"Daimler-Minen stoppen!" will Fahrzeug-Minen ausbremsen und nicht bei Personen-Minen halt machen.

Eine Mine ist tödlich!

von Jens Wittneben
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1997 endete für die internationale Landminen-Kampagne mit einem Erfolg: Personen-Minen sind mit der Verabschiedung der Landminen-Konvention endlich geächtet. Aber Fahrzeug-Minen - zum Beispiel von Daimler-Benz - sind erlaubt! Deshalb ruft der Initiativkreis "Daimler-Minen stoppen!" zu Aktionen gegen deutsche Minenproduktion und für zivile Minenräumung auf.

Räumen tut not: Zwanzig Jahre nach dem Vietnam-Krieg kann die Familie San im Kreis Cam Lo immer noch nicht auf ihren Feldern arbeiten. Ihr Dorf wurde vermint und die drei Kinder und ihre Eltern zu Flüchtlingen. "Trotz der Gefahren müssen wir Schrott aus Kriegszeiten sammeln, um unsere Familien durchzubringen", berichtet Dao Tam San. Dabei verloren er und sein Sohn 1993 Beine und Arme - durch eine Mine. Die Sans und fünfzig andere Familien wünschen sich nur eines: daß ihre Dörfer und Äcker von Minen geräumt werden. Bis dahin bleibt der Übergang zu einer friedlichen und gerechten Gesellschaft in Vietnam und anderswo - nein, nicht verbaut - vermint.

100 Millionen Mark Steuergelder wollen die Bundestagsabgeordneten 1998 für Minen ausgeben. Für zivile Minenräumung haben sie aber nur 18 Millionen Mark übrig. Deshalb fordert "Daimler-Minen stoppen!" mehr Geld für ziviles Räumen. Denn alle 20 Minuten wird ein Mensch Opfer der weltweit 120 Millionen automatischen Killer. Ginge die Räumung im bisherigen "Tempo" weiter, würde sie 1000 Jahre dauern.

Um das zu verhindern, sammelt "Daimler-Minen stoppen!" in der zweiten Kampagnen-Phase nach 1996/97 jetzt Unterschriften. Sie werden unter dem Motto "Keine Mark für neue Minen" im Bundestagswahlkampf 1998 übergeben. Die Organisatoren bereiten außerdem einen Kaufboykott von Daimler-Dienstwagen vor. Der Konzern soll nach Abwicklung des Bundeswehr-Auftrags aus der Minenproduktion aussteigen und Verantwortung für Menschen in fernen Ländern zeigen. Sonst versucht die Daimler-Tochterfirma DASA womöglich, ihre Fahrzeugminen vom Typ PARM in Krisengebiete zu exportieren!

Das könnte Konsequenzen haben, wie sie Rupert Neudeck vom Notärztekomitee Cap Anamur beschreibt: "Wir kamen 1986 aus der sogenannten befreiten Zone in der äthiopischen Provinz Tigray. Wir Europäer saßen im zweiten Lastwagen, warum, das wurde mir bald deutlich. Kurz vor der sudanesischen Grenze gab es einen dumpfen Knall. Eine Mine hatte den LKW buchstäblich zerhackt. Uns blieb nur, zwei Tote und 21 Schwerverletzte aufzusammeln."

Der Stapel von Berichten über solche Zwischenfälle und eine UNHCR-Statistik beweist, daß es sich hier nicht um Einzelfälle handelt: bis zu 45 Prozent aller Minenopfer in Bosnien wurden von Fahrzeugminen zerrissen, die Busse und Autos sprengten. Die Vorstandsbosse aus Stuttgart und ihre "Kunden" auf der Bonner Hardthöhe führen dagegen ins Feld, daß ihre Waffen in Zukunft so "intelligent" sein sollen, daß sie einen Bus von einem Panzer unterscheiden könnten.

Doch selbst wenn man dieser Propaganda in der Tradition der chirurgischen Golf-Kriegsführung glauben könnte: Fahrzeugminen gefährden Zivilisten auch unabhängig von ihrem regulären Kampfeinsatz, weil sie häufig mit Sprengladungen gegen Minenräumen ausgestattet werden. Das kann furchtbare Folgen haben: Im November 1997 zerfetzte vermutlich eine "Anti-Räum-Mine" Fernando Chipala von der "Mines-Advisory Group" der internationalen Landminenkampagne bei seinem zivilen Minenräum-Einsatz in Angola.

Auch nach dem Ottawa-Abkommen dürfen Fahrzeugminen mit solchen Bomben ganz legal zwecks "Räumresistenz" "geschützt" werden. Weil diese Minen Zivilisten gefährden, setzt sich "Daimler-Minen stoppen!" weiterhin für das Verbot aller Arten von Minen ein. Vernebelnde Wortungetüme wie "Aufhebesperre" oder "automatisierte Panzerfaust" dürfen die Bürger nicht täuschen: Eine Mine ist eine Mine ist tödlich!

Um Verteidigung geht es den Militärs mit den High-Tech-Minen von Daimler-Benz wohl kaum. Unmißverständlich heißt es in einer Armeezeitschrift: Moderne Minen sollen "nicht nur das Gefecht wesentlich beeinflussen, sondern es auch entscheiden können. Der Schwerpunkt in der Wirkung wird von bisher `Hemmen und Sperren` auf `Vernichten` gesteigert." Diese qualitative Aufrüstung im Norden dürfte die armen Länder auf der Südhalbkugel der Erde zu noch größeren Ausgaben für Minen veranlassen. Der Nord-Süd-Konflikt darf nicht durch High-Tech-Minen verschärft werden. Deshalb: "Daimler-Minen stoppen!"

Was Sie tun können

Wenn Sie den Weg in eine Welt ohne Minen frei machen wollen, dann

- suchen Sie kommunale Abgeordnete, die für einen Dienstwagen-Boykott stimmen.

- Fordern Sie Antragsvordrucke für die Kommunalparlamente an.

Oder bestellen Sie:

- Musterbriefe "Setzen Sie ein Zeichen." an Daimler-Chef Schrempp

- die Unterschriftenliste "Keine Mark für neue Minen"

- Hintergrundinformationen

- Postkarten für die Aktion Scheibenwischer - "Sehen Sie Ihren Mercedes mit anderen Augen"

- Plakate "Andere bauen Autos. Daimler-Benz baut Autos - und Minen"

Werkstatt für gewaltfreie Aktion, Karlstor, 69117 Heidelberg, Tel/Fax 06221/161978

Ohne Rüstung Leben, Sophienstr. 19, 70178 Stuttgart, Tel. 0711/608396 Fax 608357

Rüstungs-Informationsbüro Baden-Württemberg, Umkircher Str. 37, 79112 Freiburg, Tel/Fax 07665/51868

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Jens Wittneben ist aktiv im Initiativkreis "Daimler Minen stoppen!"