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Die soziale Konstruktion der Angst in Rio de Janeiro
Die Kriminalisierung der sozialen Konflikte
vonDie brasilianische Kriminologin an der Universität Candido Mendes in Rio de Janeiro geht in ihrer Arbeit von der These aus: ,,Jedes Verbrechen ist politisch." Ihr Beitrag auf dem Symposium der Stiftung medico international beschäftigt sich mit dem Angst-Diskurs der brasilianischen Oberschicht gegenüber der ausgegrenzten schwarzen Bevölkerung, der jene vor allen Dingen zur repressiven sozialen Kontrolle legitimiert. Die Konstruktion des „Anderen" als Sicherheitsrisiko - das betreibt die herrschende Schicht in Brasilien bis heute nahezu perfekt und eilt damit einem globalen Trend voraus.
Der Ausgangspunkt meiner Arbeit besteht darin, die Ängste von heute aus dem geschichtlichen Rückblick auf das Rio de Janeiro des 19. Jahrhunderts zu begreifen. Der brasilianische Konservatismus benutzt von jeher die Angst als Strategie, um die Volksbewegungen klein zu halten. Diese Angst wird gezielt geschürt, um die verelendeten Massen zu disziplinieren und zu kontrollieren. So ist die sozio-ökonomische Ordnung der Sklavenhaltergesellschaft weder von dem Ende der Sklaverei noch durch die Gründung der Republik, nicht einmal durch den „demokratischen Übergang“ am Ende der Militärdiktatur wirklich erschüttert worden. Der Aufstand der Schwarzen bleibt das große Schreckgespenst, der große „Zumbi“ der brasilianischen Eliten. Die Revolten der Males, der arabischsprachigen Schwarzen im Bahia des 19. Jahrhunderts, bis hin zu den „Arrastoes“ genannten Überfällen Hunderter Favela-Bewohner an Rios Stränden vor wenigen Jahren sind Symbole dafür. Die konservative Hegemonie schürt die Angst, sie ist Antrieb und Rechtfertigung für ihre autoritäre Politik, die vor allen Dingen eins zum Ziel hat: die umfassende soziale Kon-trolle. Angst wird so zu einem strategischen Faktor in wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Fragen, Sie führt zu mehr und härteren Strafen und zugleich zu weniger Sicherheit in der Bekämpfung der eigentlichen Bedrohung. Dadurch bewegt sich die Debatte immer weiter von den wirklich neuralgischen Punkten weg: der Notwendigkeit von gesellschaftlichen Veränderungen, hin zu Gleichheit, Freiheit, Zugang zu Land, zu Rechten, kurz, zur ökonomischen, sozialen und kulturellen Teilhabe der brasilianischen Bevölkerung.
Sklaverei und Liberalismus im Doppelpack
In der Epoche nach der brasilianischen Unabhängigkeit, insbesondere in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, kreisen die ideologischen wie politischen Debatten vor allen Dingen um das unüberwindbare Paradox zwischen dem verkündeten Liberalismus und der real existierenden Sklaverei im Land. Strafgewohnheiten des Merkantilismus wie körperliche Züchtigung im privaten Bereich werden weiterhin praktiziert. Diese Praxis steht der Ausrufung der Unabhängigkeit und der Einführung des Kapitalismus in Brasilien im Wege. Die Verfassung von 1824 und der Erlass des Strafgesetzbuches von 1830 stellen Brüche in der Sklavenhalter-Tradition dar, ma non roppo. Denn das „Recht auf Eigentum in seinem gesamten Umfang" ist einer der Fallstricke des brasilianischen Bürgerrechts: Der Sklave gilt im gesamten juristischen System als Ding, nur im Strafgesetzbuch wird er als Person behandelt.
Zu dieser Zeit kommt es nicht nur zu Gesetzesänderungen. Es entstehen die ersten juristischen Fakultäten. Die Kooperation von Polizei, Militärs und Paramilitärs trägt ebenfalls zur Errichtung eines formalen Systems der sozialen Kontrolle bei, das sich stets gegen den „Abschaum“ richtet. Im Rio de Janeiro der damaligen Zeit sind 80% der Beschuldigten Sklaven. Die Polizeiaktivität konzentriert sich nur auf sie. In einem Dekret von November 1825 werden dem Kommissar folgende Aufgabenbereiche zugewiesen: Zusammenrottungen verhindern, Müßiggang unterdrücken, Rädelsführer erfassen, Quilombos (freie Sklavendörfer) auflösen und öffentliche Auspeitschungen durchführen. Darauf gründet sich die juristische und institutionelle Architektur der Polizei von Rio de Janeiro und Brasilien. Am Beginn der konservativen Zentralisierung von Polizeimachtsteht ein breit angelegter Prozess der Kriminalisierung bestimmter Menschengruppen einerseits und der Organisation von Polizei als effektives Repressionsinstrument andererseits. Die „Peitsche" verlässt die Straße und zieht in die Gefängnisse ein, nun in festgelegten Dosierungen. Doch das Prinzip ist dasselbe geblieben: den „Abschaum“ unter Kontrolle halten.
Rassismus und Biomacht
Doch soziale Kontrolle verwirklicht sich nicht nur über die Justiz und den Sicherheitsapparat, sondern auch über die medizinische Kontrolle. Die Herausbildung. des medizinischen Denkens im 19. Jahrhundert geht einher mit dem _Entstehen von „Biomacht", die die Besorgnis um die Produktion von Leben als Teil eines strategischen Projekts über den Reichtum der Nationen definiert. Wie Foucault sagen würde, richtet sich diese neue Technologie der Macht an den Menschen als Spezies und nicht mehr an den Körper ,,Mensch". Dieser Prozess führt zur Beschäftigung mit öffentlicher Hygiene, der Zentralisierung von Informationen, ihrer Normierung und Koordination, Pädagogik und medizinischer Indikation. Die Medizin, ebenso wie die juristische Theorie, muss nunmehr mit einem neuen multiplen Körper umgehen, mit Bevölkerung als einem politischen, ökonomischen, sozialen, biologischen und wissenschaftlichen Problem.
Für Foucault wird mit dem Entstehen der „Biomacht" der Rassismus zum integralen Bestandteil staatlicher Funktionsweise. Die Kolonisierung wiederum und mit ihr der koloniale Genozid ist ihre erste Entwicklungsstufe. Die brasilianische Medizin des 19. Jahrhunderts empfindet damals die „mestizenhafte", ,,degenerierte" und deswegen „pathologische'' und „gefährliche" Bevölkerungsstruktur als ungeheuer bedrohlich. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts beginnt. man, die Strukturen der Sozialmedizin zu „normieren", medizinische Schulen, eine Medizinverwaltung und eine polizeiliche Medizin zu schaffen. Der juristisch-strafrechtliche und der medizinische Diskurs kommen zusammen, um gemeinsam eine regelmäßige, effektive und wissenschaftliche Kontrolle auszuüben.
Fakt ist, dass die „Biomacht" in der Peripherie Techniken und Diskurse einschließen muss, die einer als problematisch erachteten Bevölkerung gerecht werden. Rio de Janeiro hat nach einem Zensus von 1849 die größte afrikanische Bevölkerung des amerikanischen Kontinents. Zur Angst vor Miasmen gesellt sich die Angst vor Afrikanisierung. Die medizinische Literatur der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts in Rio de Janeiro legt den Grundstein für eine Pathologisierung der Afro-Brasilianer. Je stärker sich die afrikanische Heilkunst darstellt und in der Bevölkerung verwurzelt ist, desto heftiger wird sie durch die Medizin unterdrückt. Unter der Bedrohung durch Krankheit wird der Sklave zum Schreckgespenst. Die Macht der Medizin versucht, die Medizin der Afrikaner zu vertuschen und sie als Träger der Kontamination zu verunglimpfen. Von der Paranoia der Vergiftung bis hin zur Angst vor Übertragung schlechter Gewohnheiten durch die schwarzen Ammen wird der Sklave zu einem Hindernis auf dem Weg zu Hygiene und öffentlicher Gesundheit erklärt.
Die Sklaven leben gleichzeitig in einer dramatischen Gesundheitssituation und leiden unter einer enorm hohen Sterblichkeit. Sie werden, Reiseberichten zufolge, ,,häufiger misshandelt als Pferde oder Maulesel“, ihre Gesundheit wird · nicht nur durch grausame und exzessive Misshandlungen ruiniert, sondern auch durch die totale Missachtung. Ein Reisebericht von 1814 berichtet entsetzt über die hohe Zahl toter Sklaven auf den Straßen von Rio de Janeiro: ,,Einige Herren, die ihren Müll auf die Straßen und Plätze entleerten, hatten auch keine Skrupel, ihre sterbenden Sklaven in einem Zustand vollkommener Nacktheit fortzuwerfen." Dies gehört zum gewöhnlichen Schrecken und zur Ästhetik der Sklaverei. Tote schwarze Körper auf den Müllkippen der Stadt Rio de Janeiro sind bis heute ein bisweilen mit Gelassenheit aufgenommener gewöhnlicher Anblick. Sie gehören zum Bühnenbild der „großartigen Stadt" Rio de Janeiro.
Ästhetik der Sklaverei
Gespeist aus dem Angstdiskurs sind damals wie heute die innergleichen Reaktionsmuster zu beobachten: die Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod von Schwarzen einerseits und die Empörung - über den Tod von Weißen andererseits, selektive, rassistische Strategien in der Polizeiarbeit, der Ruf nach dem Einsatz des Militärs; Forderungen nach immer härteren Strafen. In der von Angst geprägten Wahrnehmung herrschen auf den Straßen pure Unbotmäßigkeit, Überfälle, Rebellionen, ,,Capoeira“ und „Batuque“ (Kampftänze der Schwarzen). Die Tageszeitung O Pao d'Assucarvom 7. April 1835 bringt einen Beitrag in einer Diktion, die ihre Wirkung nicht verfehlt haben dürfte. Im Kommentar über die Ereignisse im Zusammenhang mit der Revolte der Males in Bahia schreibt der Herausgeber der Zeitung unter anderem: ,,Wir haben genug bewaffnete Streitkräfte, die durch ihre Disziplin und ihre sorgfältige Zusammensetzung uns Vertrauen und den Sklaven Schrecken einflößen.“ Diese Formulierung gilt für die Arbeit unserer Polizei bis zum heutigen Tag: Den Eliten Vertrauen einflößen und den Elendsvierteln Angst.
Schließlich entwickeln sich auch Sorgen ethnischer, rassistischer Natur. Es entsteht das Bedürfnis nach Klassifizierung und Hierarchisierung. In der Presse beginnt man Argumente der Rasse auszutauschen, um mit den vorhandenen Ängsten umgehen und sie diagnostizieren zu können: Angst vor dem zahlenmäßigen Ungleichgewicht von Schwarzen und Weißen in der Stadt, Angst vor einer Haitisierung, Angst vor dem Tag, an dem Jäger zu Gejagten werden.
Alle diese Diskurse rufen nach drastischen Maßnahmen, verlangen nach Recht und Ordnung, sind Papier gewordene Angst, Diskurse die töten; Die Verinnerlichung dieser Diskuse hat auch ästhetische Konsequenzen, sie nimmt räumliche Gestalt an. Rio de Janeiro ist Schauplatz des Kampfes zwischen der afrikanischen Stadt Und der Angst vor der Afrikanisierung. Die entsprechenden Räume sind abgesteckt, es entsteht eine Stadt der Abgrenzungen, der Begrenzung von Freiheit: Schwarze Stadtteile und Kirchengemeinden, Forts und Gefängnisse für Schwarze, Polizei-quartiere und Polizeistationen.
Reinhaltung des Konsumismus
Heute im Spätkapitalismus, keimt die Angst wieder auf. Sie ist aber nun nicht mehr nur die bedauerliche Konsequenz einer Radikalisierung der ökonomischen Ordnung, sondern ein ganz eigenes ästhetisches Projekt, das die Medien, die Kultur und vor allem die Sicherheitsindustrie mit einschließt. Heute geht es darum, permanent Grenzen zu ziehen und zu definieren: gegenüber den „neuen Fremden“, den vom Konsum Ausgeschlossenen, denen, die, wie Zygmunt Bauman es ausdrückt, die ,,Reinhaltung des Konsumismus" in Unordnung bringen. In der sich andeutenden Hypertrophie des strafenden Staates, die einhergeht mit einem gleichzeitigen Abbau des fürsorgenden Staates, bringt die unbeschränkte Macht des Kapitals eine Welt hervor, in der nichts mehr sicher ist. Armut ist inzwischen nicht mehr eine Reservearmee von Arbeitskräften, sondern Zeichen von Unordnung, die isoliert und unschädlich gemacht werden muss. Die neue Weltordnung stellt in ihrer Peripherie eine „sekundäre Barbarisierung" dar.
Aus dieser Perspektive der Brutalisierung und Kriminalisierung der Armut ist der Politiker auf nationaler Ebene ohnmächtig angesichts des Konfliktpotentials, das Ausgrenzung und Zügellosigkeit der transnationalen Wirtschaftsordnung auslösen. Die zerfallende politische Macht verfügt nicht mehr über einen hegemonialen kriminologischen Diskurs. Der Kampf darum spielt sich nun im Bereich der Kommunikationsmittel ab. Im Gegensatz zur Situation in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts produziert der Konzentrationsprozess des Medien und Finanzkapitals eine Art Einheitsdiskurs. Die Medien, die früher parteiische Berichterstatter waren, sind heute selbst Protagonisten, und der politische Diskurs ordnet sich dem der Kommunikationsagenturen unter. Die diffuse und punktuelle. Unsicherheit verschmilzt somit zu einer konkreten Angst vor dem Alltag in den Städten. Gegen die tieferen Ursachen der Unsicherheit lässt sich kaum etwas machen, doch für Maßnahmen gegen die kriminalisierte Armut ist ein fruchtbares Wählerpotenzial vorhanden.
In diesem Zusammenhang verweisen die Diskurse über die Favela als Ort des Bösen auf die Kultur der Angst. Eben diese Art, das Problem der urbanen Gewalt zu betrachten, produziert einen Zustand permanenter Alarmbereitschaft. Dabei bestimmen biologische Metaphern die Wahrnehmungsmuster, mit der unsere Armenviertel betrachtet werden. ,,Sie ( die Favelas) sind schon längst nicht mehr nur ein harmloses Geschwür. Alle Übel der Zivilisation haben sich in den Armenvierteln und in den illegalen Siedlungen eingenistet" (aus dem Vorwort zu „A Arneaca das Favelas" [Die Bedrohung der Favelas]); oder: ,,Rio ( ... ) als Opfer der Verelendung, der im Lauf der Geschichte niemals Einhalt geboten wurde, vermehrt sich wie eine Amöbe und breitet sich aus wie ein Schwamm" (aus dem Vorwort zu ,,Vacilou, dancou" [dt.: ,,Gezögert, verloren"]). Und an anderen Stellen: ,,Diese gewalttätigen Verbrecher sind zu Tieren geworden( ... ) Es sind Tiere. Man kann sie nicht anders begreifen. Aus diesem Grund kann die Konfrontation mit ihnen nicht zivilisiert geführt werden. Diese Leute dürfen nicht zivilisiert behandelt werden. Sie müssen wie Tiere behandelt werden." (Marcello Alencar, Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro im brasilienweiten Fernsehprogramm der Zeitschrift Manchete, TV Manchete, am 11. Mai 1995). Affonso Romano de Sant'Anna, Dichter und Direktor der brasilianischen Nationalbibliothek, schreibt in der Zeitung O Globo vom 2. Januar 1996: ,,Die Drogenhändler, das haben Sie bereits bemerkt, sind die Termiten unserer Gesellschaft. Sie und die Konsumenten der Drogen. Der. Unterschied ist, dass die drogensüchtigen Termiten sich ins eigene Fleisch beißen, nachdem sie ihre eigenen und dann die Taschen fremder Leute ruiniert haben. Die Dealer-Termiten hingegen stecken in ihren Termitenhügeln den Favelas, und verlassen sie nur in militärischer Kampfformation. Und damit folgen sie den genetischen Zügen dieser Spezies."
Dehumanisierung der Ausgegrenzten
Der Diskurs der Animalisierung des Bösen greift auf zwei Figuren zurück: Ausmerzung und Reinheit. Doch sowohl die eine wie auch die andere haben denselben Inhalt: Eliminierung. Hygienische Diskurse führen zur Ausmerzung. Reinheit und Hygiene sind das Gegenteil von Schmutz und Unordnung. Wie Zygmunt Bauman sagt, gehört die „Reinheit" zu den Ideen, die Zähne und scharfe Krallen bekommen, sobald man sie annimmt. Sehen wir uns einige Reinheitsdiskurse an. Zum Beispiel die Richterin Denise Frossardin einer Rede vor Studenten im ersten Semester einer juristischen Fakultät, wiedergegeben in der Zeitung O Dia vom 18. Oktober 1995: ,,Was ich für schlimm erachte ist hingegen, dass diese Orte das anziehen, was ich den menschlichen Abschaum nenne. Die Verkäufer und Konsumenten von Rauschgift, Prostituierte etc:." Oder Barbara Gancia im Folha de Sao Paula vom 14. Januar 1998: ,,Witzig. Das Gesetz verbietet es, meinem sauberen und friedfertigen Pacheco aus ausländischer Zucht, der keinerlei Flöhe im Fell trägt und einen makellosen Impfausweis besitzt, sich am Strand aufzuhalten. Aber dieses pornographische Gesindel darf Strände versauen, die bis vor ein paar Jahren noch unberührt waren, wie Sao Pedro, Iporanqa, Maresias und so weiter." ,,Die Armee das Vorwort zu „Guerra Suja", Jornal do Brasil, 25. November 1994, ,,zieht sauber in den schmutzigen Krieg gegen das organisierte Verbrechen. Die Bevölkerung der Favelas unterstützt die Säuberungsaktionen."
In Brasilien beinhaltet der Diskurs über die Angst vor Verbrechen und Gewalt in den Städten die Idee von Ausmerzung und juristischer Ausgrenzung. Er trägt nach wie vor Züge einer Ästhetik der Sklaverei. Aus historischer Perspektive beobachten wir, wie die Erinnerung der Angst systematisch geschürt wird, um ein Strafrechtssystem zu errichten, dessen Klientel sich aus Indianern, Armen, Schwarzen und Aufsässigen permanent neu rekrutiert.
Ich möchte meine Überlegungen mit einem Appell schließen. Lassen Sie uns tief in unsere Geschichte eintauchen, um aus ihr die Ängste von heute begreifen zu können und so die alltäglichen Zusammenstöße dieses barbarischen Kapitalismus zu entlarven. Der radikale Bruch mit der Tradition der Angst ist es, der die unsichtbaren Mauern, die sich durch unsere Städte ziehen, zum Einsturz bringen kann und Verständnis für eine Geschichte schafft, die uns in die Lage versetzt, eine andere Zukunft zu errichten.
Projektstichwort
Die brasilianische Landlosenbewegung MST gehört zu den bevorzugten Opfern der oben beschriebenen Kriminalisierungsstrategie. Denn diese stärkste soziale Bewegung des Landes steht in der Tradition der Schwarzen und Ausgegrenzten, die sich ihr Recht auf ein menschenwürdiges Dasein nicht streitig machen ließen: Dazu zählt der Zugang zu Gesundheit. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Gesundheit im MST arbeitet medico in Projektpraxis und Weiterbildung dafür dieses Recht für die Landlosen zu erstreiten. Unterstützen können Sie diese Arbeit mit Spenden unter dem Stichwort: Brasilien.
aus: medico Rundschreiben 2/2006