Am Beispiel von Pax Christi

Friedensbildung als Beitrag christlich motivierter Friedensarbeit an Schulen

von Peter Heim

Pax Christi ist eine katholische Friedensorganisation mit starken Wurzeln in der Versöhnungsarbeit der Nachkriegszeit: Sowohl die Aussöhnung mit Frankreich wie die später mit Polen standen damals vorrangig auf der Agenda. Neben der Friedensarbeit durch persönliche Begegnungen und die innerkirchliche Arbeit wurde damals auf verschiedenen Ebenen auf Politik eingewirkt – zusammen mit anderen Organisationen, wie z.B. dem Bensberger Kreis.

Den restaurativen Mainstream der bundesdeutschen Nachkriegspolitik, besonders vorangetrieben durch die Adenauer-geprägte "C"DU, und besonders deutlich erkennbar durch die Beschlüsse zur Wiederbewaffnung, konnten diese Organisationen nicht maßgeblich beeinflussen.

Allerdings bereiteten sie den Boden vor für differenzierte Positionen in der Kirche, wie sie z.B. in der Polendenkschrift der Bischöfe zum Ausdruck kamen. Diese wiederum öffneten der Politik neue Wege, wie bespielsweise in der neuen Ostpolitik der sozialliberalen Koalition ab 1969.

In den 1970er Jahren kamen zu den eher wertkonservativen und den von der Gegnerschaft zum Nationalsozialismus gespeisten Vorstellungen von Friedensarbeit als Versöhnungsarbeit zunehmend gesellschaftspolitisch eher links orientierte Überzeugungen hinzu. Pax Christi fragte nach den Gründen für Krieg und verortete sie in den ungerechten Verhältnissen in vielen Ländern, in den unfairen Handelsbedingungen oder in der Ausbeutung der Ressourcen der sogenannten "Dritten Welt" durch weltweit agierende Konzerne und der sie schützenden Regierungen.

Der Ost-West-Konflikt mit seinen militärischen Blockbildungen überlagerte jedoch alle diese Fragen. Diese Auseinandersetzungen kulminierten im NATO-Nachrüstungsbeschluss und dem Widerstand der Friedensbewegung dagegen, an der auch Pax Christi teilnahm. Kontinuierliche kritische Arbeit zur Bundeswehr selbst leisteten damals besonders die Katholischen Beratungsstellen zur Kriegsdienstverweigerung. In den Schulen war besonders die nachwachsende kritische LehrerInnengeneration selbst militärkritisch aktiv. Nach der Aufhebung der Wehrpflicht wurden die KDV-Stellen aufgelöst.

Die aktuelle Situation
Die Bundeswehr beginnt sich immer mehr zu verselbstständigen, die Einbindung in die Zivilgesellschaft, die durch die Wehrpflichtigen, aber auch durch die Verweigerer, und ihre Familien im Pro und im Contra gegeben war, ist weggefallen.

Der Druck auf die Bundeswehr, Rekruten auf freiwilliger Basis zu werben, nimmt zu: Sie geht mit einer wesentlich weniger distanzierten Haltung als früher auf die Jugendlichen zu: Sie wirbt mit Abenteuer, Freiheit, Karriereversprechen - eher wie Verkäufer als wie Staatsbürger in Uniform, wie noch General Baudissin Bundeswehrsoldaten apostrophierte.

Wer jetzt zur Bundeswehr geht, tut es vielleicht aus Überzeugung, aber viel eher aus ökonomischen Gründen oder aus einer Orientierungslosigkeit am Ende der Ausbildung.

Parallel dazu steigen die Risiken: Soldat sein heißt immer mehr, nicht nur zu schießen und zu töten, sondern auch getötet zu werden bei den immer zahlreicher werdenden Auslandseinsätzen.

Welche originären Motive und Möglichkeiten hat Pax Christi in dieser Situation?
Pax Christi ist eine internationale Organisation. In vielen Ländern der Erde existieren Pax-Christi-Sektionen, deren Mitglieder zu Fragen von Krieg und Frieden authentisch und glaubwürdig Zeugnis geben und die mit Pax Christi vernetzt sind. Pax Christi International ist ein christlich motiviertes "soziales Netzwerk" von Zeugen der Ungerechtigkeit und des Krieges.

Pax Christi hat ein christlich begründetes, aufgeklärtes und im Leben des Einzelnen angebundenes ethisches Fundament, das nachdrücklich an der umfassenden Friedensbotschaft Jesu festhält.

Pax Christi ist ein Teil von Kirche. Diese ist ideologisch trotz oft konservativer Haltungen im Innern  im Hinblick auf die Friedensfrage sehr viel aufgeschlossener als Außenstehende es häufig  wahrnehmen. Die Widersprüche von Krieg und Frieden, die viele Kirchen weltweit erleben, sind über die vielfältigen Kontakte der deutschen Kirche, ihrer Hilfswerke, aber auch über Pax Christi, mit Händen zu greifen. Das Leid der Menschen vor Ort ist das Leiden von Menschen, die als Gottes Ebenbild den Christinnen und Christen überall auf der Welt Bruder und Schwester sind.

Kirchliche Stellungnahmen wie z.B. die letzte der deutschen Bischöfe von 2003 "Gerechter Frieden" bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte, Friedensarbeit und Friedensbildung in Schulen über das Verfassungsgebot ethisch zu begründen Ein Hurra-Patriotismus deutscher Christinnen und Christen ist heute nicht mehr denkbar.

Pax Christi kann trotz kirchlicher Zuschüsse weitgehend unabhängig von der verfassten Kirche agieren. Pax Christi hat in Deutschland in allen Bistümern in verschiedener Form Niederlassungen oder Gruppen, die von der Basis getragen werden. Zusätzlich gibt es oft kooptierte PC-Fördervereine, die das mögliche Aufgabenspektrum stark erweitern: So sind in verschiedenen Bistümern FriedensarbeiterInnen angestellt, die auf der Basis der verschiedenen Schulgesetze und Vereinbarungen in die Schule gehen können oder z.B. über kirchliche Akademien außerhalb der Institution Schule mit Jugendlichen Friedensarbeit leisten können – auch in Kooperation mit kirchlichen Verbänden.

Pax Christi kann durch seine Kontakte besonders mit kirchlichen Schulen zusammenarbeiten. In einzelnen Bistümern wird angesichts der neuen Situation in den Schulabteilungen über eine Beschränkung des Zugangs der Bundeswehr zu kirchlichen Schulen nachgedacht. Pax Christi unterstützt diese Überlegungen.

Kommission Friedensbildung
Um den Bereich der Friedensbildung in und an deutschen Schulen gegen eine zunehmende Militarisierung zu etablieren bzw. zu stärken, hat die deutsche Sektion von Pax Christi International im Herbst 2011 beschlossen, eine Kommission zur Friedensbildung einzusetzen, die die genannten Maßnahmen vor Ort unterstützen und eine begründete Position für Friedenbildung und gegen die Tendenzen zur Militarisierung auch der Schulen in Deutschland erarbeiten soll.

Die Kommission profitiert dabei von der Tatsache, dass andere PC-Kommissionen z.B. zur Globalisierung arbeiten, oder lokale Arbeitsgruppen z.B. zum Rüstungsexport in der "Aktion Aufschrei" mitarbeiten, die selbst von der Deutschen Sektion maßgeblich mitgetragen wird.

Die Mitglieder der Kommission und der Pax-Christi-Bistumsstellen arbeiten in diversen Bündnissen mit anderen Organisationen zusammen. Auf der letzten Delegiertenversammlung wurde die Kommission für drei Jahre in ihrem Amt bestätigt. Die Kommission ist erreichbar unter: friedensbildung [at] paxchristi [dot] de.

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Peter Heim ist Mitglied der Kommission Friedensbildung der deutschen Sektion von Pax Christi International.