Editorial

FriedensForum 4/2020

von Redaktion FriedensForumRenate Wanie

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Lässt Corona den Protest sterben?“ titelte die taz Anfang April. Dem Demonstrationsverbot zu Beginn der Corona-Epidemie zum Trotz ist das eindeutig mit „nein“ zu beantworten. Doch wie viel Protest ist in Zeiten von Infektionsschutzmaßnahmen und eingeschränktem Demonstrationsverbot noch möglich? Allein zum 60. Ostermarsch ließ sich die Friedensbewegung Vielfältiges einfallen. Statt auf der Straße zu demonstrieren, fand der Protest kreativ virtuell und alternativ statt: mit Redebeiträgen und Musik in Videos, Protestliedern auf Balkonien, Pacefahnen und Friedenssprüchen auf Transparenten an Häusern, großen Zeitungsanzeigen oder vereinzelt auch illegalen kleinen Ostermarsch-Demonstrationen. In den Wochen darauf fiel der militarisierte Sprachgebrauch in der Politik des französischen Staatspräsidenten Macron auf: „Wir führen Krieg gegen das Virus“. Sollen solche Aussagen von der eigentlichen Bewältigung der Krise ablenken?

Und was macht die deutsche Politik? Die Verteidigungsministerin äußert ihre Absicht - noch vor einer Anfrage im Bundestag - 45 F-18 Boeing-Kampfjets in den USA zu kaufen und plant Expert*innen-Anhörungen zur Bereitstellung von bewaffneten Drohnen. Es stellt sich erneut die Frage: Was heißt Sicherheit? Ist das Sichere nicht mehr sicher? Sind wir die, die bisher dachten, die Katastrophen sind die der anderen? Erleben wir jetzt das Ende des Mythos, dass Globalisierung ein Segen sei? Diskutiert wird im Heft das alternative Konzept „Sicherheit neu denken“, es gründet auf einer Politik ziviler Friedenslogik.

Anregendes Lesen wünscht
Renate Wanie

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