Ein junger Mann kommt auf mich zu und sagt: „Danke!!“ Ich stehe in der Mahnwache in Bremen auf dem Marktplatz. Viele Touristinnen und Touristen fotografieren uns. Wir „gehen um die Welt“.

Im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses bildeten sich 1982 in vielen Städten Mahnwachen – uns BremerInnen, die sich für den Frieden einsetzen, gibt es noch. Die Friedensmahnwache organisiert sich selbst und formuliert auch ihren Protest selbst. Es stehen immer etwa zwölf Menschen mit Schildern vor dem Bauch auf dem Marktplatz. Der Altersdurchschnitt ist 75. Wir brauchen Nachwuchs. Jedoch scheint diese vergleichsweise statische Protestform eher etwas für Ältere zu sein.

Die Mahnwache steht jeden Donnerstag von 17 – 18h auf dem Marktplatz, im Winter wegen der besseren Beleuchtung an der Sögestraße. Ingeborg Kramer ist die treibende Kraft hinter der Friedensmahnwache. Schon oft erlebte ich sie diskussionsstark mit BesucherInnen aus aller Herren Länder. Besonders rührend, so Ingeborg, seien Eltern mit kleinen Kindern, die noch nicht lesen können und wo die Eltern erklären müssen, was da steht ... .

Einmal im Jahr treffen sich die Teilnehmenden und entwickeln neue Schilder mit pointiert formulierten Gedanken zu aktuellen Kritikfeldern. Die Aufschriften der Schilder lauten z.B. „Rüstungsexport ist Mord“, „Hunger wird gemacht“ oder „Krieg ist ein Geschäft“. Die Schilder werden im Keller des Doms gelagert.

Was bewirkt die Mahnwache? Der Effekt ist nicht klar fassbar, jedoch gerade in letzter Zeit gibt es wieder viele zustimmende Äußerungen, wie „Eigentlich müssten wir ja auch ...“. Für Ingeborg Kramer ist die Motivation: „Ich darf nicht schweigen.“ Sie bezieht sich auf Dorothee Sölles Aussage: „Ein Christ darf nicht resignieren.“ Zwischenzeitlich gab es durchaus Resignation, die Gruppe hat jedoch durchgehalten. Es gab immer genug Dinge und Themen, gegen die weiterhin der Protest wichtig und lohnenswert schien.

Freuen wir uns schon auf den 40. Geburtstag der Friedensmahnwache!