Andreas Buros Wirkungskreise

Exponiert und angreifbar: Andreas Buro und der Nahostkonflikt

von Wiltrud Rösch-Metzler

Im Allgemeinen machen Friedensorganisationen einen großen Bogen um den Israel/Palästina-Konflikt, aus Angst etwas „Falsches“ zu sagen oder aus Angst vor heftigen Angriffen, die bei einer Positionierung entstehen können. So war es auch in der Kooperation für den Frieden (KoFrie). Der Friedensforscher war einer der Skeptiker, als 2007 die KoFrie in einem Workshop das Für und Wider der 2005 ausgerufenen BDS-Kampagne (Boykott, Investitionsabzug und Sanktionen bis zum Ende der Besatzung) diskutierte. Grundlage war ein Reader von paxchristi.

Fünf Jahre später befasste sich die Strategiekonferenz der KoFrie in Hannover erstmals hauptsächlich mit dem Nahen und Mittleren Osten. Dort betonte Andreas Buro, wie wichtig es gerade in unserer Gesellschaft sei, Israel als eine Besatzungsmacht mit expansiven Absichten zu kritisieren, die PalästinenserInnen zu ermutigen, den Staat Palästina auszurufen, Israel und Palästina zu einem Ende der Gewalt aufzurufen und als Friedensorganisationen nicht nur ein, sondern 50 Bilins (Orte des gewaltfreien Widerstands gegen die Mauer und Besatzung) zu schaffen.

Schließlich unterstützte Andreas Buro als friedenspolitischer Sprecher des Grundrechtekomitees öffentlich die 2012 von der paxchristi-Nahostkommission gestartete Aktion „Besatzung schmeckt bitter“. Ihr geht es um Kennzeichnung und Kaufverzicht von Waren aus den völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen.

Als Günter Grass mit seinem Gedicht „Was gesagt werden muss“ vor Ostern 2012 die israelische Iran-Politik und die deutschen U-Boot Lieferungen an Israel kritisierte, dichtete Andreas Buro einen Dank und ergänzte aus Sicht der Friedensbewegung:

„Günter Grass hat vor Krieg gewarnt,

Israel als eine Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet.

Wir hätten auch die USA, die Erfinderin der Achse des Bösen, genannt,

aber auch die vielen arabischen und islamischen Staaten,

die mit der Kalaschnikow oder der G 36 spielen und aktuelle Konflikte anheizen.

Deutschland, das in Konfliktzonen Waffen liefert…

 

Schlammschlachten zur Abwehr der

Lyrik von Günter Grass,

über seine SS-Zugehörigkeit als 17-jähriger Jugendlicher,

sein angeblich gestörtes Verhältnis zu Israel

oder gar zu dem Versmaß seines Gedichtes

sollen von seiner Botschaft ablenken, die lautet:

Keine Politik, die zu einem Krieg im Iran-Konflikt führen kann!

 

Wir aus Friedensbewegung und Friedensforschung

fordern zum großen Wettbewerb auf

um eine friedliche Lösung,

um einen Nichtangriffspakt zwischen den Kontrahenten,

um Kontrolle der nuklearen Bestrebungen durch die IAEA,

und die folgende Aufhebung aller Sanktionen,

um die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Mittel- und Nahost,

um die Eröffnung eines regionalen Dialogs für Sicherheit und Zusammenarbeit

zur Entfaltung von Vertrauen und zum Abbau der Konfrontation

zugunsten von Kooperation der Völker und Staaten.

Deutschland könnte dazu beitragen.

Günter Grass hat dazu beigetragen,

diese Aufgabe wieder auf die Tagesordnung zu setzen.

Danke!“

 

Mit diesem Gedicht hatte Andreas Buro sich selbst exponiert und angreifbar gemacht. Auch in der Kooperation für den Frieden setzte er sich damit der Kritik aus. Er scheute sich nicht, sich auch im hohen Alter noch neuen Herausforderungen zu stellen.

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Wiltrud Rösch-Metzler ist Journalistin und pax christi Bundesvorsitzende.