„Ausgezeichnete" Frauen von Bertha von Suttner bis Kuni Schumann

Friedensfrauen machen Mut

von Birgitta Meier

Das Friedensmuseum Nürnberg zeigt seit 20. Januar 2006 eine neue Ausstellung mit diesem Titel. 30 Portraits von Frauen, die den Friedensnobelpreis bzw. den Alternativen Nobelpreis erhalten haben, aber auch „nur" lokal ausgezeichnete. Künstlerisch wird die Ausstellung ergänzt durch Wandbilderteppiche chilenischer Frauen: Diese „Arperillas" {Zuckersäcke) stellen das Leben, die Sorgen und die Forderungen der Frauen in figürlichen Stoffapplikationen dar. (Für die Überlassung bedanken wir uns ganz herzlich beim internationalen Frauenfriedensarchiv Fasia Jansen in Oberhausen.)

Anlass der Ausstellung war der Friedensnobelpreis, den Bertha von Suttner vor 100 Jahren als erste Frau erhielt. Bei der Diskussion über Auszeichnung und Nicht-Auszeichnung kam sehr schnell der Punkt, dass der „offizielle" Nobelpreis wohl nicht genügt, um das vielfältige Wirken von Frauen für den Frieden darzustellen. So ergänzten wir die Reihe der Laureatinnen mit den Frauen, die den ,,Right Livelihood Award" erhielten, meist nicht explizit für ein Friedensthema, sondern für den Einsatz zur Erhaltung der Umwelt oder für Menschenrechte. Eine Frau - Wangari Maathai aus Kenia - erhielt beide Preise.

Und dann war da noch die Frau, die sagte: ,,Ich wusste nicht, dass man für ein anständiges Leben einen Preis bekommt" - Kunigunde Schumann-Schwab (1910-1997). Ihr Porträt steht stellvertretend für all die anderen, deren Biografien nicht so einfach zu „googlen" sind, deshalb steht sie hier:

Kuni Schwab war das jüngste von 10 Kindern einer sozialdemokratischen Familie in Nürnberg. Früh war sie politisch organisiert, zunächst in der SAJ der SPD, nach der Panzerkreuzeraffäre 1929 in der kommunistischen Jugend. Nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 stürzte sie sich sofort auf die illegale Arbeit und schloss sich einer Gruppe an, die im Untergrund eine Zeitung herstellte. Die Mitglieder der ersten Widerstandswelle wurde bekanntlich rasch verhaftet, so auch Kuni Schwab. Sie wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt: ,,Ich hatte Glück, dass es noch keine Lager für Frauen gab." Nach der Entlassung aus der Haft gelang es ihr, sich erfolgreich bis zum Ende des Krieges zu verbergen. 1946 wurde Kuni Schwab als eine der ersten Frauen in den Stadtrat von Nürnberg gewählt, dem sie bis 1956 als Mitglied der KPD-Fraktion angehörte. 1946 war sie Vizepräsidentin der Verfassunggebenden Versammlung in Bayern und setzte sich dort vor allem für die Rechte der Frauen ein. So kam z.B. auf ihre Initiative das einschränkende Wort „grundsätzlich" nicht mit in den Verfassungsartikel, in dem es um gleichen Lohn für Männer und Frauen geht. Sie beteiligte sich am Kampf gegen die Wiederbewaffnung und erhielt dafür 1951 einen Strafbefehl wegen Beteiligung an einer verbotenen Volksbefragung zur Remilitarisierung. Sie engagierte sich auch lange Zeit im Kreisvorstand der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes). 1959 heiratete sie ihren langjährigen Lebensgefährten Richard Schumann und wurde Mutter von zwei Töchtern. Und weiterhin war sie für den Frieden aktiv, besonders in den 80er Jahren, fehlte auf keinem 0stermarsch, auch als sie schon gesundheitliche Probleme hatte. Die Nürnberger Bündnisgrünen ehrten Kuni Schumann-Schwab 1994 mit dem Lina-Schneider-Preis, den sie zu gleichen Teilen der VVN und der Friedensinitiative Nürnberg-Nordost spendete, aus der das Friedensmuseum hervorging. Die Eröffnung hat sie nicht mehr erlebt.

Nähere Informationen zur Ausstellung, wie zum Begleitprogramm und zu unseren anderen (ausleihbaren) Ausstellungen stehen unter: http.j/www.friedensmusei.Jm.odn.de

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Birgitta Meier engagiert sich im Friedensmuseum Nürnberg.