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Kongress gegen Bundeswehr an Schulen
GegenWehr – Kongress gegen die Militarisierung der Schulen
Über 120 größtenteils junge Menschen kamen am 8.2.2025 zum GegenWehr-Kongress nach Köln. Die junge GEW NRW, die Landesschüler*innenvertretung NRW und das Bündnis „Schule ohne Bundeswehr NRW“ hatten eingeladen.
„Die deutsche Regierung investiert Milliarden in die Bundeswehr, um ‚kriegstüchtig‘ zu werden, während dringend benötigte Mittel für ein zukunftsorientiertes Bildungssystem hinten anstehen. Stattdessen marschiert die Bundeswehr in den Schulen auf – einerseits um Krieg statt Diplomatie als bevorzugten Lösungsansatz internationaler Konflikte anzupreisen, andererseits um Schüler*innen zu rekrutieren.“ So wurde im Einladungsflyer die aktuelle Situation beschrieben.
Beim Auftaktpodium erläuterten die Veranstalter*innen ihre Motivation für die Organisation des Kongresses. Katharina Niebergall von der jungen GEW betonte, dass sich die GEW gegen Jugendoffizier*innen im Unterricht und gegen Bundeswehr-Werbung an Schulen ausspreche. Außerdem berichtete sie, dass dem Gewerkschaftstag ein Antrag vorliegen werde, sich gegen einen neuen Wehrdienst auszusprechen. Elise Kopper von Schule ohne Bundeswehr berichtete über die Arbeit des Bündnisses in den vergangenen Jahren. Sie verwies auf die Notwendigkeit, den Protest gegen Bundeswehr an Schulen möglichst medienöffentlich zu machen, um viele Menschen zu erreichen. Die Bundeswehr sei kein Arbeitgeber wie jeder anderer: Sexistische und rassistische Vorfälle seien in der Armee an der Tagesordnung. Dass zum Soldatentum die Bereitschaft zum Getötet-werden ebenso gehöre wie die Bereitschaft, zu töten, werde in der Werbung nur am Rande behandelt. Marc Ellmann war als Vertreter der bayrischen GEW eingeladen, um über die Zuspitzung der Situation durch das bayrische Bundeswehr-Gesetz zu berichten, das die Verpflichtung enthält, Jugendoffizier*innen an Schulen einzuladen. Dieses Gesetz drohe als Vorbild auch von anderen Bundesländern übernommen zu werden. In Bayern klagen nun 17 Verbände gegen das Gesetz, darunter die GEW und auch die bayrische DFG-VK. Elias von der Landeschüler*innenvertretung verwies darauf, dass die Bundeswehr pro Jahr 100.000 Schüler*innen erreiche. Dagegen müsse man aktiv werden, auf Lehrer*innen und Schüler*innen einwirken, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Eine Möglichkeit sei, per Schulkonferenz-Beschluss Bundeswehrbesuch abzulehnen.
In sieben Workshops setzten sich dann die Teilnehmer*innen mit verschiedenen Aspekten der Militarisierung der Schulen auseinander. Von der Frage, wie man im Unterricht gegen Bundeswehr argumentieren könne und wieso die Bundeswehr keine sichere Jobperspektive biete über die Frage, warum wir überhaupt kriegstüchtig werden sollen bis zu Alternativen zu Krieg und Rüstung reichte das Themenspektrum. Im Workshop „Warum kriegstüchtig werden? —Werden noch mehr Waffen Frieden schaffen?“ ging es z.B. um die Frage, wie stichhaltig die vorgebrachten Begründungen für die Notwendigkeit einer Kriegstüchtigkeit Deutschlands sind. Dabei wurde u.a. die neue Greenpeace-Studie „Wann ist genug genug“ angesprochen, die eine eindeutige militärische Überlegenheit der NATO gegenüber Russland nachweist. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung bereits Meilensteine auf dem Weg zur Kriegstüchtigkeit setzte und daher eine Debatte, wohin uns eine solche Militarisierung bringe, dringend notwendig sei. Von den Teilnehmer*innen angeregt wurde auch eine Handreichung für Lehrer*innen, in der Argumente und Fakten gegen die Kriegstüchtigkeit vorgestellt werden.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen aus den Workshops waren überwiegend positiv. Und auch die im Anschluss vorgestellte Abschlussresolution des Kongresses, den die Veranstalter-Organisationen formuliert hatten, wurde mit allgemeinem Beifall bedacht.
Damit die Beschäftigung mit der aktuellen Militarisierung der Schulen kein einmaliges Ereignis bleibt, versammelten sich die Kongress-Teilnehmer*innen dann noch in regionalen Vernetzungsrunden. Dort wurden Kontakte geknüpft und Möglichkeiten gemeinsamer Aktivitäten ausgetauscht. Diese regionalen Netzwerke sollen auch weiterhin von den Kongressveranstalter*innen begleitet und unterstützt werden.
Die Tatsache, dass nicht Organisationen der Friedensbewegung diesen Kongress angeregt haben, sondern die schulischen Akteure, macht Hoffnung, dass die Diskussion an den Schulen selber wieder stärker in Gang kommt. Auch der Altersdurchschnitt des Kongresses ist ein ermutigendes Zeichen, dass die kritische Haltung zu Militär und Rüstung weiterhin auch in der jungen Generation wach gehalten bleibt.
Weitere Infos unter https://www.schule-ohne-bundeswehr-nrw.de/2024/11/30/gegenwehr-kongress-gegen-die-militarisierung-der-schulen/
Joachim Schramm ist Landesgeschäftsführer bei der DFG-VK NRW und aktiv im Bündnis "Schule ohne Bundeswehr NRW".