Ende 2007 erschien im Oppo-Verlag das Buch "Kriegsdienste verweigern - Pazifismus aktuell", das sich mit libertären und humanistischen Positionen zum Antimilitarismus auseinandersetzt. Die sehr lesenswerte aktuelle Textsammlung fordert einen radikalen Antimilitarismus und wendet sich gegen staatliche Gewaltpolitik. Kriegsdienstverweigerung wird grundsätzlich als politische Alternative und Widerstandsoption gegen staatliche Gewaltpolitik begriffen.

Wolfram Beyers Beitrag "Gegen die Gewalt" nimmt ausdrücklich Bezug zu der staatlich gezielten Instrumentalisierung von Religion und Kirchen für eigene militärische Gewaltpolitik. Die uralte Verbindung von Thron und Altar wirke bis heute nach in der Verknüpfung von Religion, Militär und Staat und zeige sich u.a. in religiös durchsetzten Militärritualen wie dem Zapfenstreich oder in der Militärseelsorge.

Sehr interessant ist der Beitrag von Gernot Lennert, DFG-VK-Geschäftsführer in Hessen, zur Kriegsdienstverweigerung. Er analysiert klar, inwiefern auch heute noch Kriegsdienstverweigerung weitestgehend als Ausnahmerecht verstanden wird. Dafür sind staatliche Interessen an uneingeschränkter militärischer Verfügbarkeit der Bevölkerung maßgebend. KDV "aus Gewissensgründen" trägt die Einschränkung in dieser Benennung schon in sich und ist so gerade kein uneingeschränkt anerkanntes Menschenrecht. Auch Organisationen wie amnesty international bestreiten gegenüber den Staaten nicht das Recht auf Soldaten-Rekrutierung, sondern formulieren KDV ebenfalls als Ausnahmerecht, für das spezielle Gründe geltend zu machen sind. Hier ist eine radikale Umorientierung zu fordern, damit KDV wirklich als Menschenrecht anerkannt wird, auch wenn diese Forderung auf den Widerstand staatlicher Politik stoßen wird.

Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem humanistischen Denken bei Gandhi, dem Zusammenhang von Pazifismus und Humanismus in der französischen Friedensbewegung, um totale Kriegsdienstverweigerung und radikalen Antimilitarismus. Ein Interview mit Helga Weber und Wolfgang Zucht, die u.a. über ihre langjährigen Erfahrungen bei der internationalen W R I (War Resisters International) und über die Strategie direkter gewaltfreier Aktionen berichten, rundet das 160-seitige Buch ab.

Wolfram Beyer (Hg.), Kriegsdienste verweigern - Pazifismus aktuell. Libertäre und humanistische Positionen. Berlin 2007, Oppo-Verlag, 16,- Euro