Dr. med. Walter Horless schickte uns zum Schwerpunktt­hema einen Meinungs-Beitrag, den wir gekürzt wiederge­ben:

Globale Alternative: Gewaltfreiheit oder Untergang!

Diese These scheint auf den ersten Blick sehr gewagt. Ist Gewalt nicht unvermeidlich? Wird nicht alles Leben auf dieser Welt von Gewalt be­stimmt? Wo wir auch hinsehen in nichtzivilisierten Ländern: Gewalt und Mord sind alltäglich und viele Ordnungshüter resignieren vor ihr, ja wenden sie selbst unbarmherzig und grausam an.

Und dennoch spricht die Friedensbewe­gung Überall von der Notwendigkeit der Gewaltfreiheit. (Man sollte streng unter­scheiden zwischen der resignierenden "Gewaltlosigkeit" und der aktiven, ge­waltüberwindenden "Gewaltfreiheit").

Ist dies nur eine Utopie, ein realitäts­fremder Traum? NEIN! Zum ersten Mal in der Weltgeschichte haben zivilisierte Völker bewiesen, da· auch die absolute Gewalt eines autoritären Regimes ge­waltfrei überwunden werden kann. Die drei osteuropäischen Länder Polen, der sowjetisch besetzte Teil Deutschlands und die beiden Völker der CSFR haben in unblutigen Revolutionen das Joch ab­geschüttelt. Das gibt der Idee eines ge­waltfreien Miteinanderlebens aller Völker und Rassen auf diesem bedrohten und lebensgefährdeten Planeten Erde starken neuen Auftrieb und es lohnt sich, diese neue Idee immer wieder zu diskutieren und allen Menschen näher zu bringen.

Warum hängt zum ersten Mal in der Weltgeschichte das Überleben der Menschheit vom Erlernen gewaltfreier Verhaltensweisen ab?

Im Grunde weiß· es jeder, nur angesichts der allgegenwärtigen Gewalt wagen nur wenige, es auszusprechen. In der Wirt­schaft herrscht ein erbarmungsloser Konkurrenzkampf, in dem täglich hun­derte kleiner Firmen, Handwerker und Bauern ihre Existenz verlieren. Wir fin­den es selbstverständlich, da· Banken und Gläubiger ihre Schuldner skrupellos verfolgen und etliche in den Freitod treiben. Von den vielen anderen Er­scheinungsformen der Gewalt in den Medien und auf unseren Straßen will ich hier gar nicht sprechen.

Es scheint mir wichtiger darzulegen, warum die Menschheit im Atomzeitalter von der Gewalt Abstand nehmen muß - so oder so, bei Strafe der Selbstver­nichtung. Die neue Kriegsgefahr am Golf ist hier vielleicht das beste Bei­spiel. Jeder Eingeweihte weiß·, da· wir im Zeitalter des dreißigfachen "overkills" leben, um einmal dieses zy­nische Wort der Amerikaner zu verwen­den.

Ist die Menschheit noch zur Einsicht, zur Vernunft fähig? Am 30. Oktober hielt die Welt den Atem an, als sowohl SuddamHussein als auch US-Baker öf­fentlich erklärten, da· ein Krieg unver­meidlich geworden sei. Zum Glück ha­ben beide schon am nächsten Tag einge­sehen, da· dieses verbale Säbelrasseln unangemessen war: Wer noch einen Funken Vernunft hat, weiß· genau, da· man auf einem Pulverfass· nicht zündeln darf. So wird es hoffentlich ebenso wie im Tierreich beim KÑmpfen um die Vormachtstellung bei Drohgebärden und Geplänkeln bleiben, bis der "Klügere endlich nachgibt". Vielleicht kommt uns auch wieder einmal die Na­tur zu Hilfe. Der kostspielige Auf­marsch der Giganten um das kleine Kuwait wird eines Tages für alle Betei­ligten zu zermürbend und im heißen Sand der Wüste zu verlustreich werden. Dann können Stimmen der Vernunft in den Vereinten Nationen lauter werden und schließlich ein Kompromiß gefun­den werden. Wenn das ohne Krieg ge­lingt, dann wäre das ein weiterer glo­baler Sieg der Gewaltfreiheit. Es wäre ein weitere Schritt zur notwendigen Umerziehung der Menschheit, zur Ab­sage an die Gewalt, zum friedlichen Miteinander statt eines gemeinsamen Unterganges. Wir brauchen jetzt diese Gemeinsamkeit, um unseren wunder­schönen Planeten noch einmal vor der Vernichtung durch Gewalttäter, Herrschsüchtige und Größenwahnsin­nige zu retten.

 

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