saudi Arabien und der USA im Jemen aus, die zahlreichen ZivilistInnen das Leben kosten und Schulen, so wie Krankenhäuser im Jemen zerstören. Außerdem setzte sich Mashhour gegen die Verbrechen des damaligen Regimes ein.
„Die einzige Lösung im Jemen ist der Frieden. Die Situation ist verheerend, die Menschen haben kein Wasser, keinen Strom, keine Medikamente und kein Essen.“ – Hooria Mashhour, Interview mit qantara.de 2016

Anmerkung
1 https://www.wilpf.org/wp-content/uploads/2019/04/WILPF_Yemen-Publication...
2 https://www.wilpf.de/rebellinnen-preis/
3 https://www.wilpf.de/the-impact-of-germanys-arms-transfers-on-women/
4 https://www.wilpf.de/einreichung-upr-2018/

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Friedensbewegung international
Die Autorin gehört der WILPF an.
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