Die militärische Verwendung von abgereichertem Uran (DU)

von Henk van der Keur
Hintergrund
Hintergrund

Während sich westliche Staaten als Verfechter des Verbotes von Massenvernichtungswaffen präsentieren, besteht ihr eigenes Standardarsenal an konventionellen Waffen aus recyceltem Atommüll. Die Verwendung von DU Granaten zur Panzerbekämpfung auf dem Schlachtfeld wird "konventionell" genannt, aber den westlichen Standards entsprechend muss das Schwermetall als radioaktiver Abfall betrachtet werden. Daher muss es in genehmigten Lagern für Atommüll gelagert werden. Unkontrolliertes Verbreiten von DU bedeutet sowohl eine radiologische als auch eine chemotoxische Gefahr für die Gesundheit und Umwelt. Die Giftigkeit von Uran ist vergleichbar mit der von Cadmium.

Die militärische Verwendung von DU ist nicht neu. Es wurde bereits bei dem Zündsystem der Wasserstoffbombe benutzt, um die Stärke der Kernexplosion zu vergrößern. US Soldaten im Atombereich waren schon dem Fall-out von DU in den Vierzigern ausgesetzt.

Die momentane Verwendung von DU in panzerbrechenden Waffen der NATO wurde in der Mitte der Achtziger entdeckt. Es wird als eines der geheimgehaltensten amerikanischen und britischen Militärgeheimnisse angesehen. Diese Art der DU Waffentechnologie wurde 1943 von den Nazis erfunden. Die US Armee verfolgte dieses Projekt seit dem Ende der fünfziger Jahre. Von der US Armee beobachtet wurden die ersten Prototypen von der israelischen Armee gegen die damals modernen sowjetischen Panzer (T-72) der arabischen Staaten im Yom Kippur Krieg (1974) getestet. Die Militärstrategen und Waffendesigner des Pentagon waren mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Seit diesem Zeitpunkt werden die DU Granaten (von den Militärs "Stabilisierungslegierungen" oder kinetische Energie-Penetratoren genannt) in Massenproduktion hergestellt. Ebenso gehen die ersten Warnungen vor den bedeutsamen Gefahren von DU in diesen Zeitraum zurück. Seit den frühen Achtzigern wird DU Metall auch im Inneren von Panzermäntel oder anderen gepanzerten Fahrzeugen verwendet um feindliche Munitionsattacken abprallen zu lassen.
 

Nach dem Golfkrieg von 1991 wurden mehr und mehr Informationen durch Golkriegs-Veteranen und Umweltorganisationen aufgezeigt. Am 4. November 1997 bestätigte US Colonel Bernard Rostker die Verwendung von 290 Tonnen DU Munition während der Operation "Wüstensturm". Die meisten der panzerbrechenden Granaten waren 30 mm Ladungen von dem A10 Thunderbolt, auch "Warthog - Warzenschwein" genannt, abgefeuert; ein Flugzeug, das zur Bodenbekämpfung eingesetzt wird. Einige Arten der Cruise Missiles, wie z.B. die Tomahawks, enthalten DU als Stabilisator oder Ausgleichsgewicht. Es ist nicht klar, ob diese Arten eingesetzt worden sind. Heutzutage gibt es keinen Zweifel über die Tatsache, dass die britischen und US Streitkräfte 320 Tonnen DU im Irak, Kuweit und Saudi-Arabien zurückgelassen haben. Andere Quellen schätzen diesen Betrag bis zu 800 Tonnen. Im Juli 1991 wurden mehrere Tonnen von DU Staub durch ein Feuer auf einem US Stützpunkt in der Nähe von Doha, Kuweit, freigesetzt.

Es gibt Anzeichen, dass DU während des Falklandkrieges (1982) und der US Panama-Invasion (1989) eingesetzt wurde. Während des Falklandkrieges hatte die britische Marine das sogenannte Close In Weapons System (etwa: integriertes Waffensystem) eingesetzt, das Wolken von DU Munition abfeuerte. Einige Gebiete auf beiden Seiten des Panama-Kanals sind erheblich durch DU verseucht. Im Januar 1996 wurden DU Geschosse von US Harriers (AV-8B) beim Übungsschießen auf Okinawa (Japan) abgefeuert. Im Mai 1999 erprobten dieselben Flugzeuge DU Ladungen in Puerto Rico.

Während der kürzlichen NATO Luftangriffen gegen Jugoslawien haben mehrere NATO-Sprecher den Einsatz von DU Penetratoren durch US A10 Flugzeuge bestätigt. Die Einwohner Jugoslawiens, die zurückkehrenden albanischen Flüchtlinge und die einrückenden Bodentruppen eingeschlossen, unterziehen sich Gesundheitsrisiken genauso wie das Volk des Irak, besonders in der Gegend von Basra, und die Golfkriegsveteranen.

Seit dem Golfkrieg sind DU panzerbrechende Granaten in allen Formen und Größen erhältlich. Sie variieren von Gewehrkugeln bis 120 mm Geschossen. Die kleinkalibrigen Geschosse bis zu 30 mm werden meist durch Kampfflugzeuge und Apache Hubschrauber abgefeuert. Die großkalibrigen Anti-Panzer-Granaten werden von Kampfpanzern, wie dem M1, M1A1 und M1A2 Abrams Panzern und britischen Challenger Panzern, abgefeuert.
 

Die USA exportieren große Mengen von DU nach Frankreich und Großbritannien, die ihr eigenes Inventar von DU Waffen bauen. Die drei NATO-Mitgliedsstaaten exportieren DU Waffensysteme nach Saudi-Arabien, Kuweit, die Vereinigten Emirate, Khatar, Bahrein und Ägypten. Andere Länder, die DU Waffen haben oder in der Lage sind, diese Art von Bewaffnung herzustellen, sind Russland, Schweden, die Niederlande, Japan, Griechenland, die Türkei, Thailand, Taiwan, Kroatien und Bosnien. Die Zahl der Länder wächst schnell.

Vortrag von Henk van der Keur (Laka Foundation, Amsterdam) auf der Informationsveranstaltung "Der Verschwiegene Atomkrieg - Tschernobyl in Jugoslawien) in Bielefeld am 11.06.99

(deutsche Übersetzung von Winfried Engl)
 

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