Ohne Moos nix los

Drei Jahre „Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit – Power of Nonviolence Foundation“

von Berthold Keunecke
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Die Friedensbewegung hat sich professionalisiert – Finanzfragen haben immer mehr an Gewicht gewonnen. Öffentliche Geldquellen haben zu dieser Professionalisierung beigetragen, waren aber auch umstritten.  Die Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit will neue Ressourcen gewinnen, und blickt jetzt auf die Startphase ihrer Arbeit zurück.

Im Herbst 2020 wurde die Stiftung vom Bund für Soziale Verteidigung (BSV) und dem Institut für Friedensarbeit und gewaltfreie Konfliktaustragung (IFGK) gegründet, um das zu fördern, was wir unter verschiedenen Namen kennen: „Strength to love, Stärke zu lieben“ (Martin Luther King), „Alay Dangal, Würde anbieten“ (Philippinen), „Satyagraha, Festhalten an der Wahrheit, Gütekraft“ (Gandhi) oder eben „Kraft der Gewaltfreiheit“. Es geht um die Fähigkeit, Unrecht mit den Methoden der Gewaltfreiheit zu bekämpfen, so dass eine gute Konfliktlösung möglich wird – in einer „Haltung, die Wohlwollen und Gerechtigkeit in der Begegnung mit allem Leben praktiziert“; wie es die Stiftung selbst formuliert. Besonders wichtig ist ihr dabei, Aktive aus der Praxis mit Forschenden in einen Austausch zu bringen - entsprechend den Schwerpunkten der Gründungsorganisationen: Der BSV hat eher Erfahrung mit der Praxis, durch Kampagnen und Bildungsmaßnahmen, das IFGK wurde als seine Tochterorganisation mit dem Ziel gegründet, Forschende zum Thema Gewaltfreiheit zusammenzubringen.
Der BSV hat schon immer auch das Ziel der Finanzierung von Aktivitäten für Gewaltfreiheit verfolgt: Nicht nur durch Spenden, sondern auch durch Beantragung öffentlicher Gelder. Dieser Ansatz war trotz mancher Bedenken erfolgreich: Techniken der Mediation, Streitschlichtungsprogramme an Schulen, Etablierung des Zivilen Friedensdienstes als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit sind Errungenschaften, die vielen vor 40 Jahren noch wie Träumereien vorkamen. Die so geförderte Professionalisierung führte aber zu Spezialisierungen, die Dynamik der Friedensbewegung nahm ab, Ehrenamtliche suchten sich andere Themen, der Nachwuchs blieb aus. Das Überaltern der Friedensbewegung ermöglicht zurzeit noch einen Spendenfluss, dessen Auslaufen jedoch absehbar ist. Deshalb wird die Frage der Finanzierung dieser professionalisierten Bewegung immer wichtiger.

Die Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit will dabei eine Ergänzung zu anderen Finanzierungsmöglichkeiten sein. Es geht um Projektfinanzierung, wobei das Ausfüllen von Antragsbögen durchaus hilfreich sein kann, den Sinn und die Wirksamkeit eines geplanten Vorhabens strukturiert zu durchdenken. Ein Antrag wird vom Vorstand der Stiftung dem Stiftungsrat vorgelegt.  Für dieses Gremium konnten international anerkannte Fachleute gewonnen werden, wie Jørgen Johansen (transcend), Christine Schweitzer (BSV) und Berit Bliesemann de Guevara (Aberystwyth University), die kompetent beraten können. Eine letzte Entscheidung liegt dann beim Vorstand, dem fünf bis sieben Personen angehören, die von den Stiftern (BSV und IFGK) berufen werden.

Die Stiftung hat schon Projekte aus sehr verschiedenen Bereichen fördern können: Sie konnte der Kampagne „Peace4Future“ eine Anschubfinanzierung ermöglichen zur Ausbildung von Friedensmentor*innen aus der jüngeren Generation. Sie hat die hybride Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Sozial-ökologische Transformation und Gewaltfreie Aktion“ der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden unterstützt und die Peace Academy der IPPNW e.V. im Februar 2023 in Berlin. Jüngst konnte auch das Projekt „Widerstandspodcast“ gefördert werden: Ein Wissenskommunikationsprojekt, das den Forschungsstand zu gewaltfreiem Widerstand in leicht verständlicher Sprache verbreitet. Dahinter stehen die Wissenschaftlerinnen Dalilah Shemia-Goeke, die zu gewaltfreien Strategien gegenüber transnationalen Unternehmen promoviert hat, und Lea Bonasera, die die zivile Widerstandsbewegung Letzte Generation mitgegründet hat. Genauso konnte der DFG-VK ermöglicht werden, eine Person auf eine ICAN- Bildungsreise nach Kasachstan mitzuschicken, um die dortige Diskussion um nukleare Abrüstung kennenzulernen und die Infos hier medial aufzuarbeiten.

Um die vielfältigen Projekte unterstützen zu können, sammelt die Stiftung sowohl Spenden – zum direkten Weitergeben – wie auch Stiftungskapital, von dessen Zinsen dann Vorhaben gefördert werden können. Auch Vermächtnisse und Erbschaften sind der Stiftung sehr willkommen. So kann eine Vorratskammer befüllt werden, aus der mit Bedacht an die verteilt werden kann, die zur Ausübung, Entwicklung und Erforschung der Kraft der Gewaltfreiheit Unterstützung brauchen.

 

Anmerkung:

Im Internet sind dazu nähere Infos unter https://kraft-der-gewaltfreiheit.org/ zu finden.

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Berthold Keunecke ist Gemeindepfarrer, arbeitet im Bund für Soziale Verteidigung und Versöhnungsbund mit und in der Organisation der "Gewaltfreien Aktion GÜZ abschaffen".