Frieden braucht Bewegung - ohne Lernen bewegt sich nichts

von Bernhard Nolz
Schwerpunkt
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Pädagogische Friedensinitiativen, z.B. die "Pädagoginnen und Pädago­gen für den Frieden (PPF)", haben im breiten Spektrum der Friedensbe­wegung die gleichen friedenspolitischen Ziele wie die "normalen" Frie­densinitiativen: Es geht um die Arbeit am Frieden, um den Abbau von Gewalt und um die Verwirklichung von Gerechtigkeit. Pädagogische Friedensinitiativen versuchen, diese politischen Vorstellungen in ein zukunftsorientiertes Bildungskonzept zu integrieren. Dazu gehört die Einsicht in die Notwendigkeit lebenslangen Lernens, das die Entwick­lungsmöglichkeiten des Menschen unterstützt. Ziel ist es, daß der Mensch ein gelingendes Leben in der Gemeinschaft mit anderen führen kann.

Spontane oder angeleitete Lernprozesse des Friedens werden nur erfolgreich (im oben beschriebenen Sinne) sein, wenn sie offen demokratisch und emanzipato­risch angelegt sind. Pädagoginnen und Pädagogen können ein Lied davon sin­gen: Erfahrungen von Ohnmacht, Un­selbständigkeit und einseitiger Beein­flussung - etwa durch unermüdliches Belehren oder moralische Eiferei - schaffen bei Lernenden Friedensfrust. Dann hat der Frieden schon verloren. Glaubwürdig und kompetent in Sachen Frieden sind oder werden wir, wenn wir Friedenskompetenz entwickeln. Sie stellt sich dar als eine Summe von Ein­zelfähigkeiten, deren wichtigste sind:

Kommunikations- bzw. Gesprächsfä­higkeit, Fähigkeit zur Übernahme der Perspektive anderer und zum Hineinver­setzen in andere, Akzeptieren und Tole­rieren unterschiedlicher Auffassungen, Fähigkeit, Konflikte zu erkennen, auszuhalten und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur Aggressionskontrolle, Abnei­gung gegen Gewalt und Unduldsamkeit gegenüber Unterdrückung und Leid, Fä­higkeit zur politischen Urteilsbildung und zum politischen Engagement.

Konversion ist angesagt! Als Umwand­lung von Rüstungsproduktion und von militärischen Dienstleistungen und Ein­richtungen ist sie ein wichtiges Arbeits­feld der Gewerkschaften und der Frie­densforschung - von Politikerinnen und Politikern in der Regel ebenso ver­nachlässigt wie in der Friedensbewe­gung. Unter friedenspädagogischer Perspek­tive gewinnt ihre verallge­meinerte Defi­nition an Bedeutung: Konversion als grundlegende Einstel­lungs- oder Mei­nungsänderung bezeich­net dann in unse­rem Zusammenhang eine grundsätzliche Bereitschaft, sich einzulassen auf Frie­densdenken und gewaltfreies Handeln. Sie erfordern zunächst umfassende In­formationen, damit man weiß, welche Alternativen und Angebote der Frieden bietet. "Global denken - lokal handeln" heißt der pädagogische Leitspruch auch für die "Informationspolitik" der örtli­chen Friedensinitiativen. Konversion - in welcher Bedeutung auch immer - fin­det hier seinen Raum. Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden bieten ihre Hilfe an, wenn es um die konkrete Frie­densarbeit vor Ort und um eigene Lern­prozesse des Friedens geht, die dazu beitragen können, daß die Betei­ligten aktive Gestaltungs- und Verar­beitungsmöglichkeiten lernen, erfahren und ausprobieren können, die ihnen hel­fen, sowohl die aktuellen Probleme in ihren Arbeits- und Lebenszusammen­hängen zu lösen, als auch ihre Verant­wortung für die Bewältigung globaler Menschheitsbedrohungen zu erkennen.

"Denn die Erhaltung des Friedens ver­langt mehr als guten Willen, nämlich entschlossenes Handeln, Mut und Be­harrlichkeit." (Bert Engelmann)

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Bernhard Nolz ist Lehrer i. R., Sprecher der Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden, Aachener Friedenspreisträger.