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Gegen die Logik der Gewalt - Eine Kampagne für die Gewaltfreiheit...
von...das war der Titel einer Veranstaltungsreihe, die die Graswurzelgruppe Oldenburg vom 17.1-26.2.95 in Oldenburg organisierte. Es fanden 7 Abendveranstaltungen zur "Theorie der Gewaltfreiheit"," Geschichte gewaltfreier Aktion" und "gewaltfreie Ansätze" heute statt, sowie eine Zukunftswerkstatt zum Thema gewaltfreie Vernetzung in Oldenburg. Ein gewaltfreies Training mußte leider mangels TeilnehmerInnen abgesagt werden.
Warum eine Veranstaltungsreihe zur Gewaltfreiheit?
Bei unserer politischen Arbeit wurden und werden uns unter anderem immer wieder folgende Dinge deutlich:
1. Selbst bei gewaltfreien AntimilitaristInnen ist das Wissen um Alternativen zur militärischen Gewalt wenig verbreitet, wie zum Beispiel die Diskussion um Bundeswehreinsätze im ehemaligen Jugoslawien zeigte.
2. Das Wissen um die Grundsätze, Wirksamkeit und Wirkungsweise gewaltfreier Aktionen ist, sowohl bei politischen Gruppen, als auch in der Öffentlichkeit, gering.
3. Vor allem bei der rassistischen Gewalt wird oft mit dem Ruf nach verstärkter staatlicher Gewalt reagiert, gewaltfreie Handlungs- und Eingriffsmöglichkeiten werden nicht gesehen.
In unserer Veranstaltungsreihe versuchten wir diese Themen aufzugreifen, und Alternativen vorzustellen (z.B. Vortrag zur sozialen Verteidigung von Christine Schweitzer, Kurztraining zu gewaltfreiem Eingreifen gegen rassistische Gewalt von Robin Kendon). Es war unser Ziel, die Diskussion um alternative Konzepte und Handlungsweisen anzuregen.
Ein weiterer Grund für die Durchführung der Kampagne liegt in der Geschichte der Graswurzelgruppe Oldenburg.
Als eine seit 3 Jahren bestehende Gruppe haben wir die ersten 2 1/2 Jahre intensiv zur Mercedes-Benz Teststrecke im Papenburger Moor gearbeitet, parallel allerdings schon immer Aktionen wie den Tag X zur Abschaffung des Asylrechts, Gorleben, Brokdorf... unterstützt.
Die Beschäftigung mit diesen Themen führte zu einer Verlagerung des inhaltlichen Schwerpunkts, der Anfang 1994 mit der Umbenennung in Graswurzelgruppe Oldenburg zu Ausdruck gebracht wurde.
Die Durchführung der Kampagne für die Gewaltfreiheit beinhaltete neben dem Organisatorischen eine intensive Auseinandersetzung für uns mit gewaltfreie Politik und Utopie, und diente damit auch zur Klärung unserer eigenen Standpunkte (... es war sozusagen unser Einstieg ins graswurzlerische Dasein und Schaffen....).
Reaktionen:
Die Reaktionen, die wir bekamen, waren zum überwiegenden Teil positiv. Die Veranstaltungen wurden relativ gut besucht (35-70 Menschen pro Veranstaltung). Die Menschen, die kamen, waren nicht wie üblich, aus den bekannten StudentInnen- und Szenekreisen, sondern es waren viele ältere Menschen dabei, die sich speziell für ein Thema interessiert hatten, und darüber die gesamte Kampagne kennenlernten. Eine Frage, die uns häufig gestellt wurde, war: "Was ist und macht eigentlich eine Graswurzelgruppe?" Wir hatten den Eindruck, daß die zunehmende Gewalt die Menschen erschreckt, und sie allein schon durch den Titel der Kampagne "Gegen die Logik der Gewalt" auf die Veranstaltungen aufmerksam wurden. Gefragt wurde oft, wie zum Beispiel beim antirassistischen Kurztraining und bei der Veranstaltung "gewaltfreie Nachbarschaftshilfe" nach wirklich konkreten Vorschlägen und Möglichkeiten zur Verhinderung von/ oder Eingreifen bei Gewalttaten.
Auch die Presse nahm unsere Mitteilungen positiv auf. Die Oldenburger Regionalzeitung "NordWestZeitung" druckte einen 5-spaltigen Artikel mit der Überschrift "Gewaltfreie Revolution und waffenloser Widerstand". Etwas, das es noch nie gegeben hatte, denn normalerweise werden Beiträge aus "linken, politischen Kreisen" grundsätzlich ignoriert oder diffamiert.
Die einzigen, die mit relativen Unverständnis reagierten, waren Teile der autonomen Szene aus Oldenburg. Doch da eine inhaltliche Auseinandersetzung um unsere und ihre politischen Inhalte schon lange fällig ist, führt der aus dem geäußerten Unverständnis heraus entstandene Gesprächs- und Klärungstermin hoffentlich zu einem konstruktiven Resultat.
Obwohl eine tiefergehende Auswertung erst noch stattfinden wird, kann an dieser Stelle schon einmal gesagt werden, daß die Veranstaltungsreihe ein Erfolg war, und wir hoffen, daß vielleicht einige Gedanken und Aussagen zur Gewaltfreiheit in den Köpfen und Handlungen der BesucherInnen weiter fortbestehen.