FriedensDekade im Aufwärtstrend

von Wiltrud Rösch-Metzler

Zufrieden mit dem Verlauf der bundesweiten 25. Ökumenischen FriedensDekade vom 7.-17. November 2004 zeigten sich die Organisatoren, das Gesprächsforum Ökumenische FriedensDekade, nach Ablauf der diesjährigen Dekade. Der Aufwärtstrend bei Bestellungen, spirituellen und friedenspolitischen örtlichen Veranstaltungen und verstärkter öffentlicher Aufmerksamkeit war deutlich und wird nur durch ein neu entstandenes Finanzloch getrübt.

Das biblische Motto der 25. FriedensDekade "Recht ströme wie Wasser" ist gut angekommen. Vor allem in Verbindung mit dem Plakatmotiv (Papierschiffchen im Sand, das auf Wasser wartet) hat es viel Kreativität freigesetzt. So wurden in zahlreichen Gottesdiensten Schiffchen gefaltet oder ausgeteilt. Im bundesweiten Eröffnungsgottesdienst in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg lief kunstvoll ein moosgesäumter Bach durch den Mittelgang, in den man sein Schiffchen mit Fürbitte setzen konnte. Dass es der FriedensDekade nach dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak und dem Einsatz menschenrechtsverletzender Mittel in der Terrorbekämpfung darum ging, sich entschieden für Völkerrecht und Menschenrechte einzusetzen, ist verstanden worden und in den örtlichen Veranstaltungen aufgegriffen worden.

Im 76-seitigen Materialheft wurden dazu Aktionsbeispiele für Gruppen und Gemeinden vorgestellt. Im Bereich Arbeitsrecht wurde auf Kinderarbeit am Beispiel von Grabsteinen aus Indien aufmerksam gemacht und auf faire Fußbälle verwiesen. Zum Recht auf freie Religionsausübung wurden Bausteine für eine Veranstaltung zum Kopftuchstreit vorgestellt. Im Bereich Völkerrecht wurde u.a. die Kampagne gegen den Mauerbau in Palästina vorgestellt, wo die israelische Regierung auf besetztem Gebiet völkerrechtswidrig eine Sperranlage errichtet, sowie die Aktion Bürgermeister für den Frieden, die sich für eine Abrüstung der Atomwaffen einsetzen. Weitere Materialangebote waren: Plakate, Postkarten, Bildmeditationen, Vorlagen für Friedensgebete und für einen Friedensbittgottesdienst an Buß- und Bettag sowie ein 8-seitiges Publik-Forum Dossier 25. Ökumenische FriedensDekade. Am meisten Aufmerksamkeit erzielte die Friedensdekade durch das Dossier, das im Sommer in einer Ausgabe der Zeitschrift Publik-Forum verbreitet wurde. Am meisten genutzt wurde, wie schon in den Jahren zuvor die Gottesdienstvorlage, die von der EKD erarbeitet wird. Für die übrigen Materialien gab es sehr positive Rückmeldungen an das Gesprächsforum.

Das Gesprächsforum Ökumenische FriedensDekade ist ein Kooperationsgremium zur Fortführung der in Ost- und Westdeutschland entstandenen Friedensdekade und Friedenswochen. Es besteht aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Trägergruppe "Ökumenische Dekade für Frieden in Gerechtigkeit". In dieser wirken mit: die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), die Arbeitsstelle Eine Welt der Kirchenprovinz Sachsen, die Konferenz der Landesjugendpfarrerinen und Landesjugendpfarrer, die EKD, die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej), der Versöhnungsbund, Aktion Sühnezeichen, Pax Christi, Pro Asyl und die Zeitschrift Zivil. Koordinator ist Jan Gildemeister von der AGDF und Dr. Georg Schütz von der ACK.

Finanziell lebt die FriedensDekade vor allem vom Materialverkauf. Schon seit längerem gibt es aber den Trend, dass große Sammelbesteller wegfallen, die nun durch Einzelbesteller kompensiert werden müssen. Im Jubiläumsjahr haben aber auch die Kirchen ihre Zuschüsse an die FriedensDekade zurückgefahren. Während im vergangenen Jahr 5700 Euro von den Kirchen kamen, haben in diesem Jahr erst drei Kirchen (Kirchenprovinz Sachsen, Bistum Magdeburg und Bistum Rottenburg) insgesamt 1000 Euro an die FriedensDekade gespendet.

FriedensDekade lebt von den Gruppen und Kirchengemeinden, die Veranstaltungen in diesen zehn Novembertagen durchführen. Lokal unterschiedliche Traditionen haben sich dabei herausgebildet. Nicht alle übernehmen z.B. das bundesweite Motto. So einigte man sich in München auf "Gleiches Recht für alle Menschen, alle Völker", in Bad Kreuznach auf "Welchen Frieden macht der Krieg?" und in Cottbus auf "Grenzenlos glücklich". Ähnlich wie beim Motto wurden auch bei der Planung lokale Gegebenheiten einbezogen, etwa in Berchtesgaden mit der Bundeswehr-Ausstellung "Soldaten mit dem Edelweiß im Friedenseinsatz" oder der Abend in Burghausen, wo man sich über "Die Montagsangst - 15 Jahre Mauerfall" informierte. Ein größeres Interesse hat dieses Jahr der Nahostkonflikt ausgelöst, wozu es mehrere Veranstaltungen gab. Zahlreich waren wieder Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Veranstaltungsformen waren ebenfalls vielfältig. Den Löwenanteil machten die Friedensgebete und Gottesdienste aus, danach folgten kulturelle Angebote: Lesungen, Konzerte, und Filme und Vortragsabende, Diskussionen und Kundgebungen.

Insgesamt sind dem Gesprächsforum 858 Veranstaltungen gemeldet worden aus größeren und kleineren Gemeinden wie Bonn, Augsburg, Dessau Erfurt, Berlin, Hannover, Bielefeld, Bremen, Kiel aus Polle, Finsterwalde, Lörrach oder Friedrichshafen. Baden-Württemberg ist mit 158 Veranstaltungen am stärksten vertreten. Auch in den östlichen Bundesländern ist die FriedensDekade stark. Das Gesprächsforum geht von rund 2000 Veranstaltungen aus, die dieses Jahr im Rahmen der FriedensDekade stattgefunden haben. Geht man von durchschnittlich 20 Besucherinnen und Besuchern pro Veranstaltung aus, so waren es 40 000 Teilnehmende, die von der FriedensDekade erreicht wurden.

Die Schwelle für Neue, die sich beteiligen wollen, ist niedrig. Jede und jeder kann an seinem Wohnort ein Bündnis schmieden und friedenspolitische Bewusstseinsbildung betreiben. Wer mitmacht, ist sich bewusst, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Doch wer nicht zu einer Veranstaltung ging, hatte bislang kaum von der FriedensDekade erfahren. Mit besserer Pressearbeit und neuer Internet-Seite www.friedensdekade.de will das Gesprächsforum Abhilfe schaffen.
 

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Wiltrud Rösch-Metzler ist Journalistin und pax christi Bundesvorsitzende.