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Aufruf an die deutschen Soldaten, 4. September 1939
Fallt den Kriegstreibern in die Arme!
vonDer Marineoffizier Fritz von Unruh (1895-1970) wandelte sich unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs zum Kriegsgegner. Als Schriftsteller, Dramatiker und Journalist wurde er nicht müde, für den Pazifismus zu streiten. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ging er ins Exil; in der Bundesrepublik war er dann als Kritiker von Wiederbewaffnung und neuer Militarisierung ebenso unbequem wie in der Weimarer Republik.
Kameraden!
Ihr kennt mich. Manche von Euch haben meine Bücher gelesen, viele mich in Versammlungen reden gehört. Ihr wisst, daß ich 1914 freiwillig eingerückt bin. Das tue ich heute nicht.
Diesen Krieg verdamme ich.
Der Hitlerkrieg wurde von einer Handvoll politischer Abenteurer in Berlin entfesselt.
Dieser Krieg wird gegen unser Volk geführt.
Der Krieg soll den Zusammenbruch eines Systems verschleiern, das Millionen Deutsche hassen und verfluchen, das moralisch, wirtschaftlich und sozial zugrunde gewirtschaftet ist.
Hitler ist gescheitert!
Er hatte die Wahl, offen und ehrlich den Bankrott einzugestehen oder Deutschland in einen Krieg zu stürzen. Der landfremde Zugereiste hat den Krieg gewählt.
Dem landfremden Hitler gilt das deutsche Volk nichts, seine persönliche Macht aber alles!
Alte und junge Kameraden! Trennt Euch von einem System, das über uns nur Unheil brachte und jetzt droht, Deutschland in seinen Untergang zu reißen.
Kameraden!
Das Hitlersystem ist nicht die Knochen eines einzigen deutschen Soldaten wert.
Denkt an alle Leiden und Schrecken seit 1933, gedenkt der Verfolgten, Eingekerkerten, Erschlagenen und heimlich Ermordeten.
Die Stunde der Abrechnung ist gekommen!
Sagt Euch los von den Brandstiftern und Tyrannen. Fallt den Kriegstreibern in die Arme. Bekennt Euch zu unserem Volke und zu Deutschland. Verbrüdert Euch mit denen, die wie wir für die Freiheit kämpfen.
Kameraden erkennt:
Der Feind steht nicht am Rhein, der Feind sitzt in Berlin.
Fritz von Unruh, am 4. September 1939
(Quelle: Klaus Kirchner, Flugblatt-Propaganda im Zweiten Weltkrieg, Flugblätter aus Frankreich 1939/40, Erlangen 1981, S.126.)