Explosion einer Titan IV-Rakete - ein "störrisches Paradepferd"

von Regina Hagen

Zahlreiche Medien haben vor kurzem die Explosion einer Titan IV-Rakete gemeldet, die einen geheimen Aufklärungssatelliten des amerikanischen Militärs in die Erdumlaufbahn tragen sollte. Nachrichtenwert hatte die Explosion an sich sowie der Wert des Satelliten, nämlich 1,8 Milliarden Mark.

Vor einem Jahr wurde schon einmal heftig über den Raketentyp Titan-IV diskutiert, allerdings im Zusammenhang mit einer Forschungsmission. Das Satellitendoppel Cassini/Huygens wurde am 4. Oktober 1998 von einer Titan-IV auf den Weg zum Saturn gebracht - mit an Bord waren 32,8 kg Plutoniumdioxid. Das radioaktive Material dient bei dieser Mission zur Erzeugung von 750 Watt Strom für die Energieversorgung der Bordinstrumente.

Die deutsche "Stoppt Cassini"-Kampagne wies im Sommer und Herbst letzten Jahres darauf hin, daß die Titan-IV nicht wie von der NASA behauptet ein zuverlässiges "Arbeitspferd" sei. Bereits 1993 kam es auf dem Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien nach 101 Sekunden zur Explosion. Damals war laut Auskunft des U.S.-Militärs ein Dichtungsring am Versagen der Rakete schuld. Dieses Mal wird ein Defekt in der Antriebsdüse vermutet.

Nicht auszumalen, welche Folgen es gehabt hätte, wenn dieser Fehler beim Start der Cassini-Mission vor einem knappen Jahr aufgetreten wäre.

Hintergrundinformation:                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Das Darmstädter Friedensforum und die Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen haben im vergangenen Jahr die deutsche "Stoppt Cassini"-Kampagne geleitet. Die Kampagne protestierte im Rahmen einer weltweiten Protestbewegung gegen den Start von Casslni/Huygens. Die Mission hatte zur Energieversorgung der Bordinstrumente drei sogenannte RTGs an Bord. RTG steht für "Radioisotope Thermoelectric Generator". In diesen Plutoniumgeneratoren wird die Hitze, die durch den Zerfall des radioaktiven (aber nicht waffengrädigen) Plutonium-238 entsteht, in elektrische Energie umgewandelt. Von bislang 70 nuklearen Weltraummissionen, die die USA und die Sowjetunion bzw. Rußland gestartet haben, sind etwa 10 Unfälle oder schwerwiegende Probleme aufgetreten.

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Friedensbewegung international
Sprecherin der Kampagne "Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“ und ehemals verantwortliche Redakteurin der Quartalszeitschrift "Wissenschaft & Frieden".