Friedensacker contra NATO - Bunker

von Helmut Sauer

"Neue geheime Kommando-Zentrale am Niederrhein in Linnich-Glimbach" - so und ähnlich lauteten die Titel von kleineren Beiträgen in fast allen großen überregional erscheinenden Zeitungen Ende März 1988.

Was war geschehen? Baut die NATO noch einen zweiten Kommando-Bunker? Nein! Bei dpa war wohl ein Mensch nach 4-jährigem Schlaf aufgewacht und hatte eine derartige Pressemeldung verkauft, die dann ohne "journalistische" Nacharbeit von anderen Redaktionen einfach übernommen wurde.

Die Presse - Spiegel der Gesellschaft? Nicht ganz. Die örtliche Friedensbewegung bemerkte es bereits am 10. 5. 1984. An diesem Tag wurde der Stadtrat Linnich und die Bevölkerung sowie die Lokalpresse von zwei Presseoffizieren·aus dem NATO-Friedenshauptquartier in Mönchengladbach informiert.

Das öffentliche Anhörungsverfahren nach dem Landbeschaffungsgesetz und dem Schutzbereichsgesetz sei angeblich bereits 1967 gelaufen, einschließlich erweiterter Landnahme, welche erst 1986 angezeigt wurde. Hellseherische Fähigkeiten? Der Stadtdirektor Übber, Linnich, erklärte dann nachträglich die ganze Sache als "geheime Verschlußsache", obwohl die Anhörung der Gemeinde mit öffentlicher Bekanntmachung einen wesentlichen Charakter dieses Gesetzes ausmacht. Die erweiterte Landnahme des Bundesverteidigungsministers durch das Bundesvermögensamt, Außenstelle Aachen, wurde jedoch an einer Stelle jäh gestoppt. Die Friedensbewegung in der Region war schneller als die Beamten in Aachen und wurden sich mit der Besitzerin eines unmittelbar an der Baustelle gelegenen Ackers schnell einig. Für 70.000 DM wechselten die Eigentümerinnen des Ackers. Aus dem Acker wurde anstatt der Baustelle des Kriegsministers mit Landschaftsvernichtung ein "Friedensacker" der Friedensbewegung mit Landschaftserhaltung, denn das Gebiet am "Moolberg" neben Linnich-Glimbach wurde noch bzw. erst mit Datum vom 29. 9. 1984 unter gesetzlichen Landschaftsschutz gestellt.

Das Vermögen des "Friedensacker" wurde auf 750 Anteile zu je 100 DM aufgeteilt. Auf dem Kirchentag "Initiative Kirche von unten" im September 1986 in Aachen, über das Friedensbüro Tübingen, Volker Nick sowie Helga Weingarten in Köln wurden innerhalb kurzer Zeit ungefähr die Hälfte der möglichen Anteile "wie warme Semmeln" vermittelt bzw. verkauft. Einschließlich aller Unterbeteiligungen sind es zur Zeit etwa 900 AnteilseignerInnen. Eigentumsrechte bestehen weltweit, so in Japan, USA, Irland, Malta, Spanien, Griechenland.

Ronald Reagan und Michail Gorbatschow machten von einem Kaufangebot jedoch keinen Gebrauch. Das "Büro" von Herrn Gorbatschow antwortete aber wenigstens, leider jedoch ablehnend. In der demnächst erscheinenden Broschüre gibt es Anleitungen:

"Wie kommt mensch zu einem Friedensacker?"

Welche Möglichkeiten der Friedensacker außer der Wahrung der weltweit verstreuten Eigentumsrechte sonst noch bietet, hängt nicht nur von guten Ideen und der Phantasie der Friedensbewegung ab. Immerhin besteht noch die Gefahr, daß die Bundesregierung - vertreten durch den Bundesverteidigungsminister - uns durch den Regierungspräsidenten Köln, z. Z. Dr. Franz-Josef Antwerpes, enteignet.

 

Für die Planung Eurer Busabfahrtzeiten: Vorgesehen ist etwa dieser Zeitrahmen

11.00 Uhr: Sammelpunkte und Auftaktkundgebungen

12.00 Uhr: Demonstrationszüge zum Baugelände/Friedensacker

13.00-14.00: Kultur und Musikprogramm Hauptbühne

14.00-16.00: Abschlußkundgebung

16.00-17.00: Kultur/Musik für diejenigen, die noch Zeit haben

Bei Anmeldung Eurer Busse erhaltet Ihr die Beschreibung zu Eurem Auftaktort.

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