Friedensgebete. Wie kam es dazu?

von Detlev BesierChristoph Fuhrbach

Im Dezember 2002 überlegte das "Deutsche Mennonitische Friedenskomittee" (DMFK) angesichts der sich ändernden Strategie der Militärmächte (Krieg als mögliche Konfliktlösung) und den ausgesprochenen Drohungen gegenüber Staaten, die als Regime bezeichnet wurden, die Terroristen unterstützen, ausbilden etc. (Libyen, Irak, Iran ...) die Gedanken der Friedensbewegung wieder aufzunehmen.

Am 28.12.2002 wurde ein Friedensgebet vor der Air Base Ramstein organisiert, um gegen Krieg und für den Frieden einzutreten. In Zusammenarbeit mit den Friedensdiensten der Ev. Kirche der Pfalz wurde eine Weiterführung der Gebete in unmittelbarer Nähe dieser größten Drehscheibe von Militärgütern in Europa vereinbart. Gleichzeitig wurde versucht, Ansprechpartner im Raum um die Air Base Ramstein zu finden, die sowohl mit amerikanischen, als auch deutschen Stellen Kontakt aufbauen sollten, um die Genehmigungsverfahren in örtliche Hände zu legen. Vor dem Friedensgebet am 15.01.2003 übernahm die "Friedensinitiative des Ökum. Arbeitskreises Landstuhl" diese Aufgabe. Der Ökum. Arbeitskreis Landstuhl gestaltete schon mehr als ein Jahr vorher regelmäßige Friedensgebete in der "Alten Kapelle" Landstuhl, die bis heute dort am vierten Freitag im Monat gefeiert werden.

In intensiven Gesprächen mit den zuständigen Behörden der VG Ramstein-Miesenbach, den Polizeipräsidenten Westpfalz, Kaiserslautern und dem Wachpersonal vor der Air Base wurden wöchentliche Gebete vor dem Westgate der Air Base Ramstein vereinbart.

Bis zum Beginn des Irak-Krieges wurde die Genehmigung aufrecht erhalten. Weil auf Grund wachsender Bedrohung vor dem Westgate keine Sicherheit mehr für die Gebete gewährleistet werden konnte, wurde der Ort der Gebete verlegt. Das Friedensgebet wanderte ab dem 22.03. "ins Exil" nach Landstuhl. In Absprache mit dem Stadtbürgermeister und dem Kath. Pfarramt Heilig Geist, Landstuhl, konnten in der Folgezeit die samstäglichen Gebete auf dem "Lothar-Sander-Platz" an der Stadthalle Landstuhl und an der "Alten Kapelle" in Landstuhl abgehalten werden.

Nach dem Ende der offiziellen Kampfhandlungen konnte in Absprache mit VG Ramstein-Miesenbach das Friedensgebet wieder zurück an die Air Base. Seitdem 03.05. werden die Gebete nun auf dem 1. Parkplatz an der Auffahrt zur Air Base in der Nähe des Denkmals für die Flugtagskatastrophe von 1988 gefeiert. Seit diesem Datum hat sich die zur Zeit des Krieges wöchentliche Feier in ein monatliches Treffen immer am 1. Samstag im Monat gewandelt.

Von anfänglich 100 bis 300 Teilnehmenden sank bis heute die Zahl auf einen sogenannten "harten Kern" von 12 - 20 Menschen, die sehr beharrlich und entschieden für den Frieden beten.

Worum geht es bei den Gebeten?
Es hat eine lange Zeit gedauert, bis aus Unkenntnis bzw. Desinformation und Ignoranz die Friedensgebete von ihrem angeblichen "anti-amerikanischen" Geruch wenigstens teilweise befreit wurden.

Wir haben - und wir werden dies auch in der Zukunft so handhaben - immer um den Frieden gebetet, für die Opfer von Terror, Gewalt und Krieg. Die Air Base galt und gilt uns als Ort der Militärmaschinerie, als Drehscheibe des Krieges. Unsere Gebete umfassen zugleich alle SoldatInnen, die in Kriege geschickt werden, dort töten, verletzten, zerstören und auch selbst getötet, verletzt, zerstört werden.

Ich zitiere aus einer Verpflichtung, die regelmäßig bei den Friedensgebeten gesprochen wird: " ... wir verpflichten uns, mit Gottes Hilfe ... öffentlich unsere Stimme für den Frieden zu erheben ... wir handeln für den Frieden zwischen den Völkern ... und in unserem eigenen Volk ... wenn auch die Trommeln des Krieges geschlagen werden. Wir folgen dem Klang einer anderen Trommel, der Stimme Gottes ..."

Wir wissen, dass wir politisch handeln und auch selber zum Konfliktstoff für andere werden. Wir zeigen uns gesprächs- und kompromißbereit, erhoffen diese Haltung aber auch von anderen.

Wie wird es weiter gehen?
Wir werden unabhängig aller negativen Stimmung, die einzelne verbreiten, die Friedensgebete monatlich am 1. Samstag weiter gestalten - solange, bis Kriege als Lösungsmittel in Konfliktsituationen nicht mehr angesehen sind.

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Christoph Fuhrbach ist kath. Pastoralreferent in den selben Gemeinden.