„Friederike und Anton" im Gespräch

Eine monatliche Friedensaktion

von Ursula LöwKlaus Hecker

Seit fast vier Jahren erscheint jeden Monat eine Hörfunk-Sendung mit dem Titel „Friederikes Wi{e)dersprüche" die von einigen Lokalsendern ausgestrahlt wird und im Internet als MP3-Datei zur Verfügung steht.

Warum produzieren wir diese Sendung?

Texte zum Thema Frieden gibt es sehr viele als Bücher, Broschüren und Flugblätter; Hörfunk und Fernsehen dagegen haben ihr Schwergewicht in der „Welt des Konsums, der Welt der Unterhaltung“. Nur selten werden dort auch friedenspolitische Themen gebracht, die noch dazu nicht gerade die Meinung der Friedensbewegung wiedergeben. Wir wollen Gegenöffentlichkeit herstellen, die auch von der übrigen Bevölkerung wahrgenommen werden kann. Wir bringen Informationen, die nicht allgemein zur Verfügung stehen und Zusammenhänge erläutern, die wegen der ,,politischen Vergesslichkeit" nicht erkannt werden. So haben wir lange vor dem Irak-Krieg auf die Lügen der Regierungen der USA und Großbritanniens hingewiesen und daraus den Schluss gezogen, dass dieser Krieg schon längst beschlossene Sache war. Da wir uns längerfristig mit diesen Problemen befassen, können wir auch Zusammenhänge besser darstellen. Gleichzeitig trägt natürlich das regelmäßige Erscheinen der Sendung viel zur Überzeugungsarbeit bei.

Wie wir die Sendung gestalten

Wir wollen möglichst viele Zuhörer erreichen. Für uns ist reine Information besonders wichtig - wir sind aber der Meinung, dass auch die beste Informationssendung auf die Dauer langweilig wird. Wir haben daher die Form eines Dialogs zwischen einer Frau und einem Mann gewählt, der durch kleine mehr oder weniger lustige Missverständnisse und falsche Interpretationen aufgelockert wird. Wir bringen auch kleine Details, die in den „normalen" Zeitungen oft nicht gelesen werden (als Beispiel: Ein neu entdeckter Käfer wurde zu Ehren Bushs mit „Agathidium bushi" bezeichnet; einer unserer Hörer lobte uns wegen unserer großen Phantasie - dabei ist das wirklich wahr!). Bei jeder Sendung können wir die Informationen belegen und machen eine Dokumentation. Unsere Quellen sind in- und ausländische Zeitschriften, die Friedenspresse, das Internet und seriöse Radiostationen; diese Informationen versuchen wir von unserem (pazifistischen) Standpunkt aus zu bewerten, der nicht nur Kriege, sondern auch Militär ablehnt und sei es für (angeblich) humanitäre Interventionen.

Unsere Sendung soll auch mobilisieren, wir rufen also im Rahmen des Dialogs auch zu bestimmten Friedensaktivitäten.

Wie wir auf die Idee kamen, die Sendung zu produzieren

Einer von uns hatte beim Bürgerfunk in Nordrhein-Westfalen an einer Reihe von Hörfunk-Kursen teilgenommen und mehrere Anti-Kriegs-Sendungen produziert, die zunächst im Raum Düsseldorf, später im Raum Mainz/Wiesbaden von Lokalsendern ausgestrahlt wurden.

So kam eines Tages im Vorfeld des Irak-Krieges die Frage auf, ob wir nicht im Hörfunk etwas Kontinuierliches machen könnten. Zuerst dachten wir an „Alternative Nachrichten", aber es war uns bald klar, dass wir das nicht leisten könnten, da wir beide zeitlich ziemlich eingespannt sind. Aber einmal im Monat über das Thema Frieden? Das musste doch zu leisten sein! Aber was? Angeregt durch eine frühere Radiosendung (,,Papa, Charly hat gesagt ... ") kamen wir zur Form des Dialogs zwischen einem Mann und einer Frau. Über deren Namen haben wir lange diskutiert - ,,Friederike" war wegen des Themas Frieden bald gefunden, aber wie sollte der Mann heißen? Eigentlich kam nur ein zweisilbiger Name in Frage, und am Ende hieß der Mann dann Anton.

Als nächstes entwarfen wir eine Art Charakterbild von Friederike und Anton. Friederike sollte die Friedensaktivistin sein, die immer gut Bescheid weiß und auch Zusammenhänge gut erklären kann. Sie ist von der Überflüssigkeit und den Gefahren des Militärs überzeugt und bringt das auch am Schluss jeder Sendung zum Ausdruck: ,,Militär gehört abgeschafft!" Anton ist zwar kein Biertischtyp, aber er weiß sehr viel weniger über Frieden und bringt manchmal die Dinge ein wenig durcheinander. Auf einem Gebiet kennt er sich aber recht gut aus und das ist die UN: „Wenn wir nicht die UN hätten, dann gäbe es das komplette Chaos."  ·

Und da wir die Sendung immer wieder bringen wollten und sie auch im Widerspruch zu den „normalen" Medien stehen sollte, nannten wir sie „Friederikes Wi(e)dersprüche". Wir haben dann noch eine auffällige Musik ausgesucht (,,Trotz alledem", gespielt vom linksradikalen Blasorchester, das seit Jahren leider nicht mehr existiert), eine Intro produziert und Ende Mai 2002 lief die erste Sendung im Rahmen der 60-minütigen Sendung „Pazifissimus" der DFG/VK Mainz über den Äther. Seitdem haben wir jeden Monat eine Sendung produziert und freuen uns jetzt schon auf. die 50. Sendung im Juni 2006.

Wie wir die Sendung produzieren
Unser Sendestudio ist das Wohnzimmer. Wir haben mit einem Stereo-Mikrofon angefangen, einem tragbaren und einem ortsfesten MD-Rekorder und einem Kopfhörer. Inzwischen sind wir technisch schon etwas besser ausgerüstet. Nachdem wir aus Bergen von Zeitungsausschnitten, Hörfunk-Mitschnitten und anderem Material die Themen für die jeweilige Sendung ausgesucht haben, schreiben wir einen Vorentwurf, diskutieren und bearbeiten ihn, meist ist erst der 3. Entwurf auch unser Sendetext. Der gesprochene Dialog wird dann zusammen mit Intro und abschließender Musik sendefertig gemacht. Während am Anfang die Sendung nur etwa 3 oder 4 Minuten dauerte, haben wir jetzt meistens Mühe, die Sendung unter 12 Minuten Dauer zu halten.

Was muss ich machen, wenn ich die Sendung hören will?

Alle bisherigen Sendungen sind  unter „www.freie-radios.net" im Archiv der Freien Radios zu finden. Mit „Suchen" und Serie „Friederikes Wi(e)dersprüche" lassen sich alle bisherigen Sendungen auflisten.

Die aktuelle Sendung steht jeweils am Ende des Monats im Internet an anderer Stelle zur Verfügung. Interessierte erhalten sofort nach Verfügbarkeit eine E-Mail mit Dateinamen und Speicherort, wenn sie sich bei „friederike [at] hecker-mainz [dot] de" in die Mailing-Liste eintragen lassen.

Was wir uns für die Zukunft wünschen Wir wurden von bisherigen Hörern ermutigt, den Zuhörerkreis unserer Sendung wesentlich zu erweitern. Seit die Sendung im Internet steht, kann jede(r) mit dem Computer die aktuelle und alle bisherigen Sendungen hören. Das setzt aber voraus, dass unsere Sendereihe vor allem bekannt wird.

Dann würden wir gern weitere Redakteure der Lokalsender gewinnen, die Sendung jeden Monat zu übernehmen. Und ein ganz großer, aber sehr ferner Wunsch wäre, dass auch die öffentlichrechtlichen Sender wenigstens ab und zu die Sendung in ihr Programm aufnehmen.

Und zum Schluss noch eine Bitte:

Radioleute rufen in die Welt hinaus, nur selten kommt ein Echo zurück. Darum: lasst uns doch bitte auch mal wissen, wie Euch die Sendung gefällt oder was Ihr kritisieren wollt (an: friederike [at] heckermainz [dot] de").

Und dann: Viel Spaß beim Zuhören von „Friederikes Wi(e)dersprüche"!

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